Edition
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De Trinitate
IV.
[IV] Nam sicut ipsa immortalitas animae secundum quendam modum dicitur (habet quippe et anima mortem suam cum vita beata caret quae vere animae vita dicenda est, sed immortalis ideo nuncupatur quoniam qualicumque vita etiam cum miserrima est numquam desinit vivere), ita quamvis ratio vel intellectus nunc in ea sit sopitus, nunc parvus, nunc magnus appareat, numquam nisi rationalis et intellectualis est anima humana; ac per hoc si secundum hoc facta est ad imaginem dei quod uti ratione atque intellectu ad intellegendum et conspiciendum deum potest, profecto ab initio quo esse coepit ista tam magna et mira natura, sive ita obsoleta sit haec imago ut paene nulla sit sive obscura atque deformis sive clara et pulchra sit, semper est. Denique deformitatem dignitatis eius miserans divina scriptura: Quamquam, inquit, in imagine ambulat homo, tamen vane conturbatur; thesaurizat et nescit cui congregabit ea. Non itaque vanitatem imagini dei tribueret nisi deformem cerneret factam. Nec tantum valere illam deformitatem ut auferat quod imago est satis ostendit dicendo: Quamquam in imagine ambulat homo. Quapropter ex utraque parte veraciter pronuntiari potest ista sententia, ut quemadmodum dictum est: Quamquam in imagine ambulat homo, tamen vane conturbatur, ita dicatur: ‚Quamquam vane conturbatur homo, tamen in imagine ambulat.‘ Quamquam enim magna natura sit, tamen vitiari potuit quia summa non est; et quamquam vitiari potuerit quia summa non est, tamen quia summae naturae capax est et esse particeps potest, magna natura est.
Quaeramus igitur in hac imagine dei quandam sui generis trinitatem adiuvante ipso qui nos fecit ad imaginem suam. Non enim aliter possumus haec salubriter vestigare et secundum sapientiam quae ab illo est aliquid invenire, sed ea quae in superioribus libris et maxime in decimo de anima humana vel mente diximus si lectoris vel memoria teneantur atque recolantur vel diligentia in eisdem locis in quibus conscripta sunt recenseantur, non hic desiderabit prolixiorem de rei tantae inquisitione sermonem. [7] Inter cetera ergo in libro decimo diximus hominis mentem nosse semet ipsam. Nihil enim tam novit mens quam id quod sibi praesto est, nec menti magis quidquam praesto est quam ipsa sibi. Et alia quantum satis visum est adhibuimus documenta quibus hoc certissime probaretur.
Übersetzung
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
4. Kapitel. Die Seele ist Bild Gottes, sofern sie sich Gott zuwenden kann. Diesen Charakter kann sie nicht verlieren.
S. 214 6. Es wird also weder die Dreiheit, die jetzt noch nicht besteht, Bild Gottes sein, noch ist jene Bild Gottes, die dann nicht mehr bestehen wird. Vielmehr muß man in der Seele des Menschen, das heißt in der der Verstandeserkenntnis oder der Vernunfteinsicht fähigen Seele das Bild des Schöpfers finden, das unsterblich ihrer Unsterblichkeit eingepflanzt ist. Denn wie man bei der Unsterblichkeit der Seele selbst von einer gewissen Stufung sprechen muß — es hat ja auch die Seele ihren Tod, wenn sie des seligen Lebens entbehrt, welches das wahre Leben der Seele zu nennen ist; unsterblich aber wird sie deshalb genannt, weil sie irgendein Leben zu führen, auch wenn es noch so elend ist, niemals aufhört —, so ist die menschliche Seele, wenngleich ihr Verstand und ihre Vernunft bald betäubt, bald klein, bald groß erscheint, niemals ohne Verstand und Vernunft; wenn sie daher nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, sofern sie ihren Verstand und ihre Vernunft zur Erkenntnis und zur Schau Gottes gebrauchen kann, so ist in der Tat vom ersten Augenblick an, in dem diese so große und wunderbare Natur zu sein anfing, das Bild Gottes, mag es so verbraucht sein, daß es beinahe nicht mehr ist, mag es verdunkelt und entstellt sein, mag es hell und schön sein, immer vorhanden. Eben die Entstellung ihrer Würde beklagend sagt die Heilige Schrift: „Wenngleich der Mensch als Bild einhergeht, so verirrt er sich doch in Eitles; er sammelt Schätze und weiß nicht, für wen er sie sammelt.“1 Nicht würde sie dem Bilde Gottes Eitelkeit zuschreiben, wenn sie es nicht entstellt sähe. Daß aber diese Entstellung nicht so schwer wiegt, daß sie das ganze Bild vernichtet, zeigt S. 215 die Schrift hinlänglich durch das Wort; „Wenngleich der Mensch als Bild einhergeht.“ Deshalb kann jener Ausspruch nach zwei Richtungen hin wahrheitsgemäß gemacht werden, so daß, wie es auf der einen Seite heißt: „Wenngleich der Mensch als Bild einhergeht, verirrt er sich doch in Eitles“, so auch gesagt werden kann: Wenngleich sich der Mensch in Eitles verirrt, so geht er doch als Bild einher. Wenngleich nämlich die Natur groß ist, so konnte sie doch befleckt werden, weil sie nicht die höchste ist; und wenngleich sie befleckt werden konnte, weil sie nicht die höchste ist, so ist sie doch, weil sie für die höchste Natur aufnahmefähig ist und ihrer teilhaft werden kann, eine große Natur. Also wollen wir in diesem Bilde Gottes eine Art Dreiheit suchen mit Hilfe dessen, der uns nach seinem Bilde geschaffen hat. Nicht anders nämlich können wir dies zu unserem Heil aufspüren und gemäß der Weisheit, die von ihm ist, etwas finden. Wenn aber der Leser das, was wir in den vorhergehenden Büchern und besonders im zehnten Buche über die menschliche Seele oder über den Geist gesagt haben, noch im Gedächtnis hat oder in seiner Erinnerung wachruft oder an den Stellen, an denen es geschrieben steht, nochmal nachsieht, dann wird er hier kein ausführlicheres Wort über die Untersuchung dieser großen Sache wünschen.
7. Unter anderem also sagten wir im zehnten Buche, daß der Geist des Menschen sich selbst kenne.2 Nichts kennt nämlich der Geist so wie das, was ihm gegenwärtig ist, und nichts ist dem Geiste gegenwärtiger als er sich seihst. Wir haben, wie hinlänglich ersichtlich ist, auch noch andere Beweise angeführt, durch welche diese Tatsache sichergestellt wurde.