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De Trinitate
X.
[X 14] Quid est autem dilectio vel caritas quam tantopere scriptura divina laudat et praedicat nisi amor boni? Amor autem alicuius amantis est, et amore aliquid amatur. Ecce tria sunt, amans et quod amatur et amor. Quid est ergo amor nisi quaedam vita duo aliqua copulans vel copulari appetens, amantem scilicet et quod amatur? Et hoc etiam in extremis carnalibusque amoribus ita est. Sed ut aliquid purius et liquidius hauriamus, calcata carne ascendamus ad animum. Quid amat animus in amico nisi animum? Et illic igitur tria sunt, amans et quod amatur et amor.
Restat etiam hinc ascendere et superius ista quaerere, quantum homini datur. Sed hic paululum requiescat intentio, non ut se iam existimet invenisse quod quaerit, sed sicut solet inveniri locus ubi quaerendum est aliquid. Nondum illud inventum est, sed iam inventum est ubi quaeratur. Ita hoc dixisse suffecerit ut tamquam ab articulo alicuius exordii cetera contexamus.
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
10. Kapitel. In jeder Liebe findet sich eine Dreiheit, die eine Spur der göttlichen Dreieinigkeit ist.
14. Was ist aber die Liebe oder Zuneigung (dilectio vel caritas), welche die Heilige Schrift so sehr lobt und S. 41 verkündet, anderes als die Liebe zum Guten? Die Liebe nun ist die Liebe eines Liebenden, und durch die Liebe wird etwas geliebt. Siehe, da sind drei: der Liebende, das Geliebte und die Liebe. Was ist also die Liebe anderes als eine Art Leben, welches zwei miteinander vereint oder zu vereinen trachtet, den Liebenden nämlich und das Geliebte? Das gilt auch von der äußeren und fleischlichen Liebe. Doch um aus einer reineren und klareren Quelle zu schöpfen, wollen wir das Fleisch hinter uns lassen und zur Seele aufsteigen. Was liebt die Seele im Freunde anderes als die Seele? Auch hier sind also drei: der Liebende, das Geliebte und die Liebe. Auch von hier aus müssen wir zuletzt weiter emporsteigen und nach dem Höheren suchen, soweit es Menschen gewährt wird. Doch soll sich hier unsere Aufmerksamkeit ein wenig Ruhe gönnen, nicht als ob sie glauben sollte, daß sie schon gefunden hat, was sie sucht, sondern wie man eine Stätte findet, an der man etwas suchen will. Es ist noch nichts gefunden, aber man hat doch schon die Stätte gefunden, an der man suchen kann. So möge das Gesagte genügen, auf daß wir das übrige gleichsam von einem neuen Anfang aus weiterspinnen.