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The Fifteen Books of Aurelius Augustinus, Bishop of Hippo, on the Trinity
Chapter 2.--No One at All Loves Things Unknown.
4. No studious person, then, no inquisitive person, loves things he does not know, even while he is urgent with the most vehement desire to know what he does not know. For he either knows already generically what he loves, and longs to know it also in some individual or individuals, which perhaps are praised, but not yet known to him; and he pictures in his mind an imaginary form by which he may be stirred to love. And whence does he picture this, except from those things which he has already known? And yet perhaps he will not love it, if he find that form which was praised to be unlike that other form which was figured and in thought most fully known to his mind. And if he has loved it, he will begin to love it from that time when he learned it; since a little before, that form which was loved was other than that which the mind that formed it had been wont to exhibit to itself. But if he shall find it similar to that form which report had proclaimed, and to be such that he could truly say I was already loving thee; yet certainly not even then did he love a form he did not know, since he had known it in that likeness. Or else we see somewhat in the species of the eternal reason, and therein love it; and when this is manifested in some image of a temporal thing, and we believe the praises of those who have made trial of it, and so love it, then we do not love anything unknown, according to that which we have already sufficiently discussed above. Or else, again, we love something known, and on account of it seek something unknown; and so it is by no means the love of the thing unknown that possesses us, but the love of the thing known, to which we know the unknown thing belongs, so that we know that too which we seek still as unknown; as a little before I said of an unknown word. Or else, again, every one loves the very knowing itself, as no one can fail to know who desires to know anything. For these reasons they seem to love things unknown who wish to know anything which they do not know, and who, on account of their vehement desire of inquiry, cannot be said to be without love. But how different the case really is, and that nothing at all can be loved which is not known, I think I must have persuaded every one who carefully looks upon truth. But since the examples which we have given belong to those who desire to know something which they themselves are not, we must take thought lest perchance some new notion appear, when the mind desires to know itself.
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
2. Kapitel. Niemand kann etwas völlig Unbekanntes lieben.
4. Jeder eifrig sich Mühende also, jeder Wißbegierige, liebt nicht etwas Unbekanntes, auch nicht, wenn er mit brennendstem Verlangen darauf besteht, zu wissen, was er nicht weiß. Entweder hat er nämlich schon eine allgemeine Kenntnis dessen, was er liebt, und verlangt nun darnach, es auch in einem bestimmten Einzelding oder in verschiedenen Einzeldingen kennenzulernen, die er noch nicht kennt, die ihm aber vielleicht gerühmt werden, und er bildet sich nun in der Seele eine bildhafte Gestalt, durch die er zur Liebe erregt wird. Woher anders aber bildet er diese Gestalt als aus jenen Elementen, die er schon kennt? Wenn er jedoch das Ding, das ihm gerühmt wurde, dieser in der Seele gestalteten und im Gedanken ganz bekannten Form unähnlich findet, dann wird er es vielleicht nicht lieben. Wenn er es liebt, dann beginnt er es in dem Augenblick zu lieben, in dem er es kennenlernt. Kurz zuvor war ja das, was geliebt wurde, was die Seele formte und sich selbst darzubieten pflegte, etwas ganz anderes. Wenn er aber das Ding, von dem ihm Kunde geworden war, jener Form ähnlich findet, so daß er in Wahrheit zu ihm sagen kann: Ich liebte dich schon, auch dann liebte er sicherlich nicht als etwas Unbekanntes, was er in jenem ähnlichen Bilde schon gekannt hatte. Es kann auch sein, daß wir in der Gestalt des ewigen Wesensgrundes etwas sehen und es dort lieben, S. 74 was wir dann, wenn es in der Erscheinung eines zeitlichen Dinges zum Ausdruck kommt, jenen, die es auf Grund ihrer Erfahrung loben, glauben und so lieben: auch da lieben wir nicht etwas Unbekanntes — wir haben darüber schon oben hinlänglich gehandelt. Oder wir lieben etwas Bekanntes, um dessentwillen wir etwas Unbekanntes suchen. Dabei hält uns keineswegs die Liebe zum Unbekannten gefangen, sondern zu jenem Bekannten, zu dessen Kenntnis, wie wir wissen, die Kenntnis auch des Unbekannten gehört, das wir noch suchen. So ist es mit dem unbekannten Wort, von dem ich eben vorhin sprach. Es kann auch sein, daß jemand das Wissen selbst liebt, das keinem, der etwas zu wissen wünscht, unbekannt sein kann. Aus diesen Gründen scheinen das Unbekannte jene zu lieben, die etwas wissen wollen, was sie nicht wissen, und von denen man wegen ihres brennenden Verlangens, das Unbekannte zu suchen, nicht sagen kann, daß sie ohne Liebe seien. Daß aber die Sache anders liegt und daß schlechthin nichts Unbekanntes geliebt wird, das glaube ich für alle, die sorgfältig auf die Wahrheit schauen, überzeugend nachgewiesen zu haben. Weil aber die Beispiele, die wir anführten, sich nur auf jene Fälle beziehen, wo jemand, was er selbst nicht ist, zu wissen wünscht, muß man zusehen, ob nicht etwa eine neue Sachlage auftaucht, wenn der Geist sich darnach sehnt, sich selbst kennenzulernen.