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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
5.
Quod autem etiam stellae calumniamini, qua magi ad Christum infantem adorandum perducti sunt, non erubescitis, cum vos commenticium Christum vestrum, filium commenticii primi hominis vestri, non sub stellae testificatione ponatis, sed in stellis omnibus colligatum esse dicatis? p. 258,7
Quia videlicet principibus tenebrarum commixtum esse creditis in illo bello, quo ipse primus homo vester cum tenebrarum gente pugnavit, ut de ipsis principibus tenebrarum tali commixtione captis mundus fabricaretur.
Unde ista sacrilega deliramenta vos cogunt non solum in caelo atque in omnibus stellis, sed etiam in terra atque in omnibus, quae nascuntur in ea, confixum et colligatum atque concretum Christum dicere non iam salvatorem vestrum sed a vobis salvandum, cum ea manducatis atque ructatis.
Nam et ista inpia vanitate seducti seducitis auditores vestros, ut vobis cibos afferant, quo possit ligato in eis Christo subveniri per vestros dentes et ventres.
Talibus enim auxiliis eum solvi et liberari praedicatis. p. 258,20
Nec saltem totum, sed adhuc licet exiguas sordidasque reliquias eius in stercoribus remanere contenditis, ut in aliis atque aliis rerum corporalium formis iterum atque iterum implexae implicataeque teneantur, et si mundo stante solvi et purgari non potuerint, iam illo igne ultimo, quo ipse mundus ardebit, solvantur atque purgentur.
Nec tamen etiam tunc totum Christum dicitis posse liberari, sed eius bonae divinaeque naturae novissimas residuasque particulas, quae ita sordidatae sunt, ut nullo modo dilui valeant, damnari in aeternum confixas globo horrido tenebrarum.
Ecce qui se fingunt indignari, quod filio dei fiat iniuria, quia eum natum stella demonstrasse dicatur, tamquam genesis eius sub fatali constellatione sit constituta, cum eum ipsi non tantum sub stellarum conexione, sed in vinculis omnium terrenorum et in sucis omnium herbarum et in putredine omnium carnium et corruptione omnium ciborum ita ligatum pollutumque constituant, ut ex magna, non tamen ex tota parte solvi purgarique non possit, nisi et ab hominibus, electis videlicet Manichaeorum, etiam in porris radiculisque ructetur. p. 259,11
Et nos quidem sub fato stellarum nullius hominis genesim ponimus, ut liberum arbitrium voluntatis, qua vel bene vel male vivitur, propter iustum iudicium dei ab omni necessitatis vinculo vindicemus: quanto minus illius temporalem generationem sub astrorum condicione credimus factam, qui est aeternus universorum creator et dominus.
Itaque illa stella, quam viderunt magi, Christo secundum carnem nato non ad decretum dominabatur, sed ad testimonium famulabatur, nec eum subiciebat imperio, sed indicabat obsequio. p. 259,19
Proinde non ex illis erat haec stellis, quae ab initio creaturae itinerum suorum ordinem sub creatoris lege custodiunt, sed novo virginis partu novum sidus apparuit, quod ministerium officii sui etiam ipsis magis quaerentibus Christum, cum ante faciem praeiret, exhibuit, donec eos usque ad ipsum locum, ubi dei verbum infans erat, praeeundo perduceret.
Qui tandem astrologi ita constituerunt hominum nascentium fata sub stellis, ut aliquam stellarum homine aliquo nato circuitus sui ordinem reliquisse et ad eum, qui natus est, perrexisse, asseverent? Sortem quippe nascentis astrorum ordini colligari arbitrantur, non astrorum ordinem ad hominis nati diem posse mutari.
Quapropter si stella illa ex his erat, quae in caelo peragunt ordines suos, quomodo poterat decernere, quod natus Christus acturus erat, quae nato Christo iussa est relinquere, quod agebat? p. 260,5
Si autem, ut probabilius creditur, ad demonstrandum Christum, quae non erat, exorta est, non ideo Christus natus est, quia illa exstitit, sed ideo illa exstitit, quia Christus natus est.
Unde, si dici oporteret, non stellam Christo, sed Christum stellae fatum fuisse diceremus.
Ipse quippe illi, non illa huic nascendi attulit causam. Si ergo sunt fata, quae a fando, id est a dicendo appellata sunt, quoniam Christus verbum dei est, in quo, antequam essent, dicta sunt omnia, non consortium siderum fatum Christi est, sed fatum etiam siderum Christus est, qui et ipsam carnem sub caelo creatam ea voluntate assumpsit, qua etiam caelum creavit, ea potestate deposuit et recepit, qua etiam sideribus imperavit. p. 260,17
Übersetzung
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Gegen Faustus
5.
Wenn ihr aber auch noch den Stern verunglimpft, durch den die Magier zum Christuskind geführt wurden, um es zu verehren, werdet ihr da nicht rot vor Scham, da ihr ja euren erfundenen Christus, den Sohn eures erfundenen Ersten Menschen, zwar nicht unter das Zeugnis des Sterns stellt, aber ihn dafür in sämtlichen Sternen gefesselt sein lässt? Denn ihr glaubt ja, dass sich euer Erster Mensch in jenem Krieg, in dem er persönlich gegen das Reich der Finsternis kämpfte, mit den Fürsten der Finsternis vermischt habe, damit aus eben diesen Fürsten der Finsternis, durch solcherart Vermischung gefangengesetzt, der Kosmos erbaut würde. Also zwingen euch diese gotteslästerlichen Albernheiten, Christus, da er nicht nur im Himmel und in sämtlichen Sternen, sondern auch in der Erde und in allem was auf ihr wächst festgenagelt, angekettet, eingewachsen ist, nicht mehr als euren Erlöser zu bezeichnen, sondern als einen, der von euch erlöst werden muss, indem ihr diese Pflanzen esst und nachher rülpst. Durch diese gottlosen Phantastereien selber verleitet, verleitet ihr nämlich eure Hörer, euch Speisen zu bringen, um so dem in ihnen gefesselten Christus mit euren Zähnen und Mägen zu Hilfe kommen zu können. Denn mit solchen Hilfsaktionen, verkündigt ihr, könne er herausgelöst und befreit werden. Wenigstens nicht der ganze Christus, aber immerhin Reste von ihm, zwar winzige und schmutzige, blieben aber, wie ihr behauptet, in den Exkrementen zurück, um immer und immer wieder, in verschiedenste Ausprägungen körperlicher Dinge verflochten und verwickelt, festgehalten zu werden, und, falls sie, solange der Kosmos besteht, nicht herausgelöst und gereinigt werden könnten, erst in jenem letzten Feuer, in dem auch der Kosmos selber verbrennen wird, herausgelöst und gereinigt zu werden. Aber selbst dann könne nicht der ganze Christus befreit werden, sondern die allerletzten noch zurückbleibenden Partikeln seiner guten und göttlichen Natur, die sosehr verschmutzt sind, dass sie auf keine Weise herausdestilliert werden können, würden dann dem Fluch anheim fallen, für alle Ewigkeit an den schrecklichen Klumpen der Finsternis gefesselt. Schau dir die Menschen an, die da Entrüstung heucheln über das Unrecht, das dem Sohn Gottes angetan werde, wenn gesagt wird, dass ein Stern seine Geburt angezeigt habe, als ob damit seine Geburt schicksalshaft von derStellung der Gestirne abhängig gemacht wäre, während sie selbst ihn so fest verkettet und verunreinigt sein lassen, – und zwar nicht nur in seiner Fesselung an die Sterne, sondern auch im Gefängnis sämtlicher irdischer Wesen, in den Säften sämtlicher Pflanzen, in der Fäulnis sämtlicher fleischlicher Körper, in der Vergänglichkeit sämtlicher Speisen –, dass er nur herausgelöst und gereinigt werden kann – und auch dann nur grossenteils, nie aber vollständig–, wenn er von Menschen, natürlich von den Auserwählten unter den Manichäern, etwa beim Lauch- oder Radieschen-Essen herausgerülpst wird.
Um zu uns zurückzukommen, wir überlassen keines einzigen Menschen Geburt dem Schicksalsspruch der Sterne, weil wir den freien Willensentscheid, nach dem einer entweder gut oder böse leben kann, wegen des gerechten Gerichts Gottes vor jeder Fessel der Unabänderlichkeit bewahren wollen: noch viel weniger glauben wir daran, dass die zeitliche Geburt desjenigen, welcher der ewige Schöpfer und Herr aller Dinge ist, unter dem Gesetz der Gestirne erfolgt ist. Jener Stern, den die Magier gesehen haben, war also für den dem Fleisch nach geborenen Christus nicht ein Herr, der Befehle erteilte, sondern ein Diener, der Zeugnis für ihn ablegte, er unterwarf ihn nicht mit seiner Herrschergewalt, sondern kündigte ihn an mit seiner Dienstbereitschaft. Ferner gehörte er nicht zu jenen Sternen, die seit Beginn der Schöpfung unter dem Gesetz des Schöpfers ihre ordentlichen Bahnen verfolgen, sondern es erschien für die neuartige Geburt einer Jungfrau ein neues Gestirn, welches die ihm gestellte Aufgabe auch für die Magier, die Christus suchten, erfüllte, indem es vor ihrem Angesicht einherging, bis es sie, ihnen vorausgehend, an jenen Ort geführt hatte, wo das neugeborene Wort Gottes sich befand. Und welcher Astrologe schliesslich hat je die Aussage „das Schicksal der Menschen ist bei der Geburt den Sternen unterworfen“ ernsthaft so erklärt, irgend ein Stern habe bei der Geburt eines Menschen seine ordentliche Bahn verlassen und sei zu dem, der geboren wurde, hingegangen? Sie glauben ja, dass das Los des Neugeborenen mit der Anordnung der Gestirne verknüpft sei, nicht aber, dass die Anordnung der Gestirne auf den Tag der Geburt hin sich verändern könne. Abschliessend kann man sagen: Wenn jener Stern einer von denen war, die am Himmel ihre Kreise ziehen, wie hätte er da bestimmen können, was der eben geborene Christus in der Zukunft tun wird, da er selber ja bei der Geburt Christi den Befehl erhielt, das was er gerade tat aufzugeben? Wenn aber, was glaubwürdiger ist, ein Stern aufging, der vorher nicht da war, um Christus zu zeigen, dann ist nicht Christus deswegen geboren, weil jener auftrat, sondern jener ist deswegen aufgetreten, weil Christus geboren wurde.
Daher würden wir, wenn wir uns entscheiden müssten, nicht sagen, dass der Stern für Christus, sondern dass Christus für den Stern schicksalbestimmend geworden ist. Denn Christus gab ja dem Stern, nicht der Stern Christus Anlass zur Geburt. Wenn es also fata, d.h. Schicksalsbestimmungen gibt, ein Wort, das sich von fari ableitet, was soviel wie „sagen“ bedeutet, lässt sich aus dem Faktum, dass Christus das Wort Gottes ist, in dem alles, bevor es existierte, gesagt war, erschliessen, dass nicht das Zusammenspiel der Gestirne schicksalsbestimmend für Christus ist, sondern dass Christus auch für die Gestirne schicksalsbestimmend ist, er der sogar seinen Leib, der unter dem Himmelszelt geschaffen wurde mit demselben freien Willensentscheid annahm, mit dem er auch den Himmel schuf, mit derselben Verfügungsgewalt ablegte und wiederaufnahm, mit der er auch den Gestirnen gebot.