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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
2. Kapitel. Aussagen, die vom Vater und Sohne zugleich gelten, und solche, die nur vom Sohne gelten.
3. Vom Vater für sich allein gelten nur die Aussagen, die eine Beziehung zum Sohne in sich schließen, also die Bezeichnungen Vater, Erzeuger, Urgrund — der Zeugende ist ja naturgemäß für das, was er aus sich zeugt, der Urgrund —; jede sonstige Aussage aber gilt zugleich vom Sohne oder vielmehr bekommt ihre Geltung erst im Sohne, ob man nun sagt, daß er groß ist durch die Größe, die er zeugte, oder gut durch die Güte, die er zeugte, oder mächtig durch die Macht, die er zeugte, oder durch die Kraft, die er zeugte, oder weise durch die Weisheit, die er zeugte; die Größe selber aber wird vom Vater nicht ausgesagt; er ist vielmehr der Erzeuger S. 216 der Größe. Vom Sohne für sich allein aber gilt die Aussage, daß er Sohn ist. Sie gilt nicht zugleich vom Vater, sondern besagt eine Beziehung zum Vater. Nicht in der gleichen Weise jedoch heißt der Sohn für sich allein groß, sondern mit dem Vater, dessen Größe er ist. Ebenso heißt er weise zugleich mit dem Vater, dessen Weisheit er ist, ähnlich wie der Vater weise heißt mit dem Sohne, weil der Vater durch die von ihm gezeugte Weisheit weise ist. Infolgedessen gelten alle den Bereich des Absoluten betreffenden Aussagen nicht von einer Person, ohne zugleich von der anderen zu gelten. Das heißt: Alle die Substanz der beiden Personen betreffenden Aussagen gelten von beiden zugleich. Bei diesem Sachverhalt ist also der Vater nicht für sich allein ohne den Sohn Gott und der Sohn nicht für sich allein ohne den Vater, sondern beide zugleich sind Gott. In dem Schriftwort: „Im Anfange war das Wort“,1 mag das heißen: Im Vater war das Wort, oder soviel bedeuten wie: Vor allem anderen war das Wort; und in seiner Fortsetzung: „Und das Wort war bei Gott“,2 steht Wort allein für den Sohn, nicht zugleich für Vater und Sohn, als ob beide ein Wort wären — Wort steht im gleichen Sinne wie Bild. Nun sind aber Vater und Sohn nicht zwei Bilder, sondern der Sohn allein ist das Bild des Vaters, ebenso, wie er allein Sohn ist, es sind ja nicht beide zugleich Sohn. Wenn es weiter heißt: „Und das Wort war bei Gott“, so braucht es keine geringe Mühe, um zu begreifen, daß das Wort, welches den Sohn allein bedeutet, bei Gott war, der nicht nur der Vater ist, sondern Vater und Sohn zugleich. Indes was gibt es da noch Verwunderliches, wo doch diese Ausdrucksweise auch bei ganz und gar voneinander verschiedenen Dingen gebraucht wird? Was ist zum Beispiel so verschieden wie Leib und Seele? Und doch kann man sagen: Die Seele war beim Menschen, das heißt im Menschen. Die Seele ist ja nicht der Leib, der Mensch aber ist S. 217 Leib und Seele zugleich. So muß man auch das weitere Schriftwort: „Und Gott war das Wort“,3 in dem Sinne verstehen, daß das Wort, welches nicht der Vater ist, zugleich mit dem Vater Gott ist. Sollen wir also sagen, daß der Vater der Erzeuger der Größe und daher der Erzeuger seiner Kraft und Weisheit ist, der Sohn aber die Größe, Kraft und Weisheit, beide zusammen aber Gott, groß, allmächtig, weise sind? Was haben dann die Formeln Gott von Gott, Licht vom Lichte für einen Sinn? Es sind ja doch nicht beide Gott von Gott, sondern nur der Sohn ist Gott von Gott, das heißt vom Vater, und nicht beide sind Licht vom Lichte, sondern nur der Sohn ist Licht vom Lichte — Vater. Diese Ausdrucksweise soll darauf hinweisen und in einer kurzen Formel einschärfen, daß der Sohn so ewig ist wie der Vater. Die Formeln: Gott von Gott, Licht vom Lichte und ähnliche haben den Sinn: Die Wirklichkeit, die der Sohn nicht ohne den Vater ist, stammt von einer Wirklichkeit, welche der Vater nicht ohne den Sohn ist, das heißt das Licht, welches der Sohn nicht ist ohne den Vater, stammt von jenem Lichte, welches der Vater nicht ist ohne den Sohn. Das Wort Gott, unter dem man nicht den Sohn ohne den Vater zu verstehen hat, und das Wort „von Gott“, worunter man nicht den Vater ohne den Sohn verstehen darf, sollen also vollkommen klar erkennen lassen, daß der Erzeuger nicht früher ist als der Erzeugte. Bei diesem Sachverhalt kann eine solche Ausdrucksweise nur für jene Bestimmungen nicht gebraucht werden, die nicht auf beide zugleich zutreffen. So kann man nicht sagen: Wort von Wort, weil sie nicht beide Wort sind, sondern nur der Sohn; ebenso kann man nicht sagen: Bild vom Bilde, weil nicht beide Bild sind, ebenso nicht: Sohn vom Sohne, weil nicht beide Sohn sind, nach dem Worte: „Ich und der Vater sind eins.“4 „Wir sind eins“ bedeutet nämlich: Was der Vater ist, bin ich auf Grund des Wesens, nicht der Beziehung.
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De Trinitate
II.
[II 3] Sed si non dicitur in se ipso nisi quod ad filium dicitur, id est pater vel genitor vel principium eius, si etiam gignens ei quod de se gignit consequenter principium est, quidquid autem aliud dicitur cum filio dicitur vel potius in filio, sive magnus ea magnitudine quam genuit, sive iustus ea iustitia quam genuit, sive bonus ea bonitate quam genuit, sive potens ea potentia vel virtute quam genuit, sive sapiens ea sapientia quam genuit – magnitudo autem ipsa non dicitur pater sed magnitudinis generator; filius vero sicut in se ipso dicitur filius, quod non cum patre dicitur sed ad patrem, non sic et in se ipso magnus sed cum patre cuius ipse magnitudo est; sic et sapiens cum patre dicitur cuius ipse sapientia est, sicut ille sapiens cum filio quia ea sapientia sapiens est quam genuit – quidquid ergo ad se dicuntur, non dicitur alter sine altero, id est quidquid dicuntur quod substantiam eorum ostendat, ambo simul dicuntur.
Si haec ita sunt, iam ergo nec deus est pater sine filio nec filius deus sine patre, sed ambo simul deus. Et quod dictum est: In principio erat verbum, in patre erat verbum intellegitur. Aut si in principio sic dictum est ac si diceretur ‚ante omnia,‘ quod sequitur: Et verbum erat apud deum, verbum quidem solus filius accipitur, non simul pater et filius tamquam ambo unum verbum. Sic enim verbum quomodo imago; non autem pater et filius simul ambo imago, sed filius solus imago patris quemadmodum et filius; non enim ambo simul filius. Quod vero adiungitur: Et verbum erat apud deum, multum est ut sic intellegatur: verbum, quod solus est filius, erat apud deum, quod non solus est pater, sed pater et filius simul deus.
Sed quid mirum si in duabus quibusdam rebus longe inter se diversis potest hoc dici? Quid enim tam diversum quam animus et corpus? Potest tamen dici animus erat apud hominem, id est in homine, cum animus non sit corpus, homo autem animus simul et corpus sit. Ut etiam quod consequenter scriptum est: Et deus erat verbum, sic intellegatur, verbum quod non est pater deus erat simul cum patre. Itane ergo dicimus ut pater sit generator magnitudinis, hoc est generator virtutis vel generator sapientiae suae, filius autem magnitudo, virtus et sapientia; deus vero magnus, omnipotens, sapiens, ambo simul? Quomodo ergo deus de deo, lumen de lumine? Non enim simul ambo deus de deo, sed solus filius de deo, scilicet patre; nec ambo simul lumen de lumine, sed solus filius de lumine patre. Nisi forte ad insinuandum et brevissime inculcandum quod coaeternus est patri filius, ita dictum est deus de deo et lumen de lumine, et si quid hoc modo dicitur, ac si diceretur, hoc quod non est filius sine patre de hoc quod non est pater sine filio, id est hoc lumen quod lumen non est sine patre de hoc lumine patre quod lumen non est sine filio, ut cum dicitur deus, quod non est filius sine patre, et de deo, quod non est pater sine filio, perfecte intellegatur quod non praecessit genitor illud, quod genuit. Quod si ita est, hoc solum de eis dici non potest illud de illo quod simul ambo non sunt. Sicut verbum de verbo dici non potest quia non simul ambo verbum, sed solus filius; nec imago de imagine quia non simul ambo imago; nec filius de filio quia non simul ambo filius. Secundum quod dicitur: Ego et pater unum sumus. Unum sumus enim dictum est; quod ille, hoc et ego secundum essentiam, non secundum relativum.