Edition
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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
6.
Sed quid vobis faciam, quos contra testimonia scripturarum ita obsurdefecit iniquitas, ut quicquid adversum vos inde prolatum fuerit, non esse dictum ab apostolo, sed a nescio quo falsario sub eius nomine scriptum esse dicere audeatis? Usque adeo a christiana doctrina aperte aliena est quam praedicatis doctrina daemoniorum, ut eam sub christianae doctrinae nomine defendere nulla ex parte possitis, nisi dicatis falsas esse scripturas apostolorum. p. 791,6 Infelices inimici animae uestrae! Quae umquam litterae ullum habebunt pondus auctoritatis, si evangelicae, si apostolicae non habebunt? De quo libro certum erit, cuius sit, si litterae, quas apostolorum dicit et tenet ecclesia ab ipsis apostolis propagata et per omnes gentes tanta eminentia declarata, utrum apostolorum sint, incertum est? Et hoc erit certum scripsisse apostolos, quod huic ecclesiae contrarii haeretici proferunt auctorum suorum nominibus appellati longe post apostolos exsistentium? Quasi vero et in litteris saecularibus non fuerunt certissimi auctores, sub quorum nominibus postea multa prolata sunt et ideo repudiata, quia vel his, quae ipsorum esse constaret, minime congruerunt vel eo tempore, quo illi scripserint, nequaquam innotescere et per ipsos vel familiarissimos eorum in posteros prodi commendarique meruerunt. p. 791,21 Nonne, ut alios omittam, sub Hippocratis medici nobilissimi nomine quidam libri prolati in auctoritatem a medicis non recepti sunt? Nec eos adiuvit nonnulla similitudo rerum atque verborum, quando, comparati eis, quos vere Hippocratis esse constaret, impares iudicati sunt, et quod ab eo tempore, quo et cetera scripta eius, non innotuerunt quod vere eius essent. Hos autem libros, quibus illi, qui de traverso proferuntur, comparati respuuntur, unde constat esse Hippocratis? Unde – si quis hoc neget, nec saltem refellitur, sed ridetur – nisi quia sic eos ab ipso Hippocratis tempore usque ad hoc tempus et deinceps successionis series commendavit, ut hinc dubitare dementis sit! p. 792,5 Platonis, Aristotelis, Varronis, Ciceronis aliorumque eiusmodi auctorum libros unde noverunt homines, quod ipsorum sint, nisi eadem temporum sibimet succedentium contestatione continua? Multi multa de litteris ecclesiasticis conscripserunt, non quidem auctoritate canonica, sed aliquo adiuvandi studio sive discendi. Unde constat, quid cuius sit, nisi quia his temporibus, quibus ea quisque scripsit, quibus potuit insinuavit atque edidit et inde in alios atque alios continuata notitia latiusque firmata ad posteros etiam usque ad nostra tempora pervenerunt, ita ut interrogati, cuius quisque liber sit, non haesitemus, quid respondere debeamus? Sed quid pergam in longe praeterita? Ecce istas litteras, quas habemus in manibus, si post aliquantum tempus vitae huius nostrae vel illas quisquam Fausti esse vel has neget meas, unde convincitur, nisi quia illi, qui nunc ista noverunt, notitiam suam ad longe etiam post futuros continuatis posterorum successionibus traiciunt? p. 792,21 Quae cum ita sint, quis tandem tanto furore caecatur, nisi daemoniorum mendaciloquorum malitiae atque fallaciae consentiendo subversus sit, qui dicat hoc mereri non potuisse apostolorum ecclesiam, tam fidam tam numerosam fratrum concordiam, ut eorum scripta fideliter ad posteros traicerent, cum eorum cathedras usque ad praesentes episcopos certissima successione servarent, cum hoc qualiumcumque hominum scriptis sive extra ecclesiam sive in ipsa ecclesia tanta facilitate proveniat?
Übersetzung
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Gegen Faustus
6.
Doch was soll ich gegen euch ausrichten? Eure Herzenshärte hat euch ja gegenüber den Zeugnissen der Schriften so taub gemacht, dass ihr sogar zu behaupten wagt, alles was man daraus zu euren Ungunsten zitieren könne, sei gar nicht vom Apostel gesagt, sondern von einem unbekannten Fälscher unter dessen Namen geschrieben worden. Die von euch verkündete Lehre der Dämonen läuft ja so offensichtlich der christlichen Lehre zuwider, dass ihr sie nie und nimmer unter dem Titel „Christliche Lehre“ verteidigen könntet, es sei denn, ihr behauptet, die Schriften der Apostel seien verfälscht worden. Ihr unglückseligen Feinde eurer eigenen Seele! Welche Schrift wird je als Autorität auch nur das geringste Gewicht haben, wenn die Schriften des Evangeliums, wenn die Apostelschriften das nicht haben? Bei welchem Buch wird sich je mit Sicherheit sagen lassen, wer es geschrieben hat, wenn sich nicht einmal sicher entscheiden lässt, ob die Schriften, welche die Kirche als Apostelschriften bezeichnet und als solche behandelt, von den Aposteln stammen, jene Kirche, die doch seit den Zeiten eben dieser Apostel fortlebt und sich über alle Völker hin in so herausragender Grösse manifestiert? Dafür soll dann die Autorschaft der Apostel für Texte als gesichert gelten, welche dieser Kirche feindlich gesinnte Häretiker zitieren, die die Namen ihrer lange Zeit nach den Aposteln lebenden Gründer tragen? Als ob es nicht auch in der profanen Literatur bestbezeugte Autoren gegeben hätte, unter deren Namen später vieles publiziert wurde, was man in der Folge als unecht ablehnte, sei es, weil es mit zweifellos authentischen Texten in keiner Weise in Einklang zu bringen war, sei es, weil sein Inhalt zu Lebzeiten jener Autoren es gar nicht wert gewesen wäre, an die Öffentlichkeit zu gelangen und durch die Autoren selber oder Menschen aus ihrem Umfeld der Nachwelt überliefert und ans Herz gelegt zu werden. Sind nicht, um nur ein Beispiel zu nennen, manche unter dem Namen des hochberühmten Arztes Hippokrates publizierte Werke von den Ärzten nicht als Autorität anerkannt worden? Selbst gewisse Ähnlichkeiten inhaltlicher und sprachlicher Art halfen ihnen nicht, weil sie beim Vergleich mit unbestritten Hippokratischen Werken als minderwertig beurteilt wurden, und weil sie nicht schon ebenso lange wie seine übrigen Schriften als echt anerkannt waren. Woher lässt sich nun aber die Gewissheit nehmen, dass die Werke wirklich von Hippokrates stammen, die wir als Referenz nehmen, um jene auf krummem Wege publizierten für unecht erklären zu können? Doch nur daher –wenn jemand das bestreiten wollte, verdient er keine Widerlegung mehr, sondern nur noch Spott– weil eine ununterbrochene Kette von Bezeugungen seit der Zeit des Hippokrates bis in unsere Zeit hinein und noch weiter, uns diese so sehr empfohlen hat, dass es ein Zeichen von Schwachsinn wäre, daran zu zweifeln! Woher wissen die Menschen, dass die Werke von Platon, Aristoteles, Varro, Cicero und anderer bedeutender Schriftsteller wirklich von ihnen stammen? Doch wiederum durch diese fortlaufende Bezeugung über die ganze Reihe sich folgender Zeitepochen hinweg! Zahlreiche Autoren verfassten zahlreiche Werke über die kanonischen Schriften der Kirche, nicht weil sie dafür kanonische Autorität besessen hätten, sondern aus dem Bestreben heraus, andern Hilfe zu bieten, und selber dabei zu lernen. Woher hat man die Gewissheit, was von wem geschrieben ist? Doch nur daher, weil jeder Schriftsteller noch während der Abfassungszeit sein Werk möglichst vielen bekannt machte, es dann veröffentlichte, und weil es dann, indem die Kenntnis davon mehr und mehr Menschen erfasste und sich immer weiter verfestigte, auch zu den nachfolgenden Generationen bis in unsere Gegenwart hinein gelangte, sodass wir die Frage, von wem eine bestimmte Schrift stammt, ohne Zögern beantworten können! Doch was soll ich mich in die ferne Vergangenheit begeben! Nehmen wir die Schrift da, die wir gerade in Händen halten! Wenn nun einige Zeit nach unserem Ableben jemand behaupten würde, dass jener Teil nicht von Faustus stamme, dieser da nicht von mir, wie wird man ihn widerlegen können? Doch nur dadurch, dass Menschen der Gegenwart, denen das Werk bekannt ist, diese Kenntnis über eine ununterbrochene Generationenkette an Menschen weiterleiten, die in ferner Zukunft leben werden! Wer wäre nun angesichts dieser Sachlage von so blindem Wahn geschlagen, –es sei denn, seine Komplizenschaft mit den arglistigen Täuschungsmanövern jener Lügendämonen hätte ihn geistig zerrüttet–, dass er behaupten könnte, die Kirche der Apostel, eine so glaubensstarke, so grosse und einträchtige Gemeinschaft von Brüdern, sei ausserstande gewesen, deren Schriften zuverlässig an die späteren Generationen weiterzugeben, wo sie doch deren Sitze in bestgesicherter Sukzession bis zu den gegenwärtigen Bischöfen bewahren konnte, und wo doch dieses Unterfangen bei den Schriften beliebiger Menschen, sei es ausserhalb der Kirche, sei es in der Kirche selber mit so grosser Leichtigkeit gelingt?