Edition
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De Trinitate
V.
[V] Secundum hanc notitiam cogitatio nostra informatur cum credimus pro nobis deum hominem factum ad humilitatis exemplum et ad demonstrandam erga nos dilectionem dei. Hoc enim nobis prodest credere et firmum atque inconcussum corde retinere, humilitatem qua natus est deus ex femina et a mortalibus per tantas contumelias perducuts ad mortem summum esse medicamentum quo superbiae nostrae sanaretur tumor et altum sacramentum quo peccati vinculum solveretur. Sic et virtutem miraculorum et ipsius resurrectionis eius, quoniam novimus quid sit omnipotentia, de omnipotente deo credimus et secundum species et genera rerum vel natura insita vel experientia collecta de factis huiuscemodi cogitamus ut non ficta sit fides nostra. Neque enim novimus faciem virginis Mariae ex qua ille a viro intacta neque in ipso partu corrupta mirabiliter natus est; nec quibus membrorum lineamentis fuerit Lazarus nec Bethaniam nec sepulcrum lapidemque illum quem removeri iussit cum eum resuscitaret vidimus; nec monumentum novum excisum in petra unde ipse resurrexit; nec montem Oliveti unde ascendit in caelum; neque omnino scimus quicumque ista non vidimus an ita sint ut ea cogitamus; immo vero probabilius existimamus ita non esse. Namque cum alicuius facies vel loci vel hominis vel cuiuslibet corporis eadem occurrerit oculis nostris quae occurrebat animo cum eam priusquam videremus cogitabamus, non parvo miraculo movemur ita raro et paene numquam accidit; et tamen ea firmissime credimus quia secundum specialem generalemque notitiam quae certa nobis est cogitamus. Credimus enim dominum Iesum Christum natum de virgine quae Maria vocabatur. Quid sit autem virgo et quid sit nasci et quid sit nomen proprium non credimus, sed prorsus novimus. Utrum autem illa facies Mariae fuerit, quae occurrerit animo, cum ista loquimur aut recordamur, nec novimus omnino nec credimus. Itaque hic salva fide licet dicere: ‚Forte talem habebat faciem, forte non talem‘; ‚Forte‘ autem ‚de virgine natus est Christus,‘ nemo salva fide Christiana dixerit.
[8] Quamobrem quoniam trinitatis aeternitatem et aequalitatem et unitatem quantum datur intellegere cupimus, prius autem quam intellegamus credere debemus vigilandumque nobis est ne ficta sit fides nostra. Eadem quippe trinitate fruendum est ut beate viviamus; si autem falsum de illa crediderimus, inanis erit spes et non casta caritas. Quomodo igitur eam trinitatem quam non novimus credendo diligimus? An secundum specialem generalemve notitiam, secundum quam diligimus apostolum Paulum? Qui etiam si non ea facie fuit quae nobis occurrit de illo cogitantibus, et hoc penitus ignoramus, novimus tamen quid sit homo. Ut enim longe non eamus, hoc sumus, et illum hoc fuisse et animam eius corpori copulatam mortaliter vixisse manifestum est. Hoc ergo de illo credimus quod invenimus in nobis iuxta speciem vel genus quo humana omnis natura pariter continetur.
Quid igitur de illa excellentia trinitatis sive specialiter sive generaliter novimus, quasi multae sint tales trinitates quarum aliquas experti sumus, ut per regulam similitudinis impressam vel specialem vel generalem notitiam illam quoque talem esse credamus atque ita rem quam credimus et nondum novimus ex parilitate rei quam novimus diligamus? Quod utique non ita est. An quemadmodum diligimus in domino Iesu Christo quod resurrexit a mortuis, quamvis inde neminem umquam resurrexisse viderimus, ita trinitatem quam non videmus et qualem nullam umquam vidimus, possumus credendo diligere? Sed quid sit vivere et quid sit mori utique scimus quia et vivimus et mortuos ac morientes aliquando vidimus atque experti sumus. Quid est autem aliud resurgere nisi reviviscere, id est ex morte ad vitam redire? Cum ergo dicimus et credimus esse trinitatem, novimus quid sit trinitas quia novimus quid sint tria; sed hoc non diligimus. Nam id, ubi volumus, facile habemus, ut alia omittam vel micando digitis tribus. An vero diligimus non quod omnis trinitas sed quod trinitas deus? Hoc ergo diligimus in trinitate, quod deus est. Sed deum nullum alium vidimus aut novimus quia unus est deus, ille solus quem nondum vidimus et credendo diligimus. Sed ex qua rerum notarum similitudine vel comparatione credamus, quo etiam nondum notum deum diligamus, hoc quaeritur.
Traduction
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
5. Kapitel. Wie kann die noch nicht erkannte Dreieinigkeit geliebt werden?
S. 25 Diesem Begriffe gemäß wird unser Gedanke geformt, wenn wir glauben, daß Gott für uns Mensch wurde, um ein Beispiel der Demut zu geben und Gottes Liebe gegen uns zu beweisen. Ist es doch für uns von Segen, zu glauben und fest und unerschütterlich im Herzen zu bewahren, daß die Demut, in welcher Gott von einer Frau geboren und von Sterblichen durch große Schmach hindurch zum Tode geführt wurde, das größte Heilmittel ist, durch welches die Aufgeblasenheit unseres Hochmutes geheilt wird, und ein hohes Geheimnis, durch welches die Fessel unserer Sünde gelöst wird.
So glauben wir vom allmächtigen Gott, weil wir wissen, was Allmacht ist, auch den Machterweis seiner Wunder und Auferstehung, und gemäß den Arten und Gattungen von derartigen Vorgängen machen wir uns auf Grund der angeborenen Natur oder der gesammelten Erfahrungen bestimmte Vorstellungen, auf daß unser Glaube ungeheuchelt sei. So kennen wir ja nicht das Antlitz der Jungfrau Maria, aus welcher Christus wunderbar geboren wurde, ohne daß sie von einem Manne berührt oder in der Geburt selbst verletzt worden wäre. Ebenso haben wir nicht gesehen die leibliche Erscheinung des Lazarus, ebenso nicht Bethanien, auch nicht das Grab und jenen Stein, den er wegbewegen ließ, als er ihn auferweckte,1 auch nicht das neue Grabmal, welches im Felsen ausgehauen war,2 aus dem er selbst auferstand, auch nicht den Ölberg, von dem aus er in den Himmel aufstieg.3 Wir alle, die wir diese Dinge nicht gesehen haben, wissen gar nicht, ob unsere Vorstellungen von ihnen der Wirklichkeit entsprechen; ja es dünkt uns sogar wahrscheinlicher, daß sie ihr nicht entsprechen. Wenn nämlich unseren Augen die äußere Erscheinung S. 26 eines Ortes oder eines Menschen oder irgendeines Körpers begegnet, welche vorher dem Geiste allem begegnete, dann erleben wir, da wir uns von ihr, bevor wir sie sahen, eine bestimmte Vorstellung gemacht hatten, keine geringe Überraschung: so selten oder fast niemals stimmt unsere Vorstellung. Trotzdem haben wir den festesten Glauben an diese Dinge, weil wir uns von ihnen gemäß dem Art- oder Gattungsbegriff, der uns gewiß ist, eine Vorstellung machen. Wir glauben nämlich, daß der Herr Jesus Christus aus einer Jungfrau, die Maria genannt wurde, geboren wurde. Was aber eine Jungfrau ist, was geboren werden, was ein Eigenname ist, das glauben wir nicht, sondern das wissen wir ganz genau. Ob aber Maria jenes Aussehen hatte, das unserer Seele bei dem Gespräch oder bei der Erinnerung an diese Ereignisse vorschwebt, darüber haben wir keinerlei Wissen, das gehört auch nicht zum Glauben. Hier darf man daher, ohne den Glauben zu verletzen, sagen: Vielleicht hatte sie ein solches Aussehen, vielleicht hatte sie es nicht. Niemand aber darf, ohne den christlichen Glauben zu verletzen, sagen: Vielleicht ist Christus von der Jungfrau geboren.
8. Weil wir also die Ewigkeit und Gleichheit und Einheit der Dreieinigkeit, soweit es uns gewährt wird, einzusehen wünschen, bevor wir sie aber einsehen, glauben und sorgfältig darauf achten müssen, daß unser Glaube ungeheuchelt sei — eben diese Dreieinigkeit müssen wir ja genießen, um glückselig zu leben; wenn wir aber von ihr Falsches glauben, dann wird eitel sein unsere Hoffnung und nicht lauter unsere Liebe —, wie können wir da diese Dreieinigkeit, die wir nicht kennen, gläubig lieben? Etwa nach einem Art- oder Gattungsbegriff, wie wir den Apostel Paulus lieben? Wenn dieser auch nicht das Aussehen hat, das uns beim Gedanken an ihn vorschwebt, und wenn wir darüber auch in völliger Unkenntnis sind, so wissen wir doch, was ein Mensch ist. Wir brauchen gar nicht weit zu gehen: Wir S. 27 selbst sind ja Menschen. Es ist offenkundig, daß er das gleiche war und daß seine Seele mit einem Leib verbunden war und ein sterbliches Leben führte. Das also glauben wir von ihm, was wir an uns finden, entsprechend der Art oder Gattung, welche jede menschliche Natur in gleicher Weise umfaßt. Was sollen wir also sagen? Haben wir von jener erhabenen Dreieinigkeit einen Art- oder Gattungsbegriff, gleich als ob es viele solche Dreieinigkeiten gäbe, von denen wir einige aus Erfahrung kennen, um von ihnen aus nach dem Gesetze der Ähnlichkeit gemäß dem uns eingeprägten Art- oder Gattungsbegriff zu dem Glauben zu kommen, jene Dreieinigkeit sei auch so, und so den Gegenstand, den wir glauben und noch nicht kennen, auf Grund der Gleichheit mit jenem Gegenstand, den wir kennen, zu lieben? So verhält sich die Sache sicherlich nicht. Oder können wir, wie wir am Herrn Jesus Christus lieben, daß er von den Toten auferstand, obwohl wir niemals jemanden von den Toten auferstehen sahen, so auch die Dreieinigkeit, die wir nicht sehen und dergleichen wir nie sahen, gläubig lieben? Indes was sterben ist, was leben ist, das wissen wir sicherlich. Wir leben ja selbst und haben schon einmal Tote oder Sterbende gesehen und wissen also darum aus Erfahrung. Was heißt aber auferstehen anderes als wieder lebendig werden, das heißt vom Tode zum Leben kommen? Wenn wir also sagen und glauben, daß es eine Dreieinigkeit gibt, so wissen wir, was Dreieinigkeit ist, weil wir wissen, was drei ist. Aber das lieben wir nicht. Denn das können wir, wo wir wollen, leicht haben, etwa um anderes zu übergehen, beim Spiel mit den drei Fingern.4 Oder aber lieben wir nicht jede Dreiheit, sondern die Dreieinigkeit-Gott? Dann lieben wir also an der Dreieinigkeit, was Gott ist. Aber wir haben doch auch keinen anderen Gott gesehen S. 28 und kennen keinen anderen, da es nur den einen Gott gibt, jenen allein, den wir noch nicht gesehen haben und gläubig lieben. Dann ist aber eben die Frage, von welcher Ähnlichkeit und Vergleichung bekannter Dinge her wir glauben, so daß wir auch den noch nicht bekannten Gott lieben.