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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
2. Kapitel. Inwiefern ist der Glaube der Gläubigen einer?
5. Der Glaube hingegen, über den in diesem Buche etwas ausführlicher zu handeln der sichere Aufbau unserer Einteilung uns antreibt ― die ihn haben, heißen Gläubige, die ihn nicht haben, Ungläubige, wie jene, die den in sein Eigentum kommenden Sohn Gottes nicht aufnahmen1 ―, ist zwar in uns vom Hören2 entstanden, nicht jedoch gehört er zu dem Leibessinn, der Gehör genannt wird, weil er ja kein Klanglaut ist, auch nicht zu den Augen dieses Fleisches, weil er ja nicht Farbe oder Form des Leibes ist, auch nicht zum Tastsinn, weil er nichts Körperhaftes an sich hat, ja überhaupt nicht zu irgendeinem Leibessinn, weil er ja eine Sache des Herzens, nicht des Leibes ist. Er ist ja auch nicht draußen, sondern ist drinnen in uns. Nicht sieht ihn ein Mensch in einem anderen, sondern nur in sich selbst. Er kann schließlich auch geheuchelt werden, so daß man sein Dasein in einem Menschen annimmt, der ihn nicht hat. Jeder sieht also seinen Glauben bei sich selbst; an sein S. 165 Dasein in einem anderen aber glaubt er, nicht sieht er es; und er glaubt um so fester daran, je mehr er die Früchte merkt, die der Glaube durch die Liebe zu wirken pflegt.3 Daher ist allen, von denen der Evangelist weiterfahrend sagt: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden; jenen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blute, nicht aus Fleischeswollen, nicht aus Manneswollen, sondern aus Gott geboren sind“,4 dieser Glaube gemeinsam, nicht wie eine körperliche Form den Augen aller derer, denen sie gegenwärtig ist, zum Sehen gemeinsam ist ― aus ihr allein wird ja auf eine gewisse Weise das Auge aller, die sie sehen, geformt ―, sondern so, wie man sagen kann, daß allen Menschen das menschliche Antlitz gemeinsam ist; das wird nämlich in der Weise behauptet, daß doch die einzelnen je ihr eigenes Antlitz haben. Daß in der Tat von einer Lehre her der Glaube sich den Herzen der einzelnen Gläubigen, die das gleiche glauben, einprägte, das läßt sich mit vollstem Rechte sagen. Aber etwas anderes sind die Wahrheiten, an die man glaubt, etwas anderes ist der Glaube, durch den man glaubt. Jene sind ja in den Dingen, von denen es heißt, daß sie entweder sind, oder daß sie waren, oder daß sie sein werden; dieser aber ist in der Seele des Glaubenden, nur dem erschaubar, dem er zugehört, wenngleich er auch in anderen ist, freilich nicht als derselbe, sondern als ein ähnlicher. Denn nicht der Zahl nach ist er einer, sondern der Art nach; wegen der Ähnlichkeit jedoch und weil keine Verschiedenheit da ist, sprechen wir lieber von einem Glauben als von vielen. Denn auch wenn wir zwei ganz ähnliche Menschen sehen, sprechen wir von einem Antlitz und wundern uns über beide. Leichter spricht man daher von vielen Seelen, die in ihrem Einzeldasein einzelnen zugehören ― von diesen einzelnen lesen wir in der Apostelgeschichte, daß sie eine Seele hatten5 ―, als daß dort, wo der Apostel sagt: „Ein S. 166 Glaube“,6 jemand wagen würde, von ebensovielen Glauben zu sprechen, als es Gläubige sind. Und doch weist der, welcher sagt: „Frau, dein Glaube ist groß“,7 und zu jemand anderem: „Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt“,8 darauf hin, daß jeder seinen Glauben hat. Man spricht aber von dem einen und selben Glauben der Gläubigen, wie von einem und demselben Willen der Wollenden, da doch bei denen, die dasselbe wollen, jedem sein Wille sichtbar, der des anderen aber verborgen ist, wenngleich er dasselbe will; und wenn sich dieser durch irgendwelche Zeichen kundgibt, dann wird er mehr geglaubt als gesehen. Jeder aber ist sich seiner eigenen Seele bewußt und glaubt daher nicht bloß, daß dieser Wille sein Wille ist, sondern durchschaut ihn vollkommen.
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The Fifteen Books of Aurelius Augustinus, Bishop of Hippo, on the Trinity
Chapter 2.--Faith a Thing of the Heart, Not of the Body; How It is Common and One and the Same in All Believers. The Faith of Believers is One, No Otherwise than the Will of Those Who Will is One.
5. But faith, of which we are compelled, by reason of the arrangement of our subject, to dispute somewhat more at length in this book: faith I say, which they who have are called the faithful, and they who have not, unbelievers, as were those who did not receive the Son of God coming to His own; although it is wrought in us by hearing, yet does not belong to that sense of the body which is called hearing, since it is not a sound; nor to the eyes of this our flesh, since it is neither color nor bodily form; nor to that which is called touch, since it has nothing of bulk; nor to any sense of the body at all, since it is a thing of the heart, not of the body; nor is it without apart from us, but deeply seated within us; nor does any man see it in another, but each one in himself. Lastly, it is a thing that can both be feigned by pretence, and be thought to be in him in whom it is not. Therefore every one sees his own faith in himself; but does not see, but believes, that it is in another; and believes this the more firmly, the more he knows the fruits of it, which faith is wont to work by love. 1 And therefore this faith is common to all of whom the evangelist subjoins, "But as many as received Him, to them gave He power to become the sons of God, even to them that believe on His name: which were born, not of blood, nor of the will of the flesh, nor of the will of man, but of God;" common I say, not as any form of a bodily object is common, as regards sight, to the eyes of all to whom it is present, for in some way the gaze of all that behold it is informed by the same one form; but as the human countenance can be said to be common to all men; for this is so said that yet each certainly has his own. We say certainly with perfect truth, that the faith of believers is impressed from one doctrine upon the heart of each several person who believes the same thing. But that which is believed is a different thing from the faith by which it is believed. For the former is in things which are said either to be, or to have been or to be about to be; but the latter is in the mind of the believer, and is visible to him only whose it is; although not indeed itself but a faith like it, is also in others. For it is not one in number, but in kind; yet on account of the likeness, and the absence of all difference, we rather call it one than many. For when, too, we see two men exceedingly alike, we wonder, and say that both have one countenance. It is therefore more easily said that the souls were many,--a several soul, of course, for each several person--of whom we read in the Acts of the Apostles, that they were of one soul, 2 --than it is, where the apostle speaks of "one faith," 3 for any one to venture to say that there are as many faiths as there are faithful. And yet He who says, "O woman, great is thy faith;" 4 and to another, "O thou of little faith, wherefore didst thou doubt?" 5 intimates that each has his own faith. But the like faith of believers is said to be one, in the same way as a like will of those who will is said to be one; since in the case also of those who have the same will, the will of each is visible to himself, but that of the other is not visible, although he wills the same thing; and if it intimate itself by any signs, it is believed rather than seen. But each being conscious of his own mind certainly does not believe, but manifestly sees outright, that this is his own will.