Edition
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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
5.
Quid ergo vos tamquam de mandatorum eius perfectione iactatis, quod ea quae in evangelio praecepta sunt operamini? Quid enim illa prodessent, ubi non est fides vera, etiamsi vere implerentur a vobis ? Nonne audistis apostolum dicentem: Si distribuam omnia mea pauperibus et tradam corpus meum, ut ardeam, caritatem autem non habeam, nihil mihi prodest? Quid ergo vos tamquam de christiana paupertate iactatis, cum christiana caritate careatis ? Habent enim inter se quam caritatem vocant etiam latrones sibi debentes facinorosam flagitiosamque conscientiam, sed non caritatem, quam commendat apostolus, et ut eam a ceteris improbandis repundiandisque secerneret, ait alio loco: finis autem praecepti est caritas de corde puro et conscientia bona et fide non ficta. p. 277,6 Unde ergo habere potestis veram caritatem ex fide ficta surgentem? Aut quando vos pigebit fidem vestram pugnare mendaciis, quando et primum hominem vestrum cum suis hostibus in suae naturae veritate manentibus mutabili fallacia dimicasse praedicatis et istum Christum, qui dicit: Ego sum veritas, speciem carnis, mortem crucis, vulnera passionis, cicatrices resurrectionis mentitum esse suadetis? Proinde vos Christo vestro anteponi vultis, si illo mentiente vos adnuntiatis veritatem. Si autem Christum vestrum sectari vultis, quis non in vobis caveat falsitatem, ut in his quoque mandatis, quae vos implere dicitis, non sit nisi sola fallacia? p. 277,17 Quippe cum ausus sit Faustus dicere, quod aes in zonis non portetis – nisi forte ideo verum dixit, quia non aes in zonis, sed et aurum in arcellis et in sacculis habeatis –, nec reprehenderentur ista in vobis nisi quia profitemini aliud et aliter vivitis. Adhuc in rebus humanis est ille Constantius, modo iam frater noster catholicus christianus, qui multos vestrum Romae in domum suam congregaverat propter implenda praecepta Manichaei, satis quidem vana et inepta, sed tamen quae magna existimatis: quibus cum vestra infirmitas cederet, dispersi estis quisque in viam suam. Unde illi, qui in eis perdurare voluerunt, a vestra societate schisma fecerunt, et, quia in mattis dormiunt, Mattarii appellantur; a quorum stratis longe dissimiles fuerunt plumae Fausti et caprinae lodices, qua deliciarum affluentia non solum Mattarios fastidiebat, sed etiam domum patris sui hominis pauperis Milevitani. p. 278,5 Auferte ergo perditam simulationem, si de moribus non vultis, saltem de litteris uestris, ne lingua vestra cum vita vestra tamquam ille primus homo cum gente tenebrarum mendacibus non elementis, sed verbis pugnare videatur!
Übersetzung
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Gegen Faustus
5.
Was brüstet ihr euch also mit eurer angeblichen Ausführung seiner Gebote, weil ihr das, was im Evangelium vorgeschrieben ist, tut? Denn was würden diese nützen, wo der wahre Glaube fehlt, selbst wenn sie von euch in Tat und Wahrheit erfüllt würden?
Habt ihr nicht den Apostel gehört, wie er sagte (I Kor. 13,3): Wenn ich alle meine Habe den Armen austeile und wenn ich meinen Leib hingebe zum Verbrennen, die Liebe aber nicht habe, nützt es mir nichts. Was brüstet ihr euch also mit eurer angeblich christlichen Armut, da ihr der christlichen Liebe entbehrt? Denn auch die Räuber, die gegenseitig durch ruchlose und verbrecherische Mitwisserschaft verpflichtet sind, haben unter sich so etwas, was sie Liebe nennen, nicht aber die Liebe, die der Apostel empfiehlt, und von der er an anderer Stelle (I Tim. 1,5) sagt, um sie von den andern, verwerflichen und abzulehnenden Formen der Liebe zu trennen: Das Ziel des Gebotes aber ist die Liebe aus reinem Herzen, aus gutem Gewissen und aus ungeheucheltem Glauben.
Wie könnt ihr also die wahre Liebe haben, da sich eure Liebe aus geheucheltem Glauben erhebt? Und wann werdet ihr euch endlich dafür schämen, dass euer Glaube seinen Kampf mithilfe von Lügen führt, da ihr einerseits verkündigt, euer Erster Mensch habe gegen seine Feinde, die ihrer eigentlichen Natur unveränderlich treu blieben, mit der Kriegslist der Verwandlung gekämpft, andererseits weismachen wollt, unser Christus, der da sagt (Joh. 14,6): Ich bin die Wahrheit, habe die Fleischesgestalt, den Tod am Kreuz, die Wunden der Passion, die Narben nach der Auferstehung nur vorgetäuscht?
Das Fazit: Entweder wollt ihr eurem Christus den Rang ablaufen, wenn ihr als Verkünder der Wahrheit auftritt, während er als Lügner dasteht. Oder aber, wenn ihr eurem Christus nach folgen wollt, müsste sich ein jeder auch bei euch gegen Lug und Betrug vorsehen, indem sich etwa eure Behauptung, dass ihr die Gebote erfüllt, als reines Lügengegespinst erwiese.
Wenn nun also Faustus dreist behauptete, dass ihr kein Geld in eurem Gürtel tragt – (aber vielleicht sagte er ja die Wahrheit, da ihr wirklich kein Geld in eurem Gürtel, dafür aber Gold in Geldkistchen und Geldbeuteln habt), so wisse: dies würde euch, wenn es doch der Fall wäre, gar nicht zum Vorwurf gemacht, wohl aber, dass bei euch Bekenntnis und Leben auseinanderklaffen! Immer noch unter den Lebenden weilt jener Constantius, seit kurzem als katholischer Christ unser Mitbruder, der viele von euch in Rom in seinem Haus versammelt hatte, um die Gebote des Mani zu erfüllen, die zwar ziemlich töricht und lächerlich sind, doch bei euch in hohem Ansehen stehen. Als eure Schwäche diesen Geboten nicht mehr gewachsen war, habt ihr euch voneinander getrennt und jeder ging seinen eigenen Weg. Darauf spalteten sich jene, die diesen Geboten treu bleiben wollten, von eurer Gemeinschaft ab, und nennen sich nun, da sie auf Binsenmatten schlafen, Mattarier; zu deren Schlaflager bildeten die Daunendecken des Faustus und seine Decken aus Ziegenfell einen deutlichen Kontrast, und mit diesem Überfluss an Luxus erzeugte er nicht nur bei den Mattariern Überdruss, sondern auch im Haus seines Vaters, eines bescheidenen Mannes aus Mileve.
Verbannt also eure elende Heuchelei, wenn nicht aus eurem Lebenswandel, dann wenigstens aus euren Schriften, damit nicht der Eindruck entsteht, dass eure Zunge mit eurer Lebensführung, so wie jener Erste Mensch mit dem Volk der Finsternis, – zwar nicht mittels heimtückischer Elemente, wohl aber mittels heimtückischer Reden, im Kampf liege!