Edition
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De Trinitate
IX.
[IX 14] Conceptum autem verbum et natum id ipsum est cum voluntas in ipsa notitia conquiescit, quod fit in amore spiritalium. Qui enim verbi gratia perfecte novit perfecteque amat iustitiam, iam iustus est etiamsi nulla exsistat secundum eam forinsecus per membra corporis operandi necessitas. In amore autem carnalium temporaliumque rerum sicut in ipsis animalium fetibus alius est conceptus verbi, alius partus. Illic enim quod cupiendo concipitur adipiscendo nascitur quoniam non sufficit avaritiae nosse et amare aurum nisi et habeat, neque nosse et amare vesci aut concumbere nisi etiam id agat, neque nosse et amare honores et imperia nisi proveniant. Quae tamen omnia nec adepta sufficiunt: Qui enim biberit, inquit, ex hac aqua sitiet iterum; ideoque et in psalmis: Concepit, inquit, dolorem et peperit iniquitatem. Dolorem vel laborem dicit concipi cum ea concipiuntur quae nosse ac velle non sufficit, et inardescit atque aegrotat animus indigentia donec ad ea perveniat et quasi pariat ea. Unde eleganter in Latina lingua parta dicuntur et reperta atque comperta, quae verba quasi a partu ducta resonant, quia concupiscentia cum conceperit parit peccatum. Unde dominus clamat: Venite ad me omnes qui laboratis et onerati estis, et alio loco: Vae praegnantibus et mammantibus in illis diebus. Cum itaque ad partum verbi referret omnia vel recte facta vel peccata: Ex ore, inquit, tuo iustificaberis et ex ore tuo condemnaberis, os volens intellegi non hoc visibile sed interius invisibile cogitationis et cordis.
Übersetzung
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
9. Kapitel. Bei der Liebe der geistigen Dinge ist Empfängnis und Geburt des Wortes ein und dasselbe, nicht aber bei der Liebe der körperlichen Dinge.
14. Das empfangene und geborene Wort aber ist ein und dasselbe, wenn der Wille in der Kenntnis selbst ruht, was in der Liebe der geistigen Dinge geschieht. Wer nämlich zum Beispiel die Gerechtigkeit vollkommen kennt und vollkommen liebt, ist schon gerecht, auch wenn für ihn gar keine Notwendigkeit besteht, ihr entsprechend äußerlich mit den leiblichen Gliedern zu handeln. Bei der Liebe der fleischlichen und zeitlichen Dinge aber ist wie bei den leiblichen Zeugungen etwas anderes die Empfängnis des Wortes, etwas anderes seine Geburt. Hier wird nämlich, was durch Begehren empfangen wird, durch Erreichen geboren. Es genügt ja für den Geiz nicht, das Gold zu kennen und zu lieben, wenn man es nicht auch besitzt; und es genügt nicht die Speise und den Beischlaf zu kennen und zu lieben, wenn es nicht zur Ausführung kommt, ebenso nicht Ehren und Macht zu kennen und zu lieben, wenn sie sich nicht einstellen. Dies alles freilich genügt auch nicht, wenn es erreicht ist. Die Schrift sagt: „Wer nämlich von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten.“1 Deshalb heißt es auch im Psalm: „Er hat den Schmerz empfangen und die Ungerechtigkeit gezeugt.“2 Empfängnis von Schmerz und Mühsal wird es genannt, wenn empfangen wird, was zu kennen und zu S. 60 wollen nicht genügt, und dessen Mangel die Seele entzündet und krank macht, bis sie es erlangt und gleichsam gebiert. Fein redet man daher in der lateinischen Sprache von parta, reperta und comperta (geboren, gefunden, erfahren). Alle diese Worte sind ihrem Klange nach gleichsam von partus (Geburt) herzuleiten. Wenn nämlich „die Begierlichkeit empfängt, dann gebiert sie Sünde“.3 Deshalb ruft auch der Herr: „Kommet zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid!“4 und an einer anderen Stelle: „Wehe denen, die in jenen Tagen schwanger sind und säugen!“5 Da also alles, sowohl die rechten Taten wie die Sünden, auf die Geburt des Wortes zu beziehen ist, so sagt er: „Aus deinem Munde wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinem Munde wirst du verdammt werden.“6 Unter Mund will er dabei nicht dieses Sichtbare, sondern das unsichtbare Innere unseres Geistes und Herzens verstanden wissen.