Edition
ausblenden
Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
32.
Certe iam manifestata fallacia convicta discedit; certe iam clarum est non aliud de hac re turbas, aliud secreto discipulos dominum docuisse; certe sine dubitatione perspicitur Manichaeos potius esse mendaces atque fallaces, non Moysen, non Christum, non testamenti utriusque doctrinam ibi figuratam, hic revelatam, ibi prophetatam, hic praesentatam. 481,8 Quomodo ergo nihil eorum catholicos servare putant, quae Moyses scripsit, cum omnia prorsus observent, non iam in figuris, sed in eis rebus, quas illae figurae significando praenuntiarunt? Neque enim, si aliud tempus esset scribendi, aliud legendi, recte diceremus scripturam illam non observare lectorem, quia et ipse characteres illos non faceret, cum illae fuissent figurae sonorum, ille autem iam sonos ipsos expromeret, illarum tamen figurarum non formatione occupatus, sed inspectione commonitus. Ideo autem Iudaei Christo non credebant, quia nec illa, quae Moyses non figurate, sed aperte praeceperat, observabant. p. 481,19 Unde illis dicit: Decimatis mentam et cyminum et relinquitis graviora legis, misericordiam et iudicium, liquantes culicem, camelum autem gluttientes; haec oportebat facere, illa autem non omittere. Unde est et illud, quod traditionibus docebant, quomodo infirmaretur praeceptum dei, quo deferri honorem parentibus iusserat; propter quam superbiam et iniquitatem excaecari meruerunt, ut cetera non intellegerent, quia ea, quae intellegebant, impie contemnebant.
Übersetzung
ausblenden
Gegen Faustus
32.
Sicherlich bricht nun jene Lügenkonstruktion (477,22) zusammen, nachdem sie so klar ans Licht kam und widerlegt wurde; sicherlich ist nun deutlich geworden, dass der Herr in dieser Frage nicht beim Volk die eine Lehre, bei seinen Jüngern im kleinen Kreis dagegen eine andere verkündet hat; sicherlich erkennt man nun zweifelsfrei, dass Lüge und Betrug bei den Manichäern liegt, nicht bei Moses, nicht bei Christus, nicht bei der Lehre der beiden Testamente, die im einen in Form des Modellbildes, im andern in Form der Enthüllung, im einen als Prophetie, im andern als Erfüllung der Prophetie erscheint. Wie kommen also die Manichäer zur Ansicht, dass die Katholiken nichts von dem befolgen, was Moses schrieb, wo sie doch rundweg alles befolgen, allerdings nicht mehr in der Modellbildlichkeit, sondern in jener Wirklichkeitsform, welche durch die Modellbilder symbolhaft angekündigt wurde? So würde man, wenn ein Text zur einen Zeit geschrieben, zu einer andern gelesen würde, ebenso zu Unrecht behaupten, der Leser folge nicht dem Geschriebenen, da er ja die ihm vorliegenden Buchstaben nicht selber nachzeichne; denn jene Buchstaben waren ja bildhafte Darstellungen der Laute, der Leser aber bringt unmittelbar die Laute zum Klingen, und es ist nicht seine Aufgabe, die Schriftbilder nachzuformen, sondern bei ihrem Anblick Impulse zu empfangen. Die Juden aber glaubten deshalb nicht an Christus, weil sie auch jene Gebote nicht befolgten, die Moses nicht als Modellbilder, sondern in unverhüllter Form gegeben hatte. Daher sagt Jesus zu ihnen (Mt. 23,23 f.): Ihr gebt den Zehnten der Minze und des Kümmels, und vernachlässigt das, was von grösserem Gewicht ist vor dem Gesetz, die Barmherzigkeit und das Recht; ihr siebt also die Mücke aus, aber verschluckt das Kamel. Man soll das eine tun, das andere aber nicht unterlassen! Dazu gehört auch, dass sie aufgrund ihrer Überlieferungen lehrten, wie jenes Gebot Gottes, das den Eltern gegenüber Ehrerbietung verlangt (cf. Exod. 20,12/Mt. 15,4), umgangen werden kann (cf. 469,12 ff.); wegen dieser Überheblichkeit und ruchlosen Gesinnung verdienten sie es, mit Blindheit geschlagen zu werden, sodass sie die andern Gebote nicht verstanden, weil sie diejenigen, die sie verstanden, so gottlos missachteten.