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De Trinitate
IV.
[IV 7] Voluntas vero illa quae hac atque hac fert et refert aciem formandam coniungitque formatam, si ad interiorem phantasiam tota confluxerit atque a praesentia corporum quae circumiacent sensibus atque ab ipsis sensibus corporis animi aciem omnino averterit atque ad eam quae intus cernitur imaginem penitus converterit, tanta offunditur similitudo speciei corporalis expressa ex memoria ut nec ipsa ratio discernere sinatur utrum foris corpus ipsum videatur an intus tale aliquid cogitetur. Nam interdum homines nimia cogitatione rerum visibilium vel inlecti vel territi etiam eiusmodi repente voces ediderunt quasi revera in mediis talibus actionibus seu passionibus versarentur. Et memini me audisse a quodam quod tam expressam et quasi solidam speciem feminei corporis in cogitando cernere soleret ut ei se quasi misceri sentiens etiam genitalibus flueret. Tantum habet virium anima in corpus suum et tantum valet ad indumenti qualitatem vertendam atque mutandam quomodo afficiatur indutus qui cohaeret indumento suo. Ex eodem genere affectionis etiam illud est quod in somnis per imagines ludimur. Sed plurimum differt utrum sopitis sensibus corporis sicuti sunt dormientium, aut ab interiore compage turbatis sicuti sunt furentium, aut alio quodam modo alienatis sicuti sunt divinantium vel prophetantium, animi intentio quadam necessitate incurrat in eas quae occurrunt imagines sive ex memoria sive alia aliqua occulta vi per quasdam spiritales mixturas similiter spiritalis substantiae, an sicut sanis atque vigilantibus interdum contingit ut cogitatione occupata se voluntas avertat a sensibus atque ita formet animi aciem variis imaginibus rerum sensibilium tamquam ipsa sensibilia sentiantur. Non tantum autem cum appetendo in talia voluntas intenditur fiunt istae impressiones imaginum, sed etiam cum devitandi et cavendi causa rapitur animus in ea contuenda quae fugiat. Unde non solum cupiendo sed etiam metuendo infertur vel sensus ipsis sensibilibus vel acies animi formanda imaginibus sensibilium. Itaque aut metus aut cupiditas quanto vehementior fuerit tanto expressius formatur acies sive sentientis ex corpore quod in loco adiacet sive cogitantis ex imagine corporis quae memoria continetur.
Quod ergo est ad corporis sensum aliquod corpus in loco, hoc est ad animi aciem similitudo corporis in memoria; et quod est aspicientis visio ad eam speciem corporis ex qua sensus formatur, hoc est visio cogitantis ad imaginem corporis in memoria constitutam ex qua formatur acies animi; et quod est intentio voluntatis ad corpus visum visionemque copulandam ut fiat ibi quaedam unitas trium quamvis eorum sit diversa natura, hoc est eadem voluntatis intentio ad copulandam imaginem corporis quae inest in memoria et visionem cogitantis, id est formam quam cepit acies animi rediens ad memoriam, ut fiat et hic quaedam unitas ex tribus non iam naturae diversitate discretis sed unius eiusdemque substantiae quia hoc totum intus est et totum unus animus. [8] Sicut autem cum forma et species corporis interierit non potest ad eam voluntas sensum revocare cernentis, ita cum imago quam memoria gerit oblivione deleta est non erit quo animi aciem formandam voluntas recordando retorqueat.
Übersetzung
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
4. Kapitel. Die Art der Einheit dieser Glieder.
S. 106 7. Wenn aber der Wille, der die Sehkraft zur Formung hierhin und dorthin trägt und von da und dort wieder wegträgt und sie nach der Formung mit dem Gegenstand verbunden hält, ganz dem inneren Vorstellungsbild sich hingibt und die Sehkraft der Seele von den Körpern, die mit ihrer Gegenwart im Umkreis der Sinne liegen, und von den Leibessinnen selbst ganz und gar wegwendet und jenem Bilde, das drinnen gesehen wird, vollkommen zuwendet, dann trifft man auf eine so große Ähnlichkeit (des Vorstellungsbildes) mit der Gestalt des Körpers, die sich im Gedächtnis ausprägt, daß auch der Verstand nicht zu unterscheiden vermag, ob der Körper draußen selbst gesehen wird oder ob drinnen etwas Derartiges vorgestellt wird. Bisweilen haben nämlich die Menschen, von einem allzu lebhaften Gedanken an sichtbare Dinge gelockt oder erschreckt, plötzlich auch solche Laute ausgestoßen, als ob sie wirklich mitten in derartigem Tun oder Erleiden verweilten. Ich erinnere mich, von jemandem gehört zu haben, daß er in seinen Vorstellungen so deutlich und gleichsam so festumrissen die Gestalt eines weiblichen Körpers zu sehen pflegte, daß er sich gewissermaßen mit ihm vereinigt fühlte und auch der Same zu fließen begann. So großen Einfluß hat die Seele auf den Leib, und in so hohem Maße vermag sie die Beschaffenheit ihres Gewandes zu wandeln und zu ändern — so viel bedeutet das Gewand für den Menschen: er wächst mit seinem Gewande zusammen. Zur selben Art der Einwirkung gehört es auch, wenn wir im Traum durch Vorstellungsbiider genarrt werden. Es ist aber ein großer Unterschied, ob die Leibessinne schlafen, wie im Traume, oder ob sie von dem inneren Leibesgefüge gestört sind wie bei den Wahnsinnigen, oder ob sie sonst irgendwie sich selbst entfremdet sind, wie bei S. 107 den Weissagenden oder Vorhersagenden, wenn die Aufmerksamkeit der Seele in einer Art notwendiger Hinordnung und in einer gewissen geistigen Mischung einer ähnlicherweise geistigen Substanz auf die Bilder gerät, die ihr begegnen, sei es aus dem Gedächtnis heraus, sei es durch irgendeine geheime Kraft, oder ob, wie es Gesunden und Wachen bisweilen widerfährt, der Wille, vom Denken ganz in Anspruch genommen, sich von den Sinnen wegwendet und die Sehkraft der Seele durch die verschiedenen Bilder sinnfälliger Dinge in solcher Weise formt, als ob die sinnfälligen Dinge selbst mit den Sinnen wahrgenommen würden. Nicht aber nur, wenn der Wille strebend sich nach solchen Gegenständen ausstreckt, geschieht diese Einprägung von Bildern, sondern auch wenn die Seele, um es zu meiden und sich davor zu bewahren, sich hinreißen läßt, anzuschauen, was sie flieht. Daher verbindet sich nicht nur aus Gier, sondern auch aus Furcht der Sinn mit sinnfälligen Dingen, die Sehkraft der Seele, um von ihnen geformt zu werden, mit den Bildern der sinnfälligen Dinge. Je heftiger daher die Furcht oder Gier wird, um so deutlicher prägt sich der Sehkraft, sei es des Wahrnehmenden der Körper ein, der ihm räumlich naheliegt, sei es des Denkenden das Bild des Körpers, das im Gedächtnis enthalten ist. Was daher für den Leibessinn ein Körper an einem bestimmten Orte ist, das ist für die Sehkraft der Seele das dem Körper ähnliche Abbild im Gedächtnis; und was für die Gestalt des Körpers, aus welcher der Sinn geformt wird, die Schau des Hinblickenden ist, das ist die Schau des Denkenden für das Bild des Körpers, das im Gedächtnis hinterlegt ist, aus dem die Sehkraft der Seele geformt wird; und was die Aufmerksamkeit des Willens bedeutet für die Einung des geschauten Körpers und der Schau — so kommt hier eine Art Einheit der drei zustande, wenngleich ihre Natur verschieden ist —, das bedeutet eben diese Aufmerksamkeit des Willens für die Einung des S. 108 Bildes des Körpers, das im Gedächtnis ist, und der Schau beim Denken, das heißt der Form, welche die Sehkraft der Seele, zum Gedächtnis zurückkehrend, in sich aufnahm ― so entsteht auch hier eine Art Einheit aus den dreien, die ja ohnehin schon nicht mehr durch Naturverschiedenheit gesondert, sondern von einer und derselben Substanz sind: dies Ganze ist ja innen und das Ganze ist die eine Seele.