Edition
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De Trinitate
XVI.
[XVI 22] Qui vero commemorati convertuntur ad dominum ab ea deformitate qua per cupiditates saeculares conformabantur huic saeculo reformantur ex illo audientes apostolum dicentem: Nolite conformari huic saeculo sed reformamini in novitate mentis vestrae, ut incipiat illa imago ab illo reformari a quo formata est; non enim reformare se ipsam potest sicut potuit deformare. Dicit etiam alibi: Renovamini spiritu mentis vestrae et induite novum hominem qui secundum deum creatus est in iustitia et sanctitate veritatis. Quod ait, secundum deum creatum, hoc alio loco dicitur, ad imaginem dei. Sed peccando iustitiam et sanctitatem veritatis amisit, propter quod haec imago deformis et decolor facta est; hanc recipit cum reformatur atque renovatur.
Quod autem ait, spiritu mentis vestrae, non ibi duas res intellegi voluit quasi aliud sit mens, aliud spiritus mentis, sed quia omnis mens spiritus est, non autem omnis spiritus mens est. Est enim spiritus et deus qui renovari non potest quia nec veterescere potest. Dicitur etiam spiritus in homine qui mens non sit, ad quem pertinent imaginationes similes corporum, de quo dicit ad Corinthios ubi dicit: Si autem oravero lingua, spiritus meus orat; mens autem mea infructuosa est. Hoc enim ait quando id quod dicitur non intellegitur quia nec dici potest nisi corporalium vocum imagines sonum oris in spiritus cogitatione praeveniant. Dicitur et hominis anima spiritus, unde est in evangelio: Et inclinato capite tradidit spiritum, quo significata est mors corporis anima exeunte. Dicitur spiritus etiam pecoris, quod in ecclesiaste libro Salomonis apertissime scriptum est ubi ait: Quis scit spiritus filiorum hominis si ascendet ipse sursum et spiritus pecoris si descendet ipse deorsum in terram? Scriptum est etiam in genesi ubi dicit diluvio mortuam universam carnem quae habebat in se spiritum vitae. Dicitur spiritus etiam ventus, res apertissime corporalis, unde illud est in psalmis: Ignis, grando, nix, glacies, spiritus tempestatis. Quia ergo tot modis dicitur spiritus, spiritum mentis dicere voluit eum spiritum quae mens vocatur. Sicut ait etiam idem apostolus: In exspoliatione corporis carnis. Non duas utique res intellegi voluit quasi aliud sit caro, aliud corpus carnis, sed quia corpus multarum rerum nomen est quarum nulla caro est (nam multa sunt excepta carne corpora caelestia et corpora terrestria), corpus carnis dixit, corpus quae caro est. Sic itaque spiritum mentis eum spiritum quae mens est. Alibi quoque apertius etiam imaginem nominavit, scilicet aliis verbis id ipsum praecipiens: Exspoliantes vos, inquit, veterem hominem cum actibus eius induite novum hominem qui renovatur in agnitione dei secundum imaginem eius qui creavit eum. Quod ergo ibi legitur: Induite novum hominem qui secundum deum creatus est, hoc isto loco: Induite novum hominem qui renovatur secundum imaginem eius qui creavit eum. Ibi autem ait, secundum deum; hic vero, secundum imaginem eius qui creavit eum. Pro eo vero quod ibi posuit, in iustitia et sanctitate veritatis, hoc posuit hic, in agnitione dei. Fit ergo ista renovatio reformatioque mentis secundum deum vel secundum imaginem dei. Sed ideo dicitur secundum deum ne secundum aliam creaturam fieri putetur; ideo autem secundum imaginem dei ut in ea re intellegatur fieri haec renovatio ubi est imago dei, id est in mente, quemadmodum dicimus secundum corpus mortuum, non secundum spiritum, eum qui de corpore fidelis et iustus abscedit. Quid enim dicimus ‚secundum corpus mortuum‘ nisi corpore vel in corpore, non anima vel in anima mortuum? Aut si dicamus: ‚Secundum corpus est pulcher,‘ aut: ‚Secundum corpus fortis, non secundum animum,‘ quid est aliud quam, ‚Corpore non animo pulcher aut fortis est‘? Et innumerabiliter ita loquimur. Non itaque sic intellegamus secundum imaginem eius qui creavit eum quasi alia sit imago secundum quam renovatur, non ipsa qua renovatur.
Übersetzung
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
16. Kapitel. Wie das Bild Gottes im Menschen wieder hergestellt wird.
22. Diejenigen aber, die auf eine Mahnung hin sich von jener Entstellung weg, in der sie durch ihre S. 241 weltlichen Gelüste dieser Welt gleichförmig wurden, dem Herrn zuwenden, werden von ihm wiederhergestellt — sie vernehmen das Wort des Apostels: „Macht euch nicht gleichförmig dieser Welt, sondern gestaltet euch um durch die Erneuerung eures Geistes.“1 So wird jenes Bild von dem umgestaltet, von dem es gestaltet wurde. Nicht kann nämlich der Geist sich selbst umgestalten, wie er sich entstellen konnte. Anderswo sagt der Apostel auch: „Erneuert euch im Geiste eures Denkens und ziehet den neuen Menschen an, den, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.“2 Was er hier „nach Gott geschaffen“ heißt, nennt die Schrift an einer anderen Stelle „nach dem Bilde Gottes“.3 Aber indem er sündigte, verlor er die Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit. Deshalb wurde dies Bild entstellt und ungestalt. Er erhält es wieder, wenn er umgestaltet und erneuert wird. Wenn er aber sagte „im Geiste eures Denkens“ (spiritu mentis), so wollte er damit nicht zwei Dinge verstanden wissen, als ob etwas anderes das Denken, etwas anderes der Geist des Denkens wäre, sondern ausdrücken, daß jedes Denken Geist, aber nicht jeder Geist Denken ist. Geist ist nämlich auch Gott,4 der nicht erneuert werden kann, weil er auch nicht altern kann. Man spricht auch von einem Geist im Menschen, der nicht Denken ist, dem die bildhaften Körpervorstellungen angehören. Von diesem redet er in dem Schreiben an die Korinther, wenn er sagt: „Wenn ich aber mit den Lippen bete, dann betet mein Geist, mein Denken aber bleibt ohne Frucht.“5 Das gilt dann, wenn man das, was man sagt, nicht versteht; an sich kann man auch gar kein Wort aussprechen, wenn nicht die Bilder der körperlichen Laute dem Klang der Stimme im Denken des Geistes vorangehen. Auch die Seele des Menschen heißt Geist. Daher steht im Evangelium: „Und mit geneigtem Haupte S. 242 gab er seinen Geist auf.“6 Damit ist der Tod des Leibes bezeichnet, der eintritt, wenn die Seele auszieht. Man spricht auch vom Geiste des Tieres, was im Buche Salomons, im Prediger ganz klar ausgesprochen ist: „Wer kennt den Geist der Menschensöhne, ob er zur Höhe emporsteigt, und den Geist der Tiere, ob er nach unten zur Erde hinabsteigt?“7 Auch in der Genesis steht dort, wo es vom Fleische heißt, daß das gesamte Fleisch durch die Flut getötet wurde: „das in sich den Geist des Lebens hatte“.8 Geist heißt auch der Wind, eine offenbar körperliche Sache. Deshalb steht in den Psalmen: „Feuer, Hagel, Schnee, Eis, Geist des Sturmes.“9 Weil also das Wort Geist in so vielfachem Sinne verwendet wird, wollte er Geist des Denkens jenen Geist heißen, der Denken genannt wird. So sagt ja derselbe Apostel: „In der Ablegung des Körpers des Fleisches.“10 Sicherlich wollte er dabei nicht zwei Dinge verstanden wissen, gleich als ob das eine das Fleisch, das andere der Körper des Fleisches ist. Aber weil Körper eine Bezeichnung für viele Dinge ist, von denen keines Fleisch ist — denn es gibt außer dem Fleische viele Körper am Himmel und viele Körper auf der Erde —, nannte er jenen Körper, der Fleisch ist, Körper des Fleisches. So also nannte er Geist des Denkens jenen Geist, der Denken ist. Anderswo sprach er noch offenkundiger vom Bilde Gottes, dort nämlich, wo er mit anderen Worten dasselbe Gebot gab: „Indem ihr“, sagt er, „den alten Menschen mit seinem Tun und Treiben auszieht, ziehet den neuen Menschen an, der erneuert wird zur Erkenntnis Gottes nach dem Bilde dessen, der ihn schuf.“11 Wenn man also dort liest: „Ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist,“12 so bedeutet das soviel wie das Wort: „Ziehet den neuen Menschen an, der erneuert wird nach dem Bilde dessen, der ihn schuf.“13 Dort sagt er: „nach Gott“, hier aber: „nach dem Bilde S. 243 dessen, der ihn schuf“. Für den Ausdruck, den er dort verwendete: „in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit“, sagt er hier: „zur Erkenntnis Gottes“. Jene Erneuerung also und Umgestaltung des Geistes geschieht nach Gott oder nach dem Bilde Gottes. Deshalb aber heißt es „nach Gott“, damit man nicht glaube, sie geschehe nach einem Geschöpf; deshalb heißt es „nach dem Bilde Gottes“, damit man diese Erneuerung dort sich ereignen lasse, wo der Mensch Bild Gottes ist, das ist im Geiste. So nennen wir ja auch jenen, der vom Leibe als Gläubiger und Gerechter geschieden ist, dem Körper nach, nicht dem Geiste nach tot. Was anderes nämlich wollen wir mit dem Ausdruck „dem Körper nach tot“ sagen als dies: am Körper oder im Körper, nicht an der Seele oder in der Seele tot? Oder wenn wir sagen: er ist dem Leibe nach schön, oder: er ist dem Leibe nach tapfer, nicht der Seele nach, was anderes bedeutet dies als: Am Leibe, nicht an der Seele ist er schön oder tapfer? Und unzählige Male reden wir in dieser Weise. Nicht so also wollen wir das Wort: „nach dem Bilde dessen, der ihn schuf“, verstehen, als ob das Bild, nach dem er erneuert wird, etwas anderes wäre als eben das Bild, das erneuert wird.