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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
18. Kapitel. Warum der Sohn Gottes die menschliche Natur aus dem Geschlechte Adams und aus einer Jungfrau annahm.
23. Es konnte nämlich Gott sicherlich den Menschen auch von anderswoher annehmen, um in ihm der Mittler zwischen Gott und den Menschen zu sein, nicht aus dem Geschlechte jenes Adam, der durch seine Sünde das menschliche Geschlecht in die Sünde verwickelte, wie er jenen, den er als ersten Menschen schuf, nicht aus dem Geschlechte eines anderen schuf. Er konnte also ebenso oder auf eine andere beliebige Weise einen anderen Menschen schaffen, von dem der Sieg über den Sieger des ersten ausgehen sollte. Aber Gott erachtete es für besser, eben aus dem Geschlechte, das besiegt worden war, den Menschen anzunehmen, durch den er den Feind des menschlichen Geschlechtes besiegen S. 198 wollte, und dennoch aus der Jungfrau, deren Empfängnis der Geist, nicht das Fleisch, der Glaube, nicht die Lust vorherging.1 Nicht trat hier in Tätigkeit die Begierlichkeit des Fleisches, durch welche alle übrigen erzeugt und empfangen werden, die sich die Ursünde zuziehen; sie fehlte vielmehr ganz und gar; die heilige Jungfräulichkeit ist durch den Glauben, nicht durch den Beischlaf befruchtet worden, damit jener Eine, der aus der Nachkommenschaft des ersten Menschen geboren wurde, bloß in der Reihe des Geschlechts, nicht auch in jener der Sünde stehe. Es wurde ja nicht durch sündige Berührung eine befleckte Natur geboren, sondern nur das Heilmittel für alle diese Sünden. Geboren wurde, sage ich, ein Mensch, der keinerlei Sünde hatte, keinerlei haben sollte, durch den wiedergeboren werden sollten, die von der Sünde befreit werden mußten, jene, die ohne Sünde nicht geboren werden konnten. Wenngleich nämlich die eheliche Keuschheit von der fleischlichen Begierlichkeit, die den Zeugungsgliedern innewohnt, einen guten Gebrauch macht, so hat sie doch unfreiwillige Regungen, durch die sie zeigt, daß sie im Paradiese entweder überhaupt nicht existierte oder, wenn sie existierte, daß sie nicht so war, daß sie jemals dem Willen widerstrebte. Jetzt aber spüren wir, daß sie so ist, daß sie, dem Gesetze des Geistes widerstreitend, auch wenn kein Anlaß zur Zeugung vorliegt, wie ein Stachel zum Beischlaf antreibt. Gibt man ihr nach, dann wird sie in Sünde befriedigt; gibt man ihr nicht nach, dann wird sie in Kampf gezügelt. Daß diese beiden Dinge dem Paradiese vor der Sünde fremd waren, wer möchte dies bezweifeln? Denn weder tat jene Ehrbarkeit etwas Unehrbares, noch duldete jene Seligkeit etwas Unfriedsames. Es durfte daher jene fleischliche Begierlichkeit dort gar nicht sein, als die Jungfrau den empfing, an dem nichts Todeswürdiges finden sollte und den doch töten sollte der Urheber des Todes, der durch den Tod S. 199 des Urhebers des Lebens besiegt werden sollte, der Besieger des ersten Adam und der Besitzer des Menschengeschlechts; er wurde so besiegt vom zweiten Adam und verlor das Christengeschlecht, das, ausgesondert aus dem menschlichen Geschlechte, von der menschlichen Sünde befreit wurde durch den, der nicht in Sünden war, wenngleich er aus dem Geschlechte war; in dieser Weise sollte jener Betrüger eben von dem Geschlechte besiegt werden, das er durch die Sünde besiegt hatte. Und das ist deshalb so geschehen, damit sich der Mensch nicht überhebe, sondern damit, „wer sich rühme, sich im Herrn rühme“.2 Der nämlich vom Teufel besiegt worden war, war nur ein Mensch, und deshalb wurde er besiegt, weil er in Hochmut Gott zu sein begehrte. Der aber siegte, war Mensch und Gott, und deshalb siegte der aus der Jungfrau Geborene in dieser Weise, weil Gott, sich erniedrigend, nicht diesen Menschen leitete wie andere Heilige, sondern selbst in ihm sich darstellte.
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De Trinitate
XVIII.
[XVIII 23] Poterat enim utique deus hominem aliunde suscipere in quo esset mediator dei et hominum, non de genere illius Adam qui peccato suo genus obligavit humanum, sicut ipsum quem primum creavit non de genere creavit alicuius. Poterat ergo vel sic vel alio quo vellet modo creare unum alium de quo vinceretur victor prioris, sed melius iudicavit et de ipso quod victum fuerat genere assumere hominem deus per quem generis humani vinceret inimicum, et tamen ex virgine cuius conceptum spiritus non caro, fides non libido praevenit. Nec interfuit carnis concupiscentia per quam seminantur et concipiuntur ceteri qui trahunt originale peccatum, sed ea penitus remotissima credendo non concumbendo sancta est fecundata virginitas ut illud quod nascebatur ex propagine primi hominis tantummodo generis non et criminis originem duceret. Nascebatur namque non transgressionis contagione vitiata natura sed omnium talium vitiorum sola medicina. Nascebatur, inquam, homo nullum habens, nullum habiturus omnino peccatum, per quem renascerentur liberandi a peccato qui nasci non possent sine peccato. Quamvis enim carnali concupiscentia quae inest genitalibus membris bene utatur castitas coniugalis, habet tamen motus non voluntarios quibus ostendit vel nullam se in paradiso ante peccatum esse potuisse vel non talem fuisse si fuit ut aliquando resisteret voluntati. Nunc autem illam talem esse sentimus ut repugnans legi mentis etiam si nulla est causa generandi stimulos ingerat coeundi, ubi si ei ceditur, peccando satietur; si non ceditur, dissentiendo frenetur, quae duo aliena fuisse a paradiso ante peccatum, dubitare quis possit? Nam neque illa honestas faciebat aliquid indecorum neque illa felicitas patiebatur aliquid impacatum. Oportebat itaque ut ista carnalis concupiscentia nulla ibi esset omnino quando concipiebatur virginis partus in quo nihil morte dignum fuerat inventurus, et eum tamen occisurus auctor mortis auctoris vitae morte vincendus. Victor primi Adam et tenens genus humanum victus a secundo Adam et amittens genus christianum liberatum ex humano genere ab humano crimine per eum qui non erat in crimine, quamvis esset ex genere, ut deceptor ille ab eo vinceretur genere quod vicerat crimine. Et hoc ita gestum est ut homo non extollatur, sed qui gloriatur in domino glorietur. Qui enim victus est homo tantum erat, et ideo victus est quia superbe deus esse cupiebat; qui autem vicit et homo et deus erat, et ideo sic vicit natus ex virgine quia deus humiliter, non quomodo alios sanctos regebat illum hominem, sed gerebat. Haec tanta dei dona et si qua alia sunt quae de hac re nobis et quaerere nunc et disserere longum est nisi verbum caro fieret, nulla essent.