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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
1.
Faustus dixit: Accipis ergo generationem? Equidem conatus diu sum hoc ipsum, qualecumque est, persuadere mihi, quia sit natus deus, sed offensus duorum maxime evangelistarum dissensione, qui genealogian eius scribunt, Lucae et Matthaei, haesi incertus, quemnam potissimum sequerer. p. 261,25
Fieri enim posse putabam, ut, quia praescius non sum, quem mentiri existimarem, ipse diceret verum, et quem vera loqui, ipse forsitan mentiretur.
Infinita ergo eorum praetermissa lite et interminabili mihi ad Iohannem Marcumque me contuli nec impariter a duobus ad duos, et ab evangelistis ad eiusdem nominis professores, quorum mihi principia interim non immerito placuerunt, quia nec David nec Mariam inducunt nec Iosephum, sed Iohannes quidem in principio fuisse verbum dicit et verbum fuisse apud deum et deum fuisse verbum, Christum significans; p. 262,3
Marcus vero evangelium inquit Iesu Christi filii dei, tamquam Matthaeum exprobans, qui posuerit filium David, nisi forte alterum hic et alterum ille adnuntiat Iesum.
Haec ergo ratio est, qua ego non accipio Christum natum.
Tu vero, si tantus es, ut hanc mihi adimas offensionem, effice, ut inter se ipsi conveniant, et utcumque succumbam, quamvis ne sic quidem dignum erit ex utero natum credere deum et deum christianorum.
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Gegen Faustus
1.
Faustus sagte: Anerkennst du also die Geburt? Ich habe fürwahr lange Zeit versucht, mich zu dieser Ueberzeugung durchzuringen, dass Gott geboren wurde, was immer das heissen mag; doch stutzig gemacht durch die Widersprüche vor allem zwischen den zwei Evangelisten, welche seine Genealogie darstellen, nämlich zwischen Lukas (Lk. 3,23) und Matthaeus (Mt. 1,1), wurde ich unsicher und verlegen, welchem von beiden ich nun eher folgen sollte. Ich hielt es nämlich für denkbar, da ich ja nicht Wahrsager bin, dass genau der die Wahrheit sagen könnte, den ich als Lügner vermutete, und vielleicht der lügen würde, von dem ich annahm, dass er die Wahrheit sagte. Ich liess also ihren endlosen und für mich unentscheidbaren Streit auf sich beruhen und wandte mich zu Johannes und Markus, ganz ausgewogen von dem einen Paar zum andern Paar, von den Evangelisten zu den Glaubensverkündern, die den gleichen Titel tragen, an deren Bucheinleitungen ich mittlerweile aus gutem Grund Gefallen fand, da sie weder David noch Maria noch Joseph ins Spiel bringen. Denn Johannes sagt da (Joh. 1,1), am Anfang sei das Wort gewesen und das Wort sei bei Gott gewesen und Gott sei das Wort gewesen, womit er auf Christus hinwies; Markus dagegen sagte (Mk. 1,1): Das Evangelium Jesu Christi, des Sohnes Gottes,als wollte er Matthaeus dafür tadeln, dass er ihn als Sohn Davids aufgeführt habe; es sei denn, dass der Jesus, den der eine ankündigt, nicht identisch ist mit dem Jesus, den der andere ankündigt. Das also ist der Grund, warum ich nicht anerkenne, dass Christus geboren wurde. Falls nun aber du imstande bist, mir dieses Ärgernis aus dem Weg zu räumen, mach, dass die beiden sich einigen, und ich werde mich bedingungslos geschlagen geben, obwohl es auch dann noch ungeziemend ist zu glauben, dass Gott, und obendrein der Gott der Christen, aus dem Mutterleib geboren wurde.