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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Trinitate

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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit

19. Kapitel. Die Sendung des Sohnes. Sie bedingt keine Unterlegenheit des Sohnes gegenüber dem Vater.

25. Siehe, das ist der Zweck, zu dem der Sohn Gottes gesandt ist. Doch müssen wir nicht vorher fragen, was denn seine Sendung überhaupt bedeutet? Alle Geschehnisse nämlich, die um des Glaubens willen, durch den wir für die Schau der Wahrheit entsündigt werden sollen, in der Welt der aus der Ewigkeit ausgezogenen und auf die Ewigkeit bezogenen, gewordenen Dinge zeithaft sich begeben, waren entweder Bezeugungen seiner Sendung oder die Sendung des Sohnes Gottes selbst. Von den Bezeugungen haben manche seine S. 175 zukünftige Ankunft vorherverkündet, manche seine schon erfolgte bezeugt. Von demjenigen nämlich, durch den die ganze Schöpfung wurde, der selbst Geschöpf wurde, sollte die gesamte Schöpfung Zeugnis ablegen. Wenn nämlich der Eine nicht durch viele Gesandte bezeugt würde, dann würde man nicht viele wegsenden, um den Einen zu behalten. Und wenn es nicht solche Bezeugungen wären, daß sie den Kleinen groß erscheinen, dann würde er nicht für groß genug gehalten, um groß zu machen, wo er als Kleiner zu Kleinen gesandt wurde. Unvergleichlich größere Taten des Sohnes Gottes sind Himmel und Erde und alles, was darin ist — all das ist ja durch ihn geschaffen worden —, als die Zeichen und Wunder, welche zu seiner Bezeugung hervorbrachen. Die Menschen aber haben, wie sie jene seine Großtaten für klein hielten, vor seinen kleinen Werken wie vor Großtaten gebebt.

26. „Als daher die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren aus dem Weibe, unterworfen dem Gesetze.“1 So gering war er, daß er unterworfen war; gesandt wurde er, indem er geboren wurde. Wenn nun der Größere den Geringeren sendet, dann bekennen auch wir, daß der Geborene geringer ist und daß er insoweit geringer ist, als er geboren wurde, und insoweit geboren, als er gesandt wurde. „Er sandte“ nämlich „seinen Sohn, geboren aus dem Weibe“. Weil jedoch durch ihn alles geworden ist, deshalb bekennen wir, daß er auch, nicht nur bevor er geboren und gesandt wurde, sondern bevor überhaupt etwas war, dem Sendenden gleich ist, er, von dem wir sagen, er sei gesandt und geringer. Wie läßt sich dann verstehen, daß er vor jener Fülle der Zeit, in welcher er gesandt werden sollte, vor seiner Sendung den Vätern erscheinen konnte, als sie gewisse Engelserscheinungen hatten, wo er doch auch nach seiner Sendung nicht gesehen werden konnte, sofern er dem Vater gleich ist? Wie hätte er sonst zu S. 176 Philippus, von dem er doch ebenso wie von den übrigen, auch von denen, die ihn kreuzigten, in seiner leiblichen Gestalt gesehen wurde, sagen können: „Solange bin ich schon bei euch, und ihr kennt mich noch nicht? Philippus, wer mich sieht, sieht auch den Vater?“2 So konnte er nur sprechen, weil er gesehen und nicht gesehen wurde. Gesehen wurde er, sofern er gesandt und geboren war; nicht wurde er gesehen, sofern durch ihn alles geworden ist. Oder wie sollte er sonst das weitere Wort sprechen: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben, und ich werde mich ihm offenbaren?“3 Er war doch vor aller Augen offenbar. Das Wort kann doch nur darin begründet sein, daß er das Fleisch, welches das Wort in der Fülle der Zeit wurde, als Gegenstand unserer gläubigen Hingabe darreichte, das Wort selbst aber, durch das alles geworden ist,4 für den durch den Glauben entsündigten Geist als Gegenstand unmittelbaren Anschauens in der Ewigkeit aufbewahrte.


  1. Gal. 4, 4. ↩

  2. Joh. 14, 9. ↩

  3. Joh. 14, 21. ↩

  4. Joh. 1, 3. ↩

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De Trinitate

XIX.

[XIX 25] Ecce ad quod missus est filius dei; immo vero ecce quod est missum esse filium dei. Quaecumque propter faciendam fidem qua mundaremur ad contemplandam veritatem in rebus ortis ab aeternitate prolatis et ad aeternitatem relatis temporaliter gesta sunt aut testimonia missionis huius fuerunt aut ipsa missio filii dei. Sed testimonia quaedam venturum praenuntiaverunt; quaedam venisse testata sunt. Factum quippe creaturam per quem facta est omnis creatura omnem creaturam testem habere oportebat. Nisi enim multis missis praedicaretur unus, non multis dimissis teneretur unus. Et nisi talia essent testimonia quae parvis magna viderentur, non crederetur ut magnos faceret magnus qui ad parvos missus est parvus. Incomparabiliter enim maiora filii dei facta sunt caelum et terra et omnia quae in eis sunt quia omnia per ipsum facta sunt, quam signa atque portenta quae in eius testimonium proruperunt. Sed tamen homines ut haec magna per eum facta parvi crederent illa parva tamquam magna tremuerunt.

[26] Cum ergo venit plenitudo temporis, misit deus filium suum factum ex muliere, factum sub lege, usque adeo parvum ut factum, eo itaque missum quo factum. Si ergo maior mittit minorem, fatemur et nos factum minorem et in tantum minorem in quantum factum et in tantum factum in quantum missum. Misit enim filium suum factum ex muliere, per quem tamen quia facta sunt omnia non solum priusquam factus mitteretur sed priusquam essent omnia, eundem mittenti confitemur aequalem quem dicimus missum minorem.

Quomodo ergo ante istam plenitudinem temporis qua eum mitti oportebat priusquam missus esset videri a patribus potuit cum eis angelica quaedam visa demonstrarentur, quando nec iam missus sicut aequalis est patri videbatur? Unde enim dicit Philippo a quo utique sicut a ceteris et ab ipsis a quibus crucifixus est in carne videbatur: Tanto tempore vobiscum sum et non cognovistis me? Philippe, qui me vidit vidit et patrem, nisi quia videbatur et non videbatur? Videbatur sicut missus factus erat; non videbatur sicut per eum omnia facta erant. Aut unde etiam illud dicit: Qui habet mandata mea et servat ea ipse est qui me diligit, et qui me diligit diligetur a patre meo, et ego diligam eum et manifestabo ei me ipsum cum esset manifestus ante oculos hominum, nisi quia carnem quod verbum in plenitudine temporis factum erat suscipiendae nostrae fidei porrigebat; ipsum autem verbum per quod omnia facta erant purgatae per fidem menti contemplandum in aeternitate servabat?

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