Edition
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De Trinitate
VIII.
[VIII 11] Ergo se ipsam quemadmodum quaerat et inveniat, mirabilis quaestio est quo tendat ut quaerat aut quo veniat ut inveniat. Quid enim tam in mente quam mens est? Sed quia in his est quae cum amore cogitat, sensibilibus autem, it est corporalibus, cum amore assuefacta est, non valet sine imaginibus eorum esse in semet ipsa. Hinc ei oboritur erroris dedecus dum rerum sensarum imagines secernere a se non potest ut se solam videat; cohaeserunt enim mirabiliter glutino amoris. Et haec est eis immunditia quoniam dum se solam nititur cogitare hoc se putat esse sine quo se non potest cogitare. Cum igitur ei praecipitur ut se ipsam cognoscat, non se tamquam sibi detracta sit quaerat, sed id quod sibi addidit detrahat. Interior est enim ipsa non solum quam ista sensibilia quae manifeste foris sunt, sed etiam quam imagines eorum quae in parte quadam sunt animae quam habent et bestiae, quamvis intellegentia careant, quae mentis est propria. Cum ergo sit mens interior, quodam modo exit a semet ipsa cum in haec quasi vestigia multarum intentionum exerit amoris affectum. Quae vestigia tamquam imprimuntur memoriae quando haec quae foris sunt corporalia sentiuntur ut etiam cum absunt ista, praesto sint tamen imagines eorum cogitantibus. Cognoscat ergo semetipsam, nec quasi absentem se quaerat, sed intentionem voluntatis qua per alia vagabatur statuat in se ipsa et se cogitet. Ita videbit quod numquam se non amaverit, numquam nescierit, sed aliud secum amando cum eo se confudit et concrevit quodam modo, atque ita dum sicut unum diversa complectitur, unum putavit esse quae diversa sunt.
Übersetzung
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
8. Kapitel. Grund des Irrtums der Seele über sich selbst.
11. Wie sich also der Geist selbst sucht und findet, ist eine seltsame Frage. Wohin trachtet er, um zu suchen, wohin findet er, um ausfindig zu machen? Was ist so sehr im Geiste wie der Geist selbst? Weil indes die sinnfälligen Dinge, das heißt die Körper, an die er in Liebe denkt, eine liebe Gewohnheit geworden sind, vermag er ohne deren Bilder nicht in sich selbst zu sein. Von daher entsteht sein schmählicher Irrtum, da er die Bilder der wahrgenommenen Dinge nicht mehr von sich unterscheiden kann, auf daß er sich allein sähe. Sie hängen nämlich durch den Klebstoff der Liebe auf erstaunliche Weise mit ihm zusammen, und das ist seine Unreinheit, daß er, während er versucht, sich allein zu denken, sich für das hält, ohne das er sich nicht denken kann. Wenn ihm also die Weisung wird, sich selbst zu erkennen, so soll er sich nicht suchen, als ob er sich selbst weggenommen worden wäre; er soll vielmehr wegnehmen, was er zu sich hinzufügte. Er ist nämlich innerlicher nicht nur als das Sinnfällige, das offenkundig draußen ist, sondern auch als dessen Bilder, die in einem bestimmten Teile der Seele sind — diesen haben auch die Tiere, wenngleich sie keine Einsicht haben, die eine Eigentümlichkeit des Geistes ist Da also der Geist innerlicher ist, geht er gewissermaßen aus sich selbst heraus, wenn er die Zuneigung seiner S. 84 Liebe ausschickt nach diesen sinnfälligen Dingen, die als die Spuren vieler Willenshinrichtungen im Geiste zurückbleiben. Diese Spuren werden gleichsam dem Gedächtnis eingeprägt, wenn man die körperlichen Dinge, die draußen sind, wahrnimmt, so daß auch, wenn sie abwesend sind, doch ihre Bilder für die Vorstellung gegenwärtig sind. Der Geist erkenne sich also selbst und suche sich nicht wie einen Abwesenden, sondern richte die Aufmerksamkeit seines Willens, die über andere Dinge hinschweifte, auf sich selbst und denke sich selbst. So wird er sehen, daß er niemals sich nicht liebte, niemals sich nicht kannte. Indem er aber anderes mit sich liebte, verwechselte er es mit sich und wuchs mit ihm gleichsam zusammen, und so hielt er für eines, was verschieden ist, indem er das Verschiedene so zusammenfügte, wie wenn es eines wäre.