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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
18.
Quid habent ergo isti, unde legi et prophetis calumnientur, quod eos Christus solvere venerit potius quam adimplere, quia christiani non observant, quae ibi praecepta sunt, cum ea sola non observent, per quae Christus promittebatur, et ideo non observent magis, quia eadem promissa iam Christus implevit, nec adhuc promittuntur, quia iam impleta sunt, eorumque promissiva signa in eis terminari debuerunt, quos fides Christi haec adimplentis iam talibus imbutos invenerat? Numquid enim non observant christiani, quod in illa scriptura est: Audi, Israhel, dominus deus tuus deus unus est; non facies tibi idolum et cetera huiusmodi? Numquid non observant christiani, quod ibi dicitur: Non accipias nomen domini dei tui in vanum? Numquid ipsum sabbatum, quod ad intellegendam veram requiem pertinet, non observant christiani? p. 517,14 Numquid honorem parentibus christiani non deferunt, quod ibi praeceptum est? Numquid a fornicationibus aut homicidiis aut furtis aut falsis testimoniis, a concupiscenda uxore proximi ‹aut a concupiscenda re proximi› non se temperant christiani, quae omnia in illa lege conscripta sunt? Haec praecepta sunt morum, illa sacramenta sunt promissorum; haec implentur per adiuvantem gratiam, illa per redditam veritatem, utraque per Christum et illam gratiam semper donantem, nunc etiam revelantem, et hanc veritatem tunc promittentem, nunc exhibentem, quia lex per Moysen data est, gratia autem et veritas per Iesum Christum facta est. Denique ista, quae in recte vivente conscientia conservantur, fide per dilectionem operante complentur; illa vero, quae in promittente significatione versata sunt, rebus redditis transierunt. p. 518,1 Ita et ipsa non soluta, sed adimpleta sunt, quia ea non irrita nec fallacia Christus ostendit, cum id quod eorum significatione promittebatur exhibuit.
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Gegen Faustus
18.
Woher nehmen sich die Manichäer also das Recht, Gesetz und Propheten mit ihrer Behauptung zu verunglimpfen, Christus sei gekommen, diese aufzuheben nicht zu vollenden, weil die Christen angeblich die darin enthaltenen Vorschriften nicht einhielten, wo sie doch in Wirklichkeit nur jene Vorschriften nicht einhalten, die der Verheissung Christi dienten, und sie eben deshalb nicht einhalten, weil Christus diese Verheissungen bereits erfüllt hat, was bedeutet, dass das gar keine Verheissungen mehr sind, da sie ja schon erfüllt sind, und dass auch die Zeichen, die jene Verheissungen sichtbar machten, bei eben den Menschen ein Ende finden mussten, die zum Glauben an Christus, den Erfüller dieser Zeichen, fanden, als sie bereits in diese Zeichen eingeweiht waren? Halten sich etwa die Christen nicht daran, wenn in jener Schrift steht: Höre, Israel, der Herr, dein Gott, ist der einzige Gott (deut. 6,4); du sollst dir kein Abbild machen (ib. 5,8), und weiteres dieser Art? Halten sie sich nicht daran, wenn dort steht (ib. 5,11): Du sollst den Namen deines Herrn nicht unnötig in den Mund nehmen? Beachten die Christen etwa die Sabbatruhe nicht (cf. Ib. 5,12), deren Funktion darin besteht, die wahre Ruhe erkennbar werden zu lassen? Ehren etwa die Christen ihre Eltern nicht, wie es dort vorgeschrieben ist (ib. 5,16)? Nehmen die Christen etwa nicht Abstand von Hurerei (ib. 5,18), Mord (ib. 5,17), Diebstahl (ib. 5,19), falschem Zeugnis (ib. 5,20), von der Begierde nach der Frau des Nächsten (ib. 5,21), alles Gebote, die in jenem Gesetz stehen? Diese Gebote regeln die Lebensführung, jene Heilsrituale aber dienen der Verheissung; die Erfüllung dieser Gebote wird möglich durch die Hilfe der Gnade, die Erfüllung jener Heilsrituale durch das Offenbarwerden der Wahrheit, beides aber durch Christus, der uns jene Gnade schon immer schenkte, und sie jetzt auch noch sichtbar machte, und der uns diese Wahrheit damals verhiess und sie jetzt überreichte. Denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben, die Gnade und die Wahrheit aber kamen durch Jesus Christus (Joh. 1,17). Und als letztes: diese Gebote, die durch ein gutes, vom Gewissen bestimmtes Leben erfüllt werden, erreichen ihre Vollkommenheit im Glauben, der durch die Liebe wirksam wird (Gal. 5,6), jene Rituale dagegen, die die Sinnbildfunktion der Verheissung einnehmen, haben ihre Aufgabe erfüllt, seitdem uns die verheissene Wirklichkeit überreicht wurde. So sind auch sie nicht aufgehoben worden, sondern zur Vollendung gelangt, da ja Christus zeigte, dass sie weder überflüssig noch irreführend waren, indem er das, was mit ihrer Sinnbildhaftigkeit verheissen wurde, verwirklichte.