Edition
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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
3. Vos
autem non valentes discernere, quid faciat deus beneficio, quid iudicio, quia et a corde et ab ore vestro longe est psalterium nostrum, ubi dicitur: Misericordiam et iudicium cantabo tibi, domine, quicquid vos pro infirmitate humanae mortalitatis offenderit, alienatis omnino ab arbitrio et iudicio dei veri videlicet habentes paratum alterum deum malum, quem vobis non veritas ostendit, sed vanitas fingit, cui tribuatis non solum quicquid facitis iniuste, verum etiam quicquid patimini iuste, ita deo tribuentes beneficia donorum et ei auferentes iudicia poenarum, quasi de alio dixerit Christus, quod praeparavit ignem aeternum malis, quam de illo, qui facit solem suum oriri super bonos et malos et pluit super iustos et iniustos. p. 571,27 Unde hic tantam bonitatem et ibi tantam severitatem ad unum pertinere deum non intellegitis, nisi quia misericordiam et iudicium cantare non nostis? Nonne idem ipse, qui facit solem suum oriri super bonos et malos, et pluit super iustos et iniustos, frangit tamen ramos naturales et contra naturam inserit oleastrum? Nonne de uno ipso illic dicit apostolus: Vides ergo bonitatem et severitatem dei; in eos quidem, qui fracti sunt, severitatem, in te autem bonitatem, si permanseris in bonitate? Nempe audistis, nempe advertistis, quemadmodum nec deo auferat iudiciariam severitatem nec homini liberam voluntatem. Occultum est, altum est, inaccessibili secreto ab humana cogitatione seclusum est, quemadmodum deus damnet impium et iustificet impium; utrumque enim de illo scripturarum sanctarum veritas loquitur. p. 572,13 Num igitur ideo adversus divina iudicia garrire delectat, quia sunt inscrutabilia? Quanto convenientius, quanto accommodatius est modulo nostro expavescere illic, ubi Paulus expavit, et exclamare: O altitudo divitiarum scientiae et sapientiae dei! Quam inscrutabilia sunt iudicia eius et investigabiles viae eius! Quanto melius est ita mirari, quod investigare non sufficis, quam propterea velle alterum deum malum fingere, quia unum bonum non potuisti comprehendere? Non enim de nomine agitur, sed de opere.
Übersetzung
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Gegen Faustus
3.
Ihr aber vermögt nicht zu unterscheiden, was Gott durch seine Güte, was durch sein Gericht wirkt, da unser Psalm, in dem es heisst (Ps. 100,1): Von deinem Erbarmen und deinem Gericht will ich dir singen, Herr, eurem Herzen und eurem Mund gänzlich fremd ist. Und deshalb sprecht ihr, was immer ihr im Hinblick auf die Schwäche unserer sterblichen Natur anstössig findet, dem Urteils- und Richtspruch des wahren Gottes gänzlich ab. Dafür steht euch natürlich jener zweite, böse Gott zur Verfügung, den euch nicht die Wahrheit offenbart, sondern eure Einbildung vorgaukelt, dem ihr alles, was ihr an Unrecht tut, aber auch alles, was ihr zu Recht erleidet, anlasten könnt. So weist ihr Gott die gabenspendende Güte zu und entzieht ihm das strafende Richten, als ob Christus nicht vom selben Gott gesprochen hätte, der den Bösen das ewige Feuer bereitete (cf. Mt. 25,41), und der seine Sonne über den Guten und den Bösen aufgehen und über die Gerechten und die Ungerechten regnen lässt (cf. Mt. 5,45). Weshalb ihr nicht versteht, dass die so grosse Güte hier und die so grosse Strenge dort zum einen Gott gehören, liegt doch nur daran, dass ihr nicht imstande seid, von seinem Erbarmen und seinem Gericht zu singen (cf. Ps. 100,1)! Ist es nicht derselbe Gott, der seine Sonne über Guten und Bösen aufgehen und über die Gerechten und die Ungerechten regnen lässt (cf. Mt. 5,45), der aber auch natürlich gewachsene Zweige herausbricht und gegen die Natur den Wilden Ölbaum aufpfropft (cf. Rm. 11,17)? Sagt nicht der Apostel an jener Stelle (ib. 11,22) über diesen einen Gott: Du siehst also die Güte und die Strenge Gottes; seine Strenge gegen jene, die herausgebrochen wurden, seine Güte gegen dich, wenn du in seiner Güte verbleibst? Ihr habt es doch sicherlich gehört, ihr habt es sicherlich wahrgenommen, wie er weder Gott die Strenge des Gerichts noch dem Menschen den freien Willen entzieht! Es ist ein Geheimnis, es ist ein Abgrund, es ist in unzugänglicher Abgeschiedenheit dem menschlichen Denken entzogen (571,7), wie Gott den Pflichtvergessenen verurteilt, wie er den Pflichtvergessenen rechtfertigt; denn beides sagt die Wahrheit der Heiligen Schriften von ihm. Ist es etwa deshalb reizvoll, gegen Gottes Entscheidungen loszuziehen, weil sie so unergründlich sind? Wie viel passender, wie viel angemessener wäre es doch, in unserer Kleinheit an jener Stelle zu erschaudern, wo der Apostel erschauderte, und mit ihm auszurufen (ib. 11,33): O Tiefe des Reichtums Gottes an Weisheit und Erkenntnis! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege! Wie viel besser wäre es doch, über das zu staunen, was du nicht zu ergründen vermagst, statt einen zweiten, bösen Gott zu erfinden, weil du den einen, guten nicht begreifen konntest! Es geht uns hier fürwahr nicht um die Benennung, sondern um die Funktion eurer Hyle (cf. 569,10).