5.
Nach wenigen Tagen ging das Gerücht, wir sollten verhört werden. Es kam aber auch aus der Stadt mein Vater, ganz von Gram verzehrt; er stieg zu mir hinauf, um mich zu Fall zu bringen, und sagte: Tochter, erbarme dich meiner grauen Haare, erbarme dich deines Vaters, wenn du mich noch für wert hältst, dein Vater zu heißen; wenn ich dich mit diesen Händen zu solcher Blüte des Alters aufgezogen, wenn ich dich allen deinen Brüdern vorgezogen habe, so gib mich nicht dem Spotte der Menschen preis. Blicke auf deine Brüder, blicke auf deine Mutter und deine Tante, blicke auf dein Kind, das nach deinem Tode nicht wird fortleben können. Beuge deinen Sinn, richte uns nicht alle zugrunde, denn keiner von uns wird freimütig reden, wenn dir etwas Schlimmes zustößt. Das sagte er in seiner väterlichen Liebe; er küßte mir die Hände, warf sich zu meinen Füßen und nannte mich unter Tränen nicht mehr Tochter, sondern Frau. Mich schmerzte das Schicksal meines Vaters, daß er allein von meiner ganzen Familie sich über meine Leiden nicht freuen würde; ich tröstete ihn mit den Worten: Das wird auf jener Bühne geschehen, was Gott will; denn wisse, daß wir nicht in unserer, sondern in Gottes Gewalt sein werden. Und er ging traurig von mir hinweg.