Edition
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De Trinitate
XVI.
[XVI 27] Est etiam quo plerique moveri solent quia scriptum est: Et locutus est dominus ad Moysen facie ad faciem sicut quis loquitur ad amicum suum, cum paulo post dicat idem Moyses: Si ergo inveni gratiam ante te, ostende mihi temet ipsum manifeste ut videam te, ut sim inveniens gratiam ante te et ut sciam quia populus tuus est gens haec, et paulo post iterum: Dixitque Moyses ad dominum: Ostende mihi maiestatem tuam. Quid est hoc quod in omnibus quae supra fiebant deus videri per suam substantiam putabatur, unde a miseris creditus est non per creaturam sed per se ipsum visibilis filius dei, et quod intraverat in nebulam Moyses ad hoc intrasse videbatur ut oculis quidem populi ostenderetur caligo nebulosa, ille autem intus verba dei tamquam eius faciem contemplatus audiret? Et quomodo dictum est: Locutus est dominus ad Moysen facie ad faciem sicut quis loquitur ad amicum suum? Ecce idem dicit: Si inveni gratiam in conspectu tuo, ostende mihi temet ipsum manifeste.
Noverat utique quod corporaliter videbat, et veram visionem dei spiritaliter requirebat. Locutio quippe illa quae fiebat in vocibus sic modificabatur tamquam esset amici loquentis ad amicum. Sed deum patrem quis corporeis oculis videt? Et quod in principio erat verbum et verbum erat apud deum et deus erat verbum per quod facta sunt omnia, quis corporeis oculis videt? Et spiritum sapientiae quis corporeis oculis videt? Quid est autem: Ostende mihi temet ipsum manifeste ut videam te, nisi ostende mihi substantiam tuam? Hoc autem si non dixisset Moyses, utcumque ferendi essent stulti qui putant per ea quae supra gesta vel dicta sunt substantiam dei oculis eius fuisse conspicuam; cum vero hic apertissime demonstretur nec desideranti hoc fuisse concessum, quis audeat dicere per similes formas quae huic quoque visibiliter apparuerant non creaturam deo servientem sed hoc ipsum quod deus est cuiusquam oculis apparuisse mortalium?
[28] Et hic quidem quod postea dominus dicit ad Moysen: Non poteris videre faciem meam et vivere; non enim videbit homo faciem meam et vivet. Et ait dominus: Ecce locus penes me, et stabis super petram statim ut transiet mea maiestas, et ponam te in spelunca petrae. Et tegam manu mea super te donec transeam, et auferam manum, et tunc videbis posteriora mea; nam facies mea non apparebit tibi.
Übersetzung
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
16. Kapitel. Wie Moses Gott sah.
S. 90 27. Auf manche macht die Tatsache großen Eindruck, daß es heißt: „Der Herr aber redete mit Moses von Angesicht zu Angesicht, so wie jemand mit seinem Freunde spricht“,1 während doch gleich darauf eben Moses sagt: „Wenn ich also Gnade gefunden habe vor dir, so zeige dich mir unverhüllt, auf daß ich dich sehe, damit ich daran erkenne, daß ich Gnade gefunden habe vor dir, und sehe, daß dieses Volk wirklich dein Volk ist“,2 und ein wenig später Moses wiederum zum Herrn sagt: „Zeige mir deine Herrlichkeit!“3 Was soll es bedeuten, daß bei all den früher erzählten Vorgängen die Meinung erweckt wurde, Gott werde in seiner Substanz gesehen — deshalb glaubten ja Nichtswürdige, der Sohn sei in seiner eigenen Natur, nicht nur durch das Medium eines Geschöpfes sichtbar —, und daß Moses in das dunkle Gewölk eintrat anscheinend zu dem Zwecke, damit die Augen des Volkes zwar die dunkle Wolkenwand sähen, er aber drinnen gleichsam in das Antlitz Gottes schaue und so seine Worte höre? Was für einen Sinn hat denn das Wort: „Der Herr aber sprach zu Moses von Angesicht zu Angesicht, so wie man zu einem Freunde spricht?“ Und das andere Wort, das er sprach: „Wenn ich Gnade vor dir gefunden habe, dann zeige dich mir unverhüllt?“ Moses wußte offenbar, daß er Gott in leiblicher Gestalt sah. Aber er verlangte eine wirkliche Schau Gottes in seinem geistigen Wesen. Jenes Reden, das in Stimmen erfolgte, erhielt eine solche Gestaltung, daß es wie das Reden des Freundes zum Freunde war. Indes, wer sieht Gott Vater mit leiblichen Augen? Wer sieht das Wort, das im Anfang war und das bei Gott war und das Gott war4 und durch das alles geworden ist,5 mit leiblichen Augen? Wer sieht den Geist der S. 91 Weisheit mit leiblichen Augen? Was aber bedeutet das Wort: „Zeige dich mir unverhüllt, damit ich dich sehe“ anderes als: Zeige mir deine Substanz! Hätte Moses das nicht gesagt, dann könnte man allenfalls einigermaßen jene Dummköpfe ertragen, die glauben, bei den vorher geschilderten Stimmen und Vorgängen sei Moses die Substanz Gottes sichtbar gewesen. Da nun aber hier ganz klar gezeigt wird, daß ihm auch auf seine Bitte hin das Schauen Gottes nicht gewährt wird, wer möchte da die Behauptung wagen, daß durch solche Gebilde, wie sie auch Moses sichtbar erschienen sind, Gottes Wesen selbst und nicht vielmehr ein Gott zu Diensten stehendes Geschöpf den Augen eines Sterblichen erschienen sei?
28. Das ist es ja, was Gott nachher zu Moses sagt: „Du kannst mein Angesicht nicht schauen und leben. Denn kein Mensch sieht mein Angesicht und bleibt am Leben.“ Weiter sagteder Herr: „Siehe, bei mir ist Platz. Da magst du dich auf den Felsen stellen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorüberzieht, werde ich dich in die Höhlung des Felsens stellen und meine Hand über dich decken, bis ich vorüber bin. Wenn ich dann meine Hand zurückziehe, wirst du meinen Rücken schauen, denn mein Angesicht darf niemand schauen.“6