Edition
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De Trinitate
V.
[V] Quid itaque dicendum est de infantis mente ita adhuc parvuli et in tam magna demersi rerum ignorantia ut illius mentis tenebras mens hominis quae aliquid novit exhorreat? An etiam ipsa se nosse credenda est, sed intenta nimis in eas res quas per corporis sensus tanto maiore quanto noviore coepit delectatione sentire, non ignorare se potest sed cogitare se non potest? Quanta porro intentione in ista quae foris sunt sensibilia feratur vel hinc solum conici potest quod lucis huius hauriendae sic avida est ut si quisquam minus cautus aut nesciens quid inde possit accidere nocturnum lumen posuerit ubi iacet infans, in ea parte ad quam iacentis oculi possint retorqueri nec cervix possit inflecti, sic eius inde non removetur aspectus ut nonnullos ex hoc etiam strabones fieri noverimus eam formam tenentibus oculis quam teneris et mollibus consuetudo quodam modo infixit. Ita et in alios corporis sensus quantum sinit illa aetas intentione se quasi coartant animae parvulorum ut quidquid per carnem offendit aut allicit hoc solum abhorreant vehementer aut appetant; sua vero interiora non cogitent nec possint admoneri ut hoc faciant quia nondum admonentis signa noverunt ubi praecipuum locum verba obtinent quae sicut alia prorsus nesciunt. Quod autem aliud sit non se nosse, aliud non se cogitare iam in eodem volumine ostendimus.
[8] Sed hanc aetatem omittamus quae nec interrogari potest quid in se agatur et nos ipsi eius valde obliti sumus. Hinc tantum certos nos esse suffecerit quod cum homo de animi sui natura cogitare potuerit atque invenire quod verum est, alibi non inveniet quam penes se ipsum. Inveniet autem non quod nesciebat sed unde non cogitabat. Quid enim scimus si quod est in nostra mente nescimus cum omnia quae scimus non nisi mente scire possimus?
Übersetzung
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
5. Kapitel. Ob auch der Geist der Kinder sich kennt.
S. 216 Was soll man nun sagen von dem Geiste des Kindes, das noch so klein und in so große Unkenntnis der Dinge hinabgetaucht ist, daß vor der Finsternis dieses Geistes der Geist des Menschen, der etwas kennt, aufschaudert? Muß man etwa glauben, daß auch er sich kennt, aber allzusehr an die Dinge hingegeben ist, die er durch die Leibessinne mit umso größerem Ergötzen wahrzunehmen anfängt, je ungewohnter sie sind, und daher zwar nicht sich nicht kennen kann, aber nicht an sich denken kann? Wie groß in der Tat die Aufmerksamkeit ist, mit der er zum Sinnfälligen, das draußen ist, hingetrieben wird, kann man schon allein aus folgendem erschließen. Das Kind ist so gierig darauf aus, das Licht in sich hineinzutrinken, daß sein Blick, wenn jemand aus Unvorsichtigkeit oder in Unkenntnis der eintretenden Folgen in der Nacht ein Nachtlicht neben ein liegendes Kind stellt, und zwar auf die Seite, nach der sich die Augen des Kindes drehen können, während es den Kopf nicht dorthin wenden kann, daß dann sein Blick sich von dem Lichte nicht wegwendet, so daß, wie wir wissen, schon manche auf diese Weise schielend wurden, indem die Augen jene Form beibehielten, die ihnen, da sie noch zart und biegsam waren, die Gewohnheit gewissermaßen beibrachte. So sind die Seelen der Kinder in ihrer Aufmerksamkeit an die Leibessinne, auch an die übrigen, gebunden, soweit dies Alter überhaupt eine Aufmerksamkeit zuläßt, so daß sie nur das, was sie durch das Fleisch kränkt oder lockt, heftig verabscheuen oder begehren, so daß sie hingegen an ihr Inneres nicht denken und auch gar nicht ermahnt werden können, dies zu tun. Sie verstehen ja die Zeichen des Mahnenden noch nicht, unter denen den ersten Platz die Worte einnehmen, die sie wie anderes S. 217 durchaus nicht verstehen. Daß es aber etwas anderes ist, sich nicht zu kennen, etwas anderes, nicht an sich zu denken, habe ich im vorhergehenden Buche schon gezeigt.1
8. Aber wir wollen dies Alter übergehen, das man nicht darüber befragen kann, was in ihm vorgeht, und das wir selbst schon in hohem Maße vergessen haben. Daher mag für uns genug sein, sicher zu wissen, daß der Mensch, wenn er imstande ist, über die Natur seiner Seele nachzudenken und die Wahrheit zu finden, sie nirgend anderswo findet als bei sich selbst. Er findet aber, nicht was er nicht wußte, sondern woran er nicht dachte. Was sollten wir denn wissen, wenn wir nicht wissen, was in unserem Geiste ist, da wir doch alles, was wir wissen, nur mit unserem Geiste wissen können?
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Lib. X c. 5. ↩