Übersetzung
ausblenden
The Fifteen Books of Aurelius Augustinus, Bishop of Hippo, on the Trinity
Chapter 10.--The Imagination Also Adds Even to Things We Have Not Seen, Those Things Which We Have Seen Elsewhere.
17. But if we do not remember except what we have [sensuously] perceived, nor conceive except what we remember; why do we often conceive things that are false, when certainly we do not remember falsely those things which we have perceived, unless it be because that will (which I have already taken pains to show as much as I can to be the uniter and the separater of things of this kind) leads the vision of the conceiver that is to be formed, after its own will and pleasure, through the hidden stores of the memory; and, in order to conceive [imagine] those things which we do not remember, impels it to take one thing from hence, and another from thence, from those which we do remember; and these things combining into one vision make something which is called false, because it either does not exist externally in the nature of corporeal things, or does not seem copied from the memory, in that we do not remember that we ever saw such a thing. For who ever saw a black swan? And therefore no one remembers a black swan; yet who is there that cannot conceive it? For it is easy to apply to that shape which we have come to know by seeing it, a black color, which we have not the less seen in other bodies; and because we have seen both, we remember both. Neither do I remember a bird with four feet, because I never saw one; but I contemplate such a phantasy very easily, by adding to some winged shape such as I have seen, two other feet, such as I have likewise seen. 1 And therefore, in conceiving conjointly, what we remember to have seen singly, we seem not to conceive that which we remember; while we really do this under the law of the memory, whence we take everything which we join together after our own pleasure in manifold and diverse ways. For we do not conceive even the very magnitudes of bodies, which magnitudes we never saw, without help of the memory; for the measure of space to which our gaze commonly reaches through the magnitude of the world, is the measure also to which we enlarge the bulk of bodies, whatever they may be, when we conceive them as great as we can. And reason, indeed, proceeds still beyond, but phantasy does not follow her; as when reason announces the infinity of number also, which no vision of him who conceives according to corporeal things can apprehend. The same reason also teaches that the most minute atoms are infinitely divisible; yet when we have come to those slight and minute particles which we remember to have seen, then we can no longer behold phantasms more slender and more minute, although reason does not cease to continue to divide them. So we conceive no corporeal things, except either those we remember, or from those things which we remember.
Vid. Retract. 11. xv. 2. [Augustin here says that when he wrote the above, he forgot what is said in Leviticus xi. 20, of "fowls that creep, going upon all four, which have legs above their feet to leap withal upon the earth."--W.G.T.S.] ↩
Übersetzung
ausblenden
Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
10. Kapitel. Die Erzeugung von Phantasievorstellungen auf Grund von Sinneswahrnehmungen.
17. Wenn wir uns aber nur an das erinnern, was wir wahrgenommen haben, und nur das denken, woran wir uns erinnern, warum denken wir dann so oft Falsches, da wir uns doch an das, was wir wahrgenommen haben, nicht falsch erinnern? Warum anders als deshalb, weil der Wille, den bei diesen Vorgängen als einende und sondernde Kraft so gut ich konnte, aufzuweisen meine Sorge war, die Sehkraft des Denkenden, auf daß sie geformt werde, nach Belieben durch die geheimen Bereiche des Gedächtnisses führt und antreibt, aus dem Bestande unserer Erinnerungen bald hier, bald dort etwas zu nehmen, damit sie sich eine Vorstellung von S. 123 dem bilden kann, woran wir uns nicht erinnern? Wenn sich nun das zu einer Schau zusammenfügt, dann stellt es ein Gebilde dar, das deshalb falsch genannt wird, weil es entweder draußen in der Natur der körperlichen Dinge nicht existiert oder nicht als Ausdruck des Gedächtnisses erscheint, da wir uns nicht erinnern, etwas Derartiges wahrgenommen zu haben. Wer hat zum Beispiel schon einen schwarzen Schwan gesehen? Deshalb erinnert sich auch niemand an ihn. Wer könnte sich jedoch keinen solchen denken? Leicht ist es ja, die Gestalt, die wir vom Sehen kennen, in eine schwarze Farbe zu tauchen, welch letztere wir wiederum an anderen Körpern gesehen haben; und weil wir beides wahrgenommen, erinnern wir uns an beides. Ich erinnere mich auch keines vierfüßigen Vogels, weil ich keinen gesehen habe. Aber ganz leicht kann ich ein solches Vorstellungsbild schauen, indem ich zu einer fliegenden Gestalt, die ich gesehen habe, zwei weitere Füße, die ich ebenfalls gesehen habe, hinzudenke.1 Wenn wir sonach verbunden denken, was wir gesondert wahrgenommen haben und woran wir uns also gesondert erinnern, dann entsteht der Eindruck, als ob wir etwas dächten, woran wir uns nicht erinnern, während wir dies doch gerade unter der Leitung des Gedächtnisses tun, von dem wir alles nehmen, was wir vielfältig und verschiedenartig nach unserem Willen zusammenfügen. Denn auch die Größe der Körper, die wir nicht gesehen haben, denken wir nicht ohne Hilfe des Gedächtnisses. So viel Raum nämlich unser Blick über die Größe der Welt hin zu umgreifen vermag, so weit lassen wir die Masse der Körper ausgedehnt sein, wenn wir sie uns möglichst groß denken. Der Verstand kann freilich noch weiter voranschreiten, aber die Vorstellungskraft kommt nicht S. 124 mehr mit. Der Verstand kann ja auch die Unendlichkeit der Zahl vermelden, die noch keine Schau bei der Vorstellung des Körperlichen erfaßt hat. Eben der Verstand belehrt uns auch, daß auch noch die winzigsten Körperchen unendlich geteilt werden können; wenn man jedoch zu jenen Feinheiten und Winzigkeiten gekommen ist, die wir noch sehen und deren wir uns so noch erinnern können, können keine schmächtigeren und winzigeren Vorstellungsbilder mehr in unseren Blick treten, obgleich der Verstand nicht aufhört, weiterzugehen und weiterzuteilen. So denken wir Körperliches nur, entweder soweit wir uns daran erinnern, oder auf Grund dessen, an das wir uns erinnern.
In Retractationes, l. II c. 15 bemerkt Augustinus, daß er dabei nicht an das vierfüßige Geflügel denkt, das Levit. 11, 20 erwähnt wird, weil bei ihm die zwei Hinterbeine nicht als vollwertige Beine zu rechnen sind. ↩