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Works Augustine of Hippo (354-430) De Trinitate

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De Trinitate

VIII.

[VIII 12] Nemo dicat: ‚Non novi quod diligam.‘ Diligat fratrem et diligat eandem dilectionem; magis enim novit dilectionem qua diligit quam fratrem quem diligit. Ecce iam potest notiorem deum habere quam fratrem, plane notiorem quia praesentiorem, notiorem quia interiorem, notiorem quia certiorem. Amplectere dilectionem deum et dilectione amplectere deum. Ipsa est dilectio quae omnes bonos angelos et omnes dei servos consociat vinculo sanctitatis, nosque et illos coniungit invicem nobis et subiungit sibi. Quanto igitur saniores sumus a tumore superbiae tanto sumus dilectione pleniores. Et quo nisi deo plenus est, qui plenus est dilectione?

‚At enim caritatem video et, quantum possum, eam mente conspicio et credo scripturae dicenti: Quoniam deus caritas est, et qui manet in caritate in deo manet. Sed cum eam video, non in ea video trinitatem.‘ Immo vero vides trinitatem, si caritatem vides. Sed commonebo, si potero, ut videre te videas; adsit tantum ipsa ut moveamur caritate ad aliquod bonum. Quia cum diligimus caritatem, aliquid diligentem diligimus propter hoc ispum quia diligit aliquid. Ergo quid diligit caritas ut possit etiam ipsa caritas diligi? Caritas enim non est quae nihil diligit. Si autem se ipsam diligit, diligat aliquid oportet ut caritate se diligat. Sicut enim verbum indicat aliquid, indicat etiam se ipsum, sed non se verbum indicat nisi se aliquid indicare indicet; sic et caritas diligit quidem se, sed nisi se aliquid diligentem diligat, non caritate se diligit. Quid ergo diligit caritas nisi quod caritate diligimus? Id autem ut a proximo provehamur frater est. Dilectionem autem fraternam, quantum commendet Iohannes apostolus, attendamus. Qui diligit, inquit, fratrem suum in lumine manet, et scandalum in eo non est. Manifestum est quod iustitiae perfectionem in fratris dilectione posuerit; nam in quo scandalum non est, utique perfectus est. Et tamen videtur dilectionem dei tacuisse. Quod numquam faceret nisi quia in ipsa fraterna dilectione vult intellegi deum. Apertissime enim in eadem epistula paulo post ita dicit: Dilectissimi, diligamus invicem quia dilectio ex deo est, et omnis qui diligit ex deo natus est et cognovit deum. Qui non diligit non cognovit deum, quia deus dilectio est. Ista contextio satis aperteque declarat eandem ipsam fraternam dilectionem (nam fraterna dilectio est qua diligimus invicem) non solum ex deo, sed etiam deum esse tanta auctoritate praedicari. Cum ergo de dilectione diligimus fratrem, de deo diligimus fratrem; nec fieri potest ut eandem dilectionem non praecipue diligamus qua fratrem diligimus. Unde colligitur duo illa praecepta non posse sine invicem. Quoniam quippe deus dilectio est, deum certe diligit qui diligit dilectionem; dilectionem autem necesse est diligat qui diligit fratrem. Et ideo quod paulo post ait: Non potest deum diligere quem non videt, qui fratrem quem videt non diligit, quia haec illi causa est non videndi deum: quod non diligit fratrem. Qui enim non diligit fratrem non est in dilectione, et qui non est in dilectione non est in deo, quia deus dilectio est. Porro qui non est in deo non est in lumine, quia deus lumen est, et tenebrae in eo non sunt ullae. Qui ergo non est in lumine, quid mirum si non videt lumen, id est non videt deum, quia in tenebris est? Fratrem autem videt humano visu quo videri deus non potest. Sed si eum quem videt humano visu, spiritali caritate diligeret, videret deum qui est ipsa caritas visu interiore quo videri potest. Itaque qui fratrem quem videt non diligit, deum quem propterea non videt quia deus dilectio est, qua caret qui fratrem non diligit, quomodo potest diligere? Nec illa iam quaestio moveat: quantum caritatis fratri debeamus impendere, quantum deo. Fratri enim quantum nobis ipsis; nos autem ipsos tanto magis diligimus quanto magis diligimus deum.

Ex una igitur eademque caritate deum proximumque diligimus, sed deum propter deum, nos autem et proximum propter deum.

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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit

8. Kapitel. Wer den Bruder liebt, liebt Gott.

12. Niemand soll sagen: Ich weiß nicht, was ich lieben soll. Er soll den Bruder lieben, und er wird so eben die Liebe lieben. Er kennt ja in größerem Maße die Liebe, durch die er liebt, als den Bruder, den er liebt. Siehe, schon kann ihm Gott bekannter sein als der Bruder, wirklich bekannter, weil gegenwärtiger, bekannter, weil innerlicher, bekannter, weil sicherer. Umfange die Liebe, Gott, und umfange in der Liebe Gott! Die Liebe ist es, welche allen guten Engel und alle Diener Gottes durch das Band der Heiligkeit vereint und uns und sie untereinander S. 37 verbindet und sich untertan macht. Je mehr wir also heil sind von der Aufgeblasenheit des Stolzes, um so mehr sind wir der Liebe voll; und wessen, wenn nicht Gottes, ist jener voll, welcher der Liebe voll ist? Ich sehe nunmehr die Liebe und erblicke sie, soviel ich kann, in meinem Geiste, und ich glaube der Schrift, wenn sie sagt, daß „Gott die Liebe ist und der, welcher in der Liebe bleibt, in Gott bleibt“.1 Aber wenn ich sie sehe, sehe ich in ihr nicht die Dreieinigkeit. Doch du siehst in der Tat eine Dreieinigkeit, wenn du die Liebe siehst. Ich werde dir aber, so gut ich kann, einen Hinweis geben, auf daß du siehst, daß du die Dreieinigkeit siehst. Nur die Liebe selbst soll gegenwärtig sein, daß wir durch sie zu einem Gut hinbewegt werden. Wenn wir nämlich die Liebe lieben, dann lieben wir sie, die etwas liebt, eben deshalb, weil sie etwas liebt. Was also liebt die Liebe, so daß sie auch selbst geliebt werden kann? Die nichts liebt, ist ja keine Liebe. Wenn sie aber sich selbst liebt, dann muß sie etwas lieben, auf daß sie sich als Liebe lieben kann. Wie nämlich das Wort auf etwas hindeutet und auch auf sich selbst hindeutet, aber auf sich als Wort nur hindeutet, wenn es auf seine eigene Hindeutung hindeutet, so liebt auch die Liebe zwar sich; aber wenn sie sich nicht als eine liebende liebt, dann liebt sie sich nicht als Liebe. Was also liebt die Liebe anderes als das, was wir durch die Liebe lieben? Das aber ist, um vom Nächstliegenden auszugehen, der Bruder. Achten wir doch darauf, wie sehr der Apostel Johannes die Bruderliebe empfiehlt. Er sagt: „Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Lichte, und in ihm ist kein Anstoß.“2 Es ist offenkundig, daß er die vollkommene Gerechtigkeit in die Bruderliebe verlegt. Denn derjenige, in dem kein Anstoß ist, ist fürwahr vollkommen. Und doch scheint er von der Gottesliebe geschwiegen zu haben. Das würde er niemals tun, wenn er nicht unter der Bruderliebe auch die Gottesliebe S. 38 verstanden wissen wollte. Ganz klar sagt er nämlich in dem gleichen Brief ein wenig später: „Geliebte, wir wollen einander lieben, weil die Liebe aus Gott ist; und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt. Denn Gott ist die Liebe.“3

Dieser Textzusammenhang offenbart hinreichend deutlich, daß durch eine so große Autorität verkündet wird: Eben dieselbe Bruderliebe — denn Bruderliebe ist es, durch die wir einander lieben — ist nicht nur aus Gott, sondern ist auch Gott. Wenn wir also von der Liebe her den Bruder lieben, dann lieben wir den Bruder von Gott her. Und es kann nicht geschehen, daß wir nicht vor allem eben die Liebe lieben, durch die wir den Bruder lieben. Daraus ergibt sich, daß diese beiden Gebote nicht ohne einander sein können. Weil nämlich „Gott die Liebe ist“,4 liebt jener, welcher die Liebe liebt, sicherlich Gott. Die Liebe aber muß lieben, wer den Bruder liebt. Und deshalb sagt er ein wenig später: „Es kann Gott, den er nicht sieht, nicht lieben, wer den Bruder, den er sieht, nicht liebt.“5 Daß er den Bruder nicht liebt, ist ja für ihn der Grund, daß er Gott nicht sieht. Wer nämlich den Bruder nicht liebt, ist nicht in der Liebe. Und wer nicht in der Liebe ist, ist nicht in Gott, weil Gott die Liebe ist. Wer sodann nicht in Gott ist, ist nicht im Lichte, weil „Gott das Licht ist, und Finsternisse nicht in ihm sind.“6 Wenn also jemand nicht im Lichte ist, was nimmt es da wunder, wenn er das Licht nicht sieht, das heißt, wenn er Gott nicht sieht, weil er in der Finsternis ist? Den Bruder aber sieht er mit menschlichem Auge, mit dem Gott nicht gesehen werden kann. Würde er aber ihn, den er mit menschlichen Augen nicht sehen kann, mit geistiger Liebe lieben, dann würde er ihn, der die Liebe selber ist, mit dem inneren Auge sehen, mit dem er gesehen werden kann. Wer daher den Bruder, den er S. 39 sieht, nicht liebt, wie kann der Gott, den er deshalb nicht sieht, weil Gott die Liebe ist, die derjenige, der den Bruder nicht liebt, nicht besitzt, wie kann dieser Gott lieben? Auch die Frage soll nicht mehr beunruhigen, wieviel Liebe wir dem Bruder, wieviel wir Gott schenken müssen: Gott unvergleichlich mehr als uns, dem Nächsten soviel wie uns selbst. Uns selbst aber lieben wir um so mehr, je mehr wir Gott lieben. Aus einer und derselben Liebe heraus lieben wir also Gott und den Nächsten, Gott jedoch um Gottes willen, uns aber und den Nächsten um Gottes willen.


  1. 1 Joh. 4, 16. ↩

  2. 1 Joh. 2, 10. ↩

  3. 1 Joh. 4, 7 f. ↩

  4. 1 Joh. 4, 8. ↩

  5. 1 Joh. 4, 20. ↩

  6. 1 Joh. 1, 5. ↩

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