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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
8. Kapitel. Ohne Unsterblichkeit gibt es kein Glück.
11. Da also alle Menschen glücklich sein wollen, wenn sie einen wirklichen Willen haben, so wollen sie in der Tat auch unsterblich sein. Sonst könnten sie nämlich nicht glücklich sein. Infolgedessen geben auch alle, über die Unsterblichkeit befragt, ebenso wie auf die Frage über das Glück, zur Antwort, daß sie sie wollen. Aber wie immer das Glück ist ― es hat mehr den Namen Glück, als daß es Glück ist ―, das man in S. 177 diesem Leben sucht, ja vielmehr sich einbildet: wenn man an der Unsterblichkeit verzweifelt, kann es kein wahres Glück geben. Derjenige lebt ja, wie wir oben schon sagten und weiterhin hinreichend festgestellt haben, glücklich, der lebt, wie er will, und nichts mit bösem Sinne will. Niemand aber will in schlechter Weise die Unsterblichkeit, wenn ihrer die menschliche Natur nach Gottes schenkender Fügung fähig ist. Wenn sie ihrer nicht fähig ist, ist sie auch des Glückes nicht fähig. Damit nämlich der Mensch glücklich lebe, muß er überhaupt leben. Wenn nun jemanden beim Tode das Leben verläßt, wie kann da das glückliche Leben bei ihm bleiben? Wenn es ihn aber verläßt, verläßt es ihn ohne Zweifel entweder gegen seinen Willen oder mit seinem Willen oder ohne eine Willensregung seinerseits. Wenn gegen seinen Willen, wie kann das Leben glücklich sein, das so im Willen steht, daß es nicht in seiner Gewalt steht? Wenn schon niemand glücklich ist, der will, was er nicht hat, um wieviel weniger ist dann glücklich derjenige, der gegen seinen Willen nicht nur Ehre oder Besitz oder irgendein anderes Ding verliert, sondern das glückliche Leben selbst, wenn ihn jegliches Leben verläßt? Wenn sonach auch kein Sinnesvermögen zurückbleibt, durch das er Elend empfindet — deshalb nämlich entweicht das glückliche Leben, weil das ganze Leben entweicht —, so ist er doch elend, solange er Sinne hat, weil er weiß, daß gegen seinen Willen aufgebraucht wird, um dessentwillen er alles übrige und was er vor allem übrigen liebt. Nicht also kann das Leben zugleich glücklich sein und zugleich jemanden gegen seinen Willen verlassen, weil niemand gegen seinen Willen glücklich wird; um wieviel mehr macht sonach das Leben jenen, den es ohne seinen Willen verläßt, unglücklich, wo es, wenn es gegen seinen Willen ihm zur Verfügung wäre, ihn unglücklich machte? Wenn es ihn aber mit seinem Willen verläßt, wie könnte dieses Leben glücklich gewesen sein, dessen Untergang will, wer es hatte? Es bleibt S. 178 nur noch die Möglichkeit, zu sagen, daß in der Seele des Glücklichen keinerlei Willensregung sei, das heißt: daß er vom glücklichen Leben verlassen werde, wenn ihn im Tode das ganze Leben verläßt, das wolle er weder, noch wolle er es nicht, da er beidem mit bereitem und gleichmütigem Herzen gegenüberstehe. Aber auch jenes Leben ist nicht glücklich, das so ist, daß es der Liebe dessen, den es nicht glücklich macht, nicht würdig ist. Wie soll denn das Leben glücklich sein, das der Glückliche nicht liebt? Oder wie sollte man das lieben, bei dem man es gleichgültig hinnimmt, ob es kräftig bleibt oder zugrunde geht? Es müßte schon sein, daß die Tugenden, welche wir allein um der Glückseligkeit willen lieben, uns zu überreden wagen, daß wir die Glückseligkeit selbst nicht lieben. Wenn sie das tun, dann hören wir sicherlich auch auf, sie selbst zu lieben, wenn wir das Glück, um dessentwilien allein wir sie liebten, nicht lieben. Endlich, wie kann wahr bleiben jene so klar geschaute, so streng geprüfte, so gründlich geklärte, so sichere Anschauung, daß alle Menschen glücklich sein wollen, wenn sogar jene, die schon glücklich sind, glücklich sein weder wollen noch nicht wollen? Oder wenn sie es wollen, wie die Wahrheit laut ruft, wozu die Natur antreibt, die Natur, der es der höchst gute und unwandelbar glückliche Schöpfer mitgab, wenn, sage ich, glücklich sein wollen jene, die es sind, dann wollen sie sicherlich nicht, daß sie nicht glücklich sind. Wenn sie aber nicht wollen, daß sie nicht glücklich sind, dann wollen sie ohne Zweifel nicht, daß ihr Glück aufgebraucht wird und zugrunde geht. Nun können sie aber nur, wenn sie leben, glücklich sein. Also wollen sie nicht, daß ihr Leben zugrunde geht. Unsterblich also wollen sein alle, die wahrhaft glücklich sind oder es zu sein begehren. Nicht aber lebt glücklich, wem nicht zur Verfügung steht, was er will. Auf keine Weise wird also das Leben wahrhaft glücklich sein können, wenn es nicht immerwährend ist
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De Trinitate
VIII.
[VIII 11] Cum ergo beati esse omnes homines volunt si verum volunt, profecto esse et immortales volunt; aliter enim beati esse non possunt. Denique et de immortalitate interrogati sicut de beatitudine omnes eam se velle respondet. Sed qualiscumque beatitudo quae potius vocetur quam sit in hac vita quaeritur, immo vero fingitur, dum immortalitas desperatur sine qua vera beatitudo esse non potest. Ille quippe beate vivit, quod iam superius diximus et astruendo satis fiximus, qui vivit ut vult nec male aliquid vult. Nemo autem male vult immortalitatem si eius humana capax est deo donante natura; cuius si capax non est, nec beatitudinis capax est. Ut enim homo beate vivat oportet ut vivat. Quem porro morientem vita ipsa deserit beata vita cum illo manere qui potest? Cum autem deserit, aut nolentem procul dubio deserit aut volentem aut neutrum. Si nolentem, quomodo est beata vita quae ita est in voluntate ut non sit in potestate? Cumque beatus nemo sit aliquid volendo nec habendo, quanto minus beatus est qui non honore, non possessione, non qualibet alia re, sed ipsa beata vita nolens deseritur quando ei nulla vita erit? Unde etsi nullus sensus relinquitur quo sit misera (propterea enim beata vita discedit quoniam tota vita discedit), miser est tamen quamdiu sentit quia scit se nolente consumi propter quod cetera et quod prae ceteris diligit. Non igitur potest vita et beata esse et nolentem deserere quia beatus nemo nolens fit, ac per hoc quanto magis nolentem deserendo miserum facit quae si nolenti praesto esset miserum faceret? Si autem volentem deserit, etiam sic quomodo beata erat quam perire voluit qui habebat? Restat ut dicant neutrum esse in animo beati, id est eum deseri a beata vita, cum per mortem deserit tota vita, nec nolle nec velle, ad utrumque enim parato et aequo corde consistere. Sed nec ista beata est vita quae talis est ut quem beatum facit amore eius indigna sit. Quomodo enim est beata vita quam non amat beatus? Aut quomodo amatur quod utrum vigeat an pereat indifferenter accipitur? Nisi forte virtutes quas propter solam beatitudinem sic amamus persuadere nobis audent ut ipsam beatitudinem non amemus. Quod si faciunt, etiam ipsas utique amare desistimus quando illam propter quam solam istas amavimus non amamus.
Deinde quomodo erit vera illa tam perspecta, tam examinata, tam eliquata, tam certa sententia, beatos esse omnes homines velle, si ipsi qui iam beati sunt beati esse nec nolunt nec volunt? Aut si volunt ut veritas clamat, ut natura compellit cui summe bonus et immutabiliter beatus creator hoc indidit, si volunt, inquam, beati esse qui beati sunt, beati non esse utique nolunt. Si autem beati non esse nolunt, procul esse utique nolunt. Si autem beati non esse nolunt, procul dubio nolunt consumi et perire quod beati sunt. Nec nisi viventes beati esse possunt; nolunt igitur perire quod vivunt. Immortales ergo esse volunt quicumque vere beati vel sunt vel esse cupiunt. Non autem vivit beate cui non adest quod vult; nullo modo igitur esse poterit vita veraciter beata nisi fuerit sempiterna. [12] Hanc utrum capiat humana natura quam tamen desiderabilem confitetur non parva quaestio est. Sed si fides adsit quae inest eis quibus dedit potestatem Iesus filios dei fieri, nulla quaestio est.