Translation
Hide
Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
7. Kapitel. Der Glaube ist für die Erlangung der Seligkeit notwendig.
10. Und deshalb ist in diesem sterblichen, mit Irrtum und Drangsal ausgefüllten Leben vor allem der Glaube notwendig, in dem man an Gott glaubt. Nicht kann nämlich irgendein Gut, vor allem nicht jenes, S. 174 durch das man gut und durch das man glücklich wird, gefunden werden, es sei denn, daß es von Gott in den Menschen kommt und zum Menschen hinzutritt. Wenn aber derjenige, der in den Mühsalen hier treu und gut ist, aus diesem Leben zum glücklichen Leben gelangt, dann wird Wahrheit, was in diesem Leben auf keine Weise sein kann, daß nämlich der Mensch so lebt, wie er will. Denn er wird in jenem Glücke nicht schlecht leben wollen und nichts wollen, was ihm fehlt; nicht auch wird ihm etwas fehlen, was er will. Was immer geliebt wird, wird da sein; und nicht wird etwas ersehnt werden, was nicht da ist. Alles, was dort sein wird, wird gut sein, und zwar wird der höchste Gott das höchste Gut sein, und er wird allen Liebenden zum Genusse gegenwärtig sein; und was überhaupt zur vollen Seligkeit gehört, das wird — darüber besteht Gewißheit — immer da sein. Jetzt aber freilich gibt es Philosophen, die sich, wie es jedem gefällt, ihr eigenes glückliches Leben geschaffen haben, gleich als könnten sie mit eigener Kraft, was sie nach dem allgemeinen Zustand der Sterblichen nicht konnten, so nämlich zu leben, wie sie wollen. Sie merkten nämlich, daß niemand auf andere Weise glücklich leben kann, als wenn er hat, was er will, und nichts erleiden muß, was er nicht will. Wer aber wünschte nicht, daß ein Leben, an dem man sich ergötzt, und das man deshalb glücklich nennt, so in seiner Macht sei, daß er es für immer haben könne? Und doch, wer ist so? Wer hätte etwa den Wunsch, Beschwerden zu erleiden, damit er sie tapfer ertragen kann, wenngleich er den Willen und die Kraft hat, sie zu ertragen, wenn er sie erleidet? Wer möchte in Qualen leben, auch wenn er in ihnen, in Geduld die Gerechtigkeit wahrend, lobwürdig leben kann? An die Vergänglichkeit dieser Übel dachten jene, die sie ertrugen, mochten sie zu besitzen begehren oder zu verlieren befürchten, was sie, sei es nichtswürdig, sei es lobenswürdig, liebten. Denn viele streckten sich in S. 175 vorübergehenden Übeln nach bleibenden Gütern tapfer aus. Diese sind in der Tat in Hoffnung glücklich, auch wenn sie in vorübergehenden Übeln sich befinden, durch die sie zu nicht vorübergehenden Gütern gelangen. Wer aber in Hoffnung glücklich ist, ist noch nicht glücklich. Er erwartet ja in Geduld das Glück, das er noch nicht festhält. Wer hingegen ohne jede derartige Hoffnung, ohne jeden derartigen Lohn gepeinigt wird, der ist, mag er noch soviele Fähigkeit zum Erfragen aufbieten, nicht in Wahrheit glücklich, sondern mit Tapferkeit unglücklich. Er ist ja nicht deshalb nicht unglücklich, weil er noch unglücklicher wäre, wenn er sein Elend auch noch mit Ungeduld trüge. Andererseits ist er, wenn er nicht zu erdulden braucht, was er an seinem Leibe nicht erdulden will, doch auch so nicht für glücklich zu halten, da er nicht lebt, wie er will. Um nämlich anderes zu übergehen, daß nämlich, ohne den Leib zu verletzen, der Seele Kränkungen zugefügt werden, ohne die wir leben wollten, und daß sie unzählbar sind: jedermann möchte doch sicherlich den Leib, wenn er könnte, so heil und unversehrt erhalten und an ihm keine Beschwerden erleiden, daß er wünschte, er möge dies in seiner Gewalt haben oder es möge in der Unversetzbarkeit des Leibes selbst beschlossen sein. Weil er dies nicht hat und es im Unsicheren hängt, lebt er wahrlich nicht, wie er will. Wenn er nämlich auch in tapferem Sinn bereit ist, auf sich zu nehmen und hinzunehmen und mit Gleichmut zu tragen, was ihm an Widrigem zustößt, so will er doch lieber, daß es ihm nicht zustößt, und wenn er könnte, würde er es so richten; und so ist er bereit zu beidem, bereit, daß er, soviel an ihm liegt, das eine wünscht, das andere meidet, und wenn, was er meidet, eintritt, erträgt er es deshalb, weil nicht geschehen konnte, was er wollte. Damit er also nicht niedergedrückt wird, erträgt er; gedrückt werden aber wollte er nicht. Wieso lebt er also, wie er will? Etwa weil er mit Willen tapfer ist in der Ertragung dessen,S. 176 was er sich nicht zugefügt wünschte? Dann will er also deshalb, was er kann, weil er, was er will, nicht kann. Das ist das ganze Glück — man weiß nicht, soll man darüber lachen oder es eher beklagen — der hochmütigen Sterblichen, die sich rühmen, so zu leben, wie sie wollen, weil sie mit Willen geduldig ertragen, was ihnen nach ihrem Willen nicht zustoßen sollte. Das ist, wie sie behaupten, die Weisheit, die Terenz verkündet: „Weil nicht geschehen kann, was du willst, wolle, was du kannst.“1 Daß dies ein gewandtes Wort ist, wer möchte es leugnen? Allein es wird da dem Unglücklichen der Rat gegeben, nicht noch unglücklicher zu sein. Dem Glücklichen aber — alle wollen es doch sein — wird mit dem Worte: Es kann nicht geschehen, was du willst, weder etwas Richtiges noch etwas Wahres gesagt. Wenn er nämlich glücklich ist, dann kann geschehen, was immer er will, weil er nicht will, was nicht geschehen kann. Aber nicht ist das glückliche Leben ein Leben dieser Sterblichkeit, und es kann kein Glück sein, außer es gibt auch eine Unsterblichkeit. Wenn diese dem Menschen in keiner Weise gegeben werden kann, dann ist es auch zwecklos, nach dem Glücke zu suchen. Denn ohne Unsterblichkeit kann es nicht bestehen.
Andria, act. 1, scen. 1, v. 5 f. (ed. Vahlen). ↩
Edition
Hide
De Trinitate
VII.
[VII 10] Ac per hoc in ista mortali vita erroribus aerumnisque plenissima praecipue fides est necessaria qua in deum creditur. Non enim quaecumque bona maximeque illa quibus quisque fit bonus et illa quibus fiet beatus, unde nisi a deo in hominem veniant et homini accedant inveniri potest. Cum autem ex hac vita ab eo qui in his miseriis fidelis et bonus est ventum fuerit ad beatam, tunc erit vere quod nunc esse nullo modo potest ut sic homo vivat quomodo vult. Non enim volet male vivere in illa felicitate aut volet aliquid quod deerit aut deerit quod voluerit. Quidquid amabitur aderit, nec desiderabitur quod non aderit. Omne quod ibi erit bonum erit, et summus deus summum bonum erit atque ad fruendum amantibus praesto erit, et quod est omnino beatissimum ita semper fore certum erit.
Nunc vero fecerunt quidem sibi philosphi sicut eorum cuique placuit vitas beatas suas ut quasi propria virtute possent quod communi mortalium condicione non poterant, sic scilicet vivere ut vellent. Sentiebant enim aliter beatum esse neminem posse nisi habendo quod vellet et nihil patiendo quod nollet. Quis autem non qualemcumque vitam qua delectatur et ideo beatam vocat vellet sic esse in sua potestate ut eam posset habere perpetuam? Et tamen quis ita est? Quis vult pati molestias quas fortiter toleret, quamvis eas velit possitque tolerare si patitur? Quis velit in tormentis vivere etiam qui potest in eis per patientiam tenendo iustitiam laudabiliter vivere? Transitura cogitaverunt haec mala qui ea pertulerunt vel cupiendo habere vel timendo amittere quod amabant, sive nequiter sive laudabiliter. Nam multi per transitoria mala ad permansura bona fortiter tetenderunt. Qui profecto spe beati sunt etiam cum sunt in transitoriis malis per quae ad bona non transitura perveniunt.
Sed qui spe beatus est nondum beatus est. Exspectat namque per patientiam beatitudinem quam nondum tenet. Qui vero sine ulla spe tali, sine ulla tali mecede cruciatur quantamlibet adhibeat tolerantiam, non est beatus veraciter sed miser fortiter. Neque enim propterea miser non est quia miserior esset si et impatienter miseriam sustineret. Porro si ista non patitur quae nollet pati in suo corpore, ne tunc quidem beatus habendus est quoniam non vivit ut vult. Ut enim alia omittam quae copore inlaeso ad animi pertinent offensiones sine quibus vivere vellemus et sunt innumerabilia, vellet utique si posset ita salvum atque incolume habere corpus et nullas ex eo pati molestias, ut id haberet in potestate aut in ipsius incorruptione corporis; quod quia non habet ac pendet incerto, profecto non vivit ut vult. Quamvis enim per fortitudinem sit paratus excipere et aequo ferre animo quidquid adversitatis acciderit, mavult tamen ut non accidat et si possit facit; atque ita paratus est in utrumque ut quantum in ipso est alterum optet, alterum vitet, et si quod vitat incurrerit, ideo volens ferat quia fieri non potuit quod volebat. Ne opprimatur ergo sustinet, sed premi nollet. Quomodo ergo vivit ut vult? An quia volens fortis est ad ferenda quae nollet inlata? Ideo igitur id vult quod potest quoniam quod vult non potest. Haec est tota, utrum ridenda an potius miseranda, superborum beatitudo mortalium gloriantium se vivere ut volunt quia volentes patienter ferunt quae accidere sibi nolunt. Hoc est enim aiunt quod sapienter dixit Terentius:
Quoniam non potest id fieri quod vis,
Id velis quod possis.
Commode hoc dictum esse quis negat? Sed consilium est datum misero ne esset miserior. Beato autem quales se esse omnes volunt non recte nec vere dicitur, non potest fieri quod vis. Si enim beatus est, quidquid vult fieri potest quia non vult quod fieri non potest. Sed non est mortalitatis huius haec vita, nec erit nisi quando et immortalitas erit. Quae si nullo modo dari homini posset, frustra etiam beatitudo quaereretur quia sine immortalitate non potest esse.