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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
74.
Quamobrem si iam tandem intellegit humana duritia atque in rebus rectis voluntas prava atque perversa plurimum interesse, utrum aliquid humana cupiditate vel temeritate admittatur, an dei pareatur imperio, p. 671,27 qui novit, quid, quando, quibus permittat aut iubeat, quid cuique facere patique conveniat, nec bella per Moysen gesta miretur aut horreat, quia et in illis divina secutus imperia non saeviens, sed oboediens fuit, nec deus, cum iubebat ista, saeviebat, sed digna dignis retribuebat dignosque terrebat. Quid enim culpatur in bello? An quia moriuntur quandoque morituri, ut domentur in pace victuri? Hoc reprehendere timidorum est non religiosorum. Nocendi cupiditas, ulciscendi crudelitas, impacatus atque inplacabilis animus, feritas rebellandi, libido dominandi et si qua similia, haec sunt, quae in bellis iure culpantur, quae plerumque ut etiam iure puniantur adversus violentiam resistentium sive deo sive aliquo legitimo imperio iubente gerenda ipsa bella suscipiuntur a bonis, p. 672,13 cum in eo rerum humanarum ordine inveniuntur, ubi eos vel iubere tale aliquid vel in talibus oboedire iuste ordo ipse constringit. Alioquin Iohannes, cum ad eum baptizandi milites venirent dicentes: Et nos quid faciemus? responderet eis: arma abicite, militiam istam deserite, neminem percutite, vulnerate, prosternite! Sed quia sciebat eos, cum haec militando facerent, non esse homicidas, sed ministros legis, et non ultores iniuriarum suarum, sed salutis publicae defensores, respondit eis: Neminem concusseritis, nulli calumniam feceritis, sufficiat vobis stipendium vestrum! Sed quia Manichaei Iohannem aperte blasphemare consuerunt, ipsum dominum Iesum Christum audiant hoc stipendium iubentem reddi Caesari, quod Iohannes dicit debere sufficere militi. p. 672,26 Reddite inquit Caesari, quae Caesaris sunt, et deo, quae dei sunt. Et ad hoc enim tributa praestantur, ut propter bella necessario militi stipendium praebeatur. Merito et illius centurionis dicentis: Et ego homo sum sub potestate constitutus habens sub me milites; et dico huic: ‛Vade’ et vadit, et alio: ‛Veni’ et venit, et servo meo: ‛Fac hoc’ et facit, fidem laudavit, non illius militiae desertionem imperavit. Et de iustis quidem iniustique bellis nunc disputare longum est et non necessarium.
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Gegen Faustus
74.
Wenn daher dein menschlicher Starrsinn und deine verzerrte und verfehlte Einstellung gegenüber Dingen, die sittlich gut sind, endlich erkennt, welch entscheidenden Unterschied es ausmacht, ob eine Tat aus menschlicher Leidenschaft oder Unbesonnenheit, oder aber aus Gehorsam gegenüber dem Befehl Gottes begangen wird, der ja weiss, was er wann und wem zu erlauben oder zu befehlen hat, und was jedem einzelnen an Tun und Erleiden angemessen ist, dann wirst du dich also wohl auch nicht mehr über die Kriege, die Moses führte, wundern oder schockiert sein, da er auch bei diesen Kriegen, weil er dem Befehl Gottes folgte, nicht blutrünstig, sondern gehorsam war, und da auch Gott sie nicht aus Blutrünstigkeit befahl, sondern um jenen, die es verdient hatten, die verdiente Strafe zu erteilen, und jene, die es verdienten, in Schrecken zu versetzen. Was ist denn am Krieg anzuprangern? Etwa dass dabei Menschen, die doch irgendwann sterben werden, den Tod finden, damit die Überlebenden im Frieden als Untertanen weiterleben? Dieser Vorwurf zeugt von Ängstlichkeit, nicht von Gottesfurcht. Nein, was bei Kriegen zu Recht angeprangert wird, sind Exzesse wie Zerstörungswut, grausame Rachelust, ein friedloser und unversöhnlicher Geist, massloser Widerstandswille, Herrschgier und ähnliches; und damit solches auch gerecht bestraft wird, vor allem deshalb nehmen es rechtdenkende Menschen auf sich, diese Kriege, sei es auf Befehl Gottes oder einer legitimierten Herrschaftsgewalt, gegen gewalttätige Widersacher zu führen, wenn sie sich vor eine Situation des Gemeinwesens gestellt sehen, die es rechtfertigt und dazu verpflichtet, eine kriegerische Aktion anzuordnen, oder einer solchen Anordnung Folge zu leisten. Andernfalls hätte ja Johannes den Soldaten, als diese zu ihm kamen, um sich taufen zu lassen und zu ihm sagten (Lk. 3,14): Was sollen denn wir tun?, geantwortet: Werft die Waffen weg, verlasst eure Truppe, schlägt auf niemanden ein, verwundet und erschlägt niemanden! Da er aber wusste, dass sie, wenn sie solches als Soldaten taten, nicht Mörder, sondern Diener des Gesetzes, nicht Rächer persönlichen Unrechts, sondern Verteidiger des Gemeinwohls waren, deshalb antwortete er ihnen (ib.): Misshandelt, verleumdet niemanden, begnügt euch mit eurem Sold! Doch da ja die Manichäer für Johannes nichts anderes als unverhüllte Schmähungen übrig haben, mögen sie den Herrn Jesus Christus selber hören, wie er befiehlt, dem Kaiser den Geldwert zu geben, mit dem sich laut Johannes (Lk. 3,14) der Soldat begnügen soll. Er sagt da (Mt. 22,21): Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! Auch dafür werden ja Steuern entrichtet, damit den für den Krieg notwendigen Soldaten der Sold bezahlt werden kann. Zurecht lobte Christus auch den Glauben jenes Hauptmanns, der sagte (Mt. 8,9 f.): Auch ich bin ein Mensch, der einer Obrigkeit unterstellt ist, und habe selber Soldaten unter mir; und ich sage einem von ihnen: ‛Geh!’, und er geht, und zum andern: ‛Komm!’, und er kommt, und zu meinem Sklaven: ‛Tu dies!’, und er tut es, und er befahl ihm nicht, den Militärdienst zu verlassen. An dieser Stelle auch über die gerechten und ungerechten Kriege zu diskutieren würde zu weit führen, und es ist auch gar nicht notwendig.