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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
17. Kapitel. Wie die Zukunft vorhergewußt werden kann.
22. Freilich ist auch das Wort Prophet ihren Schriften nicht ganz unbekannt. Aber es ist ein großer Unterschied, ob man auf Grund von bisherigen Erfahrungen das Zukünftige erschließt — so sehen die Ärzte vieles voraus, legen es auch schriftlich nieder, weil sie aus ihren Erfahrungen darum wissen; ebenso können die Bauern und Schiffer manches voraussagen; wenn es für eine sehr ferne Zukunft geschieht, spricht man von Ahnungen — oder ob das Zukünftige schon heranschreitet und, von der Ferne in seinem Kommen gesehen, auf Grund geschärfter Sehorgane geschaut und mitgeteilt S. 170 wird — wenn die Mächte der Lüfte das tun, spricht man von ahnen —, wie wenn jemand von einem Berggipfel aus einen von weither kommen sieht und den in der Nähe in der Ebene Weilenden davon erzählt, oder ob es von heiligen Engeln, denen es Gott durch sein Wort und seine Weisheit offenbart — dort hat die Vergangenheit und Zukunft ein stehendes Sein —, einzelnen Menschen vorherverkündet wird oder, von ihnen vernommen, wieder an andere Menschen weitergegeben wird, oder ob der Geist mancher Menschen selbst im Heiligen Geiste so erhoben wird, daß sie die bestehenden Ursachen des Zukünftigen nicht nur durch die Vermittlung der Engel, sondern unmittelbar in ihnen selber schauen, auf dem höchsten Gipfel der Dinge stehend. Auch die Mächte in den Lüften vernehmen es ja, sei es, daß Engel es ihnen verkünden oder Menschen, und zwar vernehmen sie soviel, als jener, dem alles unterworfen ist, für gut erachtet. Viele Weissagungen erfolgen auch aus einem gewissen unbewußten Drang unter dem Antrieb einer unsichtbaren Macht. So verstand Caiphas nicht, was er sagte; er prophezeite aber, weil er Hoherpriester war.1
23. Wir dürfen also über die Aufeinanderfolge der Zeiten und die Auferstehung der Toten auch jene Philosophen nicht befragen, welche die Ewigkeit des Schöpfers, in dem wir leben, uns bewegen und sind,2 soviel sie vermochten, erkannt haben. Denn obwohl sie Gott durch die geschaffenen Dinge erkannt haben, haben sie ihn nicht als Gott verherrlicht noch ihm Dank erwiesen. Vielmehr sind sie, indem sie sich für weise ausgaben, Toren geworden.3 Da sie unfähig waren, auf die ewige, geistige und unwandelbare Natur das Auge ihres Geistes mit solcher Festigkeit zu richten, daß sie in der Weisheit des Schöpfers und Lenkers des Alls den Lauf der Zeiten sahen, die dort schon ein Sein, und zwar ein immerwährendes Sein haben, hier jedoch noch der S. 171 Zukunft angehören und daher noch kein Sein besitzen, und daß sie dort die Fortschritte der Seelen und auch der menschlichen Leiber bis zu ihrer ihnen jeweils zukommenden Vollendung schauten, — da sie also zu dieser Schau in keiner Weise fähig waren, wurden sie auch nicht für würdig gehalten, diese Dinge durch heilige Engel zu erfahren, sei es von außen her durch die Sinne des Körpers, sei es durch innere, geistig ausgedrückte Offenbarungen. So wurde die Zukunft unseren mit wahrer Frömmigkeit ausgestatteten Vätern gezeigt, die sie vorherverkündeten und durch gegenwärtige Zeichen oder rasch folgende, ihrer Verkündigung entsprechend eingetretene Ereignisse sich Glauben schufen und sich ein solches Ansehen erwarben, daß ihnen noch in der fernsten Zukunft bis ans Ende der Zeiten Glauben geschenkt wird. Die hochmütigen und trügerischen Mächte der Lüfte aber sind, auch wenn sich herausstellt, daß sie etwas über die Gemeinschaft und das Reich der Heiligen und über den wahren Mittler von den heiligen Propheten und Engeln erfahren und durch ihre Seher verkünden, darauf ausgegangen, durch die ihnen fremde Wahrheit auch die Gläubigen Gottes, wenn sie könnten, zu ihren Irrtümern zu verführen. Gott aber geht, ohne daß sie es wissen, dabei darauf aus, daß die Wahrheit von überall her klingt, den Gläubigen zur Hilfe, den Gottlosen zur Überführung.
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The Fifteen Books of Aurelius Augustinus, Bishop of Hippo, on the Trinity
Chapter 17.--In How Many Ways Things Future are Foreknown. Neither Philosophers, Nor Those Who Were Distinguished Among the Ancients, are to Be Consulted Concerning the Resurrection of the Dead.
22.--although the name of prophets, too, is not altogether foreign to their writings. But it makes the greatest possible difference, whether things future are conjectured by experience of things past (as physicians also have committed many things to writing in the way of foresight, which they themselves have noted by experience; or as again husbandmen, or sailors, too, foretell many things; for if such predictions are made a long while before, they are thought to be divinations), or whether such things have already started on their road to come to us, and being seen coming far off, are announced in proportion to the acuteness of the sense of those who see them, by doing which the aerial powers are thought to divine (just as if a person from the top of a mountain were to see far off some one coming, and were to announce it beforehand to those who dwelt close by in the plain); or whether they are either fore-announced to certain men, or are heard by them and again transmitted to other men, by means of holy angels, to whom God shows those things by His Word and His Wisdom, wherein both things future and things past consist: or whether the minds of certain men themselves are so far borne upwards by theHoly Spirit, as to behold, not through the angels, but of themselves, the immoveable causes of things future, in that very highest pinnacle of the universe itself. [And I say, behold,] for the aerial powers, too, hear these things, either by message through angels, or through men; and hear only so much as He judges to be fitting, to whom all things are subject. Many things, too, are foretold by a kind of instinct and inward impulse of such as know them not: as Caiaphas did not know what he said, but being the high priest, he prophesied. 1
23. Therefore, neither concerning the successions of ages, nor concerning the resurrection of the dead, ought we to consult those philosophers, who have understood as much as they could the eternity of the Creator, in whom "we live, and move, and have our being." 2 Since, knowing God through those things which are made, they have not glorified Him as God, neither were thankful but professing themselves wise, they became fools. 3 And whereas they were not fit to fix the eye of the mind so firmly upon the eternity of the spiritual and unchangeable nature, as to be able to see, in the wisdom itself of the Creator and Governor of the universe, those revolutions of the ages, which in that wisdom were already and were always, but here were about to be so that as yet they were not; or, again, to see therein those changes for the better, not of the souls only, but also of the bodies of men, even to the perfection of their proper measure; whereas then, I say, they were in no way fit to see these things therein, they were not even judged worthy of receiving any announcement of them by the holy angels; whether externally through the senses of the body, or by interior revelations exhibited in the spirit; as these things actually were manifested to our fathers, who were gifted with true piety, and who by foretelling them, obtaining credence either by present signs, or by events close at hand, which turned out as they had foretold, earned authority to be believed respecting things remotely future, even to the end of the world. But the proud and deceitful powers of the air, even if they are found to have said through their soothsayers some things of the fellowship and citizenship of the saints, and of the true Mediator, which they heard from the holy prophets or the angels, did so with the purpose of seducing even the faithful ones of God, if they could, by these alien truths, to revolt to their own proper falsehoods. But God did this by those who knew not what they said, in order that the truth might sound abroad from all sides, to aid the faithful, to be a witness against the ungodly.