Edition
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De Trinitate
VII.
[VII 8] Hoc exemplis planum faciendum est. Ac primum videndum est hoc significari cum dicitur genitus quod significatur cum dicitur filius. Ideo enim filius quia genitus, et quia filius utique genitus. Quod ergo dicitur ingenitus, hoc ostenditur quod non sit filius. Sed genitus et ingenitus commode dicuntur; filius autem Latine dicitur, sed ‚infilius‘ ut dicatur non admittit loquendi consuetudo. Nihil tamen intellectui demitur si dicatur non filius, quemadmodum etiam si dicatur non genitus pro eo quod dicitur ingenitus nihil aliud dicitur. Sic enim et vicinus et amicus relative dicuntur, nec tamen potest ‚invicinus‘ dici quomodo dicitur inimicus. Quamobrem non est in rebus considerandum quid vel sinat vel non sinat dici usus sermonis nostri sed quis rerum ipsarum intellectus eluceat.
Non ergo iam dicamus ingenitum quamvis dici Latine possit, sed pro eo dicamus non genitum quod tantum valet. Num ergo aliud dicimus quam non filium? Negativa porro ista particula non id efficit ut quod sine illa relative dicitur eadem praeposita substantialiter dicatur, sed id tantum negatur quod sine illa aiebatur sicut in ceteris praedicamentis. Velut cum dicimus: ‚Homo est,‘ substantiam designamus. Qui ergo dicit: ‚Non homo est,‘ non aliud genus praedicamenti enuntiat sed tantum illud negat. Sicut ergo secundum substantiam aio: ‚Homo est,‘ sic secundum substantiam nego cum dico: ‚Non homo est.‘ Et cum quaeritur, quantus sit et aio: ‚Quadripedalis est,‘ id est quattuor pedum, qui dicit: ‚Non quadripedalis est,‘ secundum quantitatem negat. ‚Candidus est,‘ secundum qualitatem aio; ‚Non candidus est,‘ secundum qualitatem nego. ‚Propinquus est,‘ secundum relativum aio; ‚Non propinquus est,‘ secundum relativum nego. Secundum situm aio cum dico: ‚Iacet‘; secundum situm nego cum dico: ‚Non iacet.‘ Secundum habitum aio cum dico: ‚Armatus est‘; secundum habitum nego cum dico: ‚Non armatus est,‘ tantundem autem valet si dicam: ‚Inermis est.‘ Secundum tempus aio cum dico: ‚Hesternus est‘; secundum tempus nego cum dico: ‚Non hesternus est.‘ Et cum dico: ‚Romae est,‘ secundum locum aio; et secundum locum nego cum dico: ‚Non Romae est.‘ Secundum id quod est facere aio cum dico: ‚Caedit‘; sit autem dicam: ‚Non caedit,‘ secundum id quod est facere nego ut ostendam non hoc facere. Et cum dico: ‚Vapulat,‘ secundum praedicamentum aio quod pati vocatur; et secundum id nego cum dico: ‚Non vapulat.‘ Et omnino nullum praedicamenti genus est secundum quod aliquid aiere volumus nisi ut secundum id ipsum praedicamentum negare convincamur si praeponere negativam particulam voluerimus.
Quae cum ita sint, si substantialiter aierem dicendo ‚filius‘; substantialiter negarem dicendo ‚non filius.‘ Quia vero relative aio cum dico: ‚Filius est,‘ ad patrem enim refero; relative nego si dico: ‚Non filius est,‘ ad parentem enim eandem negationem refero volens ostendere quod ei parens non sit. At si quantum valet quod dicitur ‚filius,‘ tantundem valet quod dicitur ‚genitus‘ sicut praelocuti sumus, tantundem ergo valet quod dicitur ‚non genitus‘ quantum valet quod dicitur ‚non filius.‘ Relative autem negamus dicendo ‚non filius‘; relative igitur negamus dicendo ‚non genitus.‘ Ingenitus porro quid est nisi non genitus? Non ergo receditur a relativo praedicamento cum ingenitus dicitur. Sicut enim genitus non ad se ipsum dicitur sed quod ex genitore sit, ita cum dicitur ingenitus non ad se ipsum dicitur sed quod ex genitore non sit ostenditur. In eodem tamen praedicamento quod relativum vocatur utraque significatio vertitur. Quod autem relative pronuntiatur non indicat substantiam. Ita quamvis diversum sit genitus et ingenitus, non indicat diversam substantiam, quia sicut filius ad patrem et non filius ad non patrem refertur, ita genitus ad genitorem et non genitus ad non genitorem referatur necesse est.
Übersetzung
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
7. Kapitel. Eine Negation ändert die Kategorie einer Aussage nicht.
8. Das läßt sich durch Beispiele klarmachen. Zunächst muß man beachten, daß der Ausdruck gezeugt ganz dasselbe bedeutet wie der Ausdruck Sohn. Deshalb ist ja jemand Sohn, weil er gezeugt ist; und deshalb ist er gezeugt, weil er Sohn ist. Wenn also jemand ungezeugt heißt, so bedeutet das, daß er nicht Sohn ist. Gezeugt und ungezeugt sind gangbare Ausdrücke. Doch ist im Lateinischen zwar das Wort Sohn üblich, dagegen läßt der lateinische Sprachgebrauch das Wort Unsohn nicht zu. Es bleibt aber der Sinn der gleiche, wenn man Nichtsohn sagt, ebenso wie der Sinn der gleiche bleibt, wenn man statt ungezeugt nichtgezeugt sagt. So sind ja auch Nachbar und Freund beziehentliche Begriffe; man kann aber nicht Unnachbar sagen, wie man Unfreund (inimicus) sagen kann. Doch bei sachlichen Untersuchungen darf man sich nicht daran halten, was unser Sprachgebrauch zuläßt oder nicht zuläßt, sondern nur an den Sinn, der aus den Dingen selbst herausleuchtet. Wir wollen also weiterhin nicht mehr von ungezeugt sprechen, obwohl der lateinische Sprachgebrauch dies zuließe, sondern wollen dafür „nicht gezeugt“ sagen, was das gleiche bedeutet. Sagen wir nun mit „nicht gezeugt“ etwas anderes als mit „nicht Sohn“? Das Verneinungswort hat doch nicht die Wirkung, daß, was ohne es ein beziehentlicher Begriff ist, durch seine Voraussetzung ein substanzieller wird. Vielmehr wird mit ihm nur verneint, was ohne es bejaht wird, wie es bei sonstigen S. 197 Aussagen auch ist. Wenn wir zum Beispiel sagen: Er ist ein Mensch, so bezeichnen wir damit eine Substanz. Wenn man nun sagt: Er ist kein Mensch, so betrifft diese Aussage nicht eine andere Seinsweise, sondern verneint nur etwas in derselben Seinsweise. Wie es also die Substanz betrifft, wenn ich sage: Er ist ein Mensch, so betrifft es die Substanz, wenn ich sage: Er ist kein Mensch. Wenn man fragt, wie groß er ist, und ich sage: Er ist vierfüßig, das heißt: er hat vier Füße, dann betrifft meine Behauptung das Größenmaß. Wenn jemand sagt: Er ist nicht vierfüßig, so betrifft die Verneinung wiederum das Größenmaß. Sage ich: Er ist weiß, dann betrifft meine Behauptung die Beschaffenheit. Sage ich: Er ist nicht weiß, dann betrifft meine Verneinung wiederum die Beschaffenheit. Sage ich: Er ist nahe, so betrifft meine Behauptung eine Beziehung. Sage ich: Er ist nicht nahe, so betrifft meine Verneinung wiederum eine Beziehung. Wenn ich sage: Er liegt, so betrifft meine Behauptung die Seinsweise der Lage. Wenn ich sage: Er liegt nicht, so betrifft auch meine Verneinung die Seinsweise der Lage. Wenn ich sage: Er ist bewaffnet, so betrifft meine Behauptung die Seinsweise des Habens. Sage ich: Er ist nicht bewaffnet, so betrifft meine Behauptung ebenfalls die Seinsweise des Habens. Die gleiche Bedeutung hat es, wenn ich sage: Er ist unbewaffnet. Wenn ich sage: Er ist von gestern, so betrifft meine Behauptung die Zeit. Sage ich: Er ist nicht von gestern, so betrifft meine Verneinung wiederum die Seinsweise der Zeit. Sage ich: Er ist in Rom, so betrifft meine Behauptung die Seinsweise des Ortes. Sage ich: Er ist nicht in Rom, so betrifft meine Verneinung wiederum die Seinsweise des Ortes. Die Seinsweise des Tuns betrifft es, wenn ich sage: Er schlägt. Sage ich: Er schlägt nicht, dann betrifft auch meine Verneinung die Seinsweise des Tuns. Ich sage dann eben, daß er untätig ist. Sage ich: Er wird geschlagen, dann betrifft es S. 198 die Seinsweise des Leidens. Sage ich: Er wird nicht geschlagen, dann betrifft auch meine Verneinung die Seinsweise des Leidens. Wir können überhaupt hinsichtlich keiner Seinsweise eine Behauptung aufstellen, ohne daß es dieselbe Seinsweise beträfe, wenn wir das Verneinungswörtchen vor die Behauptung setzen wollen. Wenn ich demnach mit dem Worte Sohn die Substanz bejahte, so würde ich mit dem Worte Nichtsohn die Substanz verneinen. Weil es aber die Beziehung betrifft, wenn ich sage: Er ist Sohn — ich beziehe diese Aussage nämlich auf den Vater —, deshalb betrifft auch meine Verneinung die Beziehung, wenn ich sage: Er ist nicht Sohn. Ich beziehe nämlich auch diese Verneinung auf einen Vater. Ich will eben zeigen, daß er keinen Vater hat. Wenn nun aber, wie wir vorhin sagten, Sohn das gleiche bedeutet wie gezeugt, dann bedeutet auch nicht gezeugt das gleiche wie nicht Sohn. Nun betrifft aber unsere Verneinung die Beziehung, wenn wir sagen: Nicht Sohn. Also betrifft unsere Verneinung auch die Beziehung, wenn wir sagen: Nicht gezeugt. Was aber bedeutet ungezeugt anderes als nicht gezeugt? Man verläßt also die Seinsweise der Beziehung nicht, wenn man sagt: ungezeugt. Wie nämlich gezeugt kein absoluter Begriff ist, sondern besagt, daß jemand von einem Erzeuger ist, so ist ungezeugt kein absoluter Begriff, sondern besagt, daß jemand nicht von einem Erzeuger ist. Beide Begriffe bewegen sich jedoch innerhalb der Seinsweise der Beziehung. Eine beziehentliche Aussage aber betrifft keine Substanz. Wenn sonach gezeugt und ungezeugt auch Verschiedenes bedeuten, so betreffen sie doch nicht verschiedene Substanzen. Denn wie sich Sohn auf einen Vater, Nichtsohn auf einen Nichtvater bezieht, so bezieht sich notwendigerweise gezeugt auf einen Erzeuger, nicht gezeugt dagegen auf einen Nichterzeuger.