• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) De Trinitate Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
FÜNFZEHNTES BUCH.

26. Kapitel. Der Ausgang des Heiligen Geistes von Vater und Sohn ist nicht zeithaft. Der Heilige Geist ist nicht Sohn.

S. 321 In jener höchsten Dreieinigkeit hingegen, die Gott ist, gibt es keinerlei zeitliches Auseinander, so daß man zeigen oder wenigstens untersuchen könnte, ob zuerst der Sohn vom Vater geboren sei und dann von beiden der Heilige Geist hervorgehe. Die Heilige Schrift nennt ihn ja den Geist der beiden. Er ist es ja, von dem der Apostel sagt: „Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen.“1 Er ist es auch, von dem derselbe Sohn sagt: „Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters, der wird in euch reden.“2 Durch viele andere Zeugnisse der göttlichen Worte wird erhärtet, daß er der Geist des Vaters und Sohnes ist, er, der in der Dreieinigkeit den Eigennamen Heiliger Geist hat. Von ihm sagt wiederum der Sohn selbst: „Den ich euch vom Vater senden werde“,3 und an einer anderen Stelle: „Den der Vater in meinem Namen senden wird.“4 Daß er aber von beiden hervorgeht, wird so gelehrt: Der Sohn selbst sagt: „Er geht vom Vater hervor.“5 Als er von den Toten auferstanden und seinen Jüngern erschienen war, hauchte er sie an und sprach: „Empfanget den Heiligen Geist!“6 So wollte er zeigen, daß der Geist auch von ihm hervorgehe. Dieser ist auch „die Kraft“, die „von ihm ausging“, wie man im Evangelium liest, „und alle heilte“.7

46. Was aber die Ursache dafür betrifft, daß er nach seiner Auferstehung den Heiligen Geist zunächst auf der Erde gab8 und hernach vom Himmel her sandte,9 so sehe ich sie darin, daß durch das Geschenk die Liebe in unsere Herzen ausgegossen wird,10 in der wir Gott und den Nächsten lieben, gemäß jenen zwei Geboten, an denen S. 322 das ganze Gesetz und die Propheten hängt.11 Um dies auszudrücken, hat der Herr Jesus den Heiligen Geist zweimal gegeben, einmal auf der Erde, um die Nächstenliebe, einmal vom Himmel her, um die Gottesliebe zu versinnbilden. Und wenn vielleicht auch ein anderer Grund dafür angegeben werden kann, daß der Heilige Geist zweimal gegeben wurde, so dürfen wir doch nicht zweifeln, daß es derselbe Heilige Geist war, der gegeben wurde, als Jesus sie anhauchte, und von dem er später sagte: „Gehet hin und taufet alle Völker im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“,12 — diese Stelle bildet den Haupterweis für die Dreieinigkeit. Er ist es also, der auch am Pfingsttag, das heißt zehn Tage, nachdem der Herr in den Himmel aufgefahren war, vom Himmel her gegeben wurde. Wie soll also der nicht Gott sein, der den Heiligen Geist gibt? Ja, wie groß ist der Gott, der Gott gibt? Nicht konnte ja einer seiner Jünger den Heiligen Geist geben. Sie beteten zwar, daß er auf jene herabkomme, denen sie die Hand auflegten, aber sie gaben ihn nicht. Dieses Gebaren wahrt die Kirche heute noch in ihren Vorstehern. Auch als Simon, der Zauberer, den Aposteln Geld anbot, sagte er nicht: „Gebt auch mir die Gewalt“, den Heiligen Geist zu verleihen, sondern: „daß jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfange“.13 Auch die Schrift hatte ja vorher nicht gesagt: Als Simon sah, daß die Apostel den Heiligen Geist gaben, sondern sie hatte gesagt: „Als Simon sah, daß durch die Handauflegung der Apostel der Heilige Geist gegeben wurde.“14 Deshalb hat auch unser Herr Jesus selbst den Heiligen Geist nicht nur als Gott gegeben, sondern auch als Mensch empfangen. Deshalb heißt er ja voll der Gnade15 und des Heiligen Geistes,16 Offenkundiger noch steht von ihm in der Apostelgeschichte geschrieben: „Es salbte ihn Gott mit S. 323 dem Heiligen Geiste.“17 Nicht mit sichtbarem Öle, sondern mit dem Geschenke der Gnade, das durch die sichtbare Salbung versinnbildet wird, mit der die Kirche die Getauften salbt. Nicht freilich wurde Christus damals mit dem Heiligen Geiste gesalbt, als er auf ihn bei der Taufe in Gestalt einer Taube herabstieg.18 Damals nämlich würdigte er sich, seinen Leib, das heißt seine Kirche, im voraus darzustellen, in welcher vorzüglich die Getauften den Heiligen Geist empfangen. Man muß vielmehr verstehen, daß er damals mit dieser geheimnisvollen und unsichtbaren Salbung gesalbt wurde, als das Wort Fleisch geworden ist,19 das heißt, als die menschliche Natur ohne vorangehende Verdienste guter Werke mit Gott dem Worte im Schoße der Jungfrau verbunden wurde, so daß es mit diesem zu einer Person wurde. Deshalb bekennen wir von ihm, daß er geboren ist vom Heiligen Geiste und von Maria der Jungfrau. Ganz dumm wäre es, zu glauben, er habe, als er dreißig Jahre alt war — in diesem Alter wurde er nämlich von Johannes getauft20 —, den Heiligen Geist empfangen, er sei aber zur Taufe wie ohne jede Sünde so auch ohne den Heiligen Geist gekommen. Wenn nämlich selbst von seinem Diener und Vorläufer Johannes geschrieben steht: „Er wird mit dem Heiligen Geiste erfüllt werden schon vom Mutterleibe an“,21 weil er, wenngleich von einem Vater gezeugt, doch den Heiligen Geist empfing, sobald er im Mutterleibe gebildet war, was soll man da vom Menschen Christus annehmen oder glauben, wo doch die Empfängnis seines Fleisches nicht auf fleischliche, sondern auf geistige Weise erfolgte? Wenn von ihm geschrieben steht, daß er vom Vater den verheißenen Heiligen Geist empfing und daß er ihn ausgoß,22 wird auf seine zwei Naturen hingewiesen, auf seine menschliche und auf seine göttliche. Er empfing ihn nämlich als Mensch, er goß ihn aus als Gott. Wir aber S. 324 können dieses Geschenk zwar nach unserem bescheidenen Maße empfangen, über andere es ausgießen aber können wir nicht. Damit dies geschieht, rufen wir vielmehr Gott über sie an, von dem es bewirkt wird.

47. Können wir also fragen, ob der Heilige Geist vom Vater schon ausgegangen war, als der Sohn geboren wurde, oder ob er noch nicht ausgegangen war und ob er nach der Geburt des Sohnes von beiden hervorging — dort gibt es ja keine Zeiten —, wie wir dort, wo wir Zeiten fanden, feststellen konnten, daß der Wille vorher vom menschlichen Geiste hervorgeht, so daß man sucht, was, wenn es gefunden ist, Sprößling genannt wird? Wenn dieser geboren oder gezeugt ist, dann kommt jener Wille zur Vollendung, indem er in seinem Ziele ausruht; wie er daher vorher das Streben des Suchenden war, so ist er nunmehr die Liebe des Genießenden, er, der nun von beiden, das ist vom zeugenden Geiste und von der gezeugten Erkenntnis wie von Ursprung und Sproß hervorging. Nicht wahrhaftig kann Derartiges hier gefragt werden, wo nichts in der Zeit beginnt, so daß es in der Folgezeit vollendet würde. Wer sonach die Zeugung des Sohnes vom Vater zeitlos verstehen kann, verstehe zeitlos den Hervorgang des Heiligen Geistes von beiden. Und wer das Wort des Sohnes: „Wie der Vater das Leben in sich selbst hat, so gab er dem Sohne, das Leben in sich selbst zu haben“,23 im wahren Sinne zu verstehen vermag, daß nämlich der Vater nicht dem ohne Leben schon existierenden Sohne das Leben gab, sondern daß er ihn zeitlos so zeugte, daß das Leben, welches der Vater dem Sohne durch die Zeugung gab, so ewig ist wie das Leben des Vaters, der es gab: der möge einsehen, daß der Vater, wie er in sich den Grund hat, daß der Heilige Geist von ihm hervorgeht, so es auch dem Sohn verlieh, daß der gleiche Heilige Geist von ihm hervorgeht, und daß beides zeitlos geschieht, daß es ebenso vom Heiligen Geiste deshalb S. 325 heißt, er gehe vom Vater hervor, weil es der Sohn vom Vater empfing, daß auch vom Sohne der Heilige Geist hervorgeht. Man soll aber dabei an keine Zeit denken, die sich im Vorher und Nachher verwirklicht. Denn es gibt dort keinerlei Zeit. Wie wäre es daher nicht die größte Torheit, ihn den Sohn der beiden zu nennen, da wie dem Sohne die ohne irgendeine Wandelbarkeit der Natur vom Vater erfolgende Zeugung das Wesen verleiht, so dem Heiligen Geist, der ohne irgendeine Wandelbarkeit der Natur erfolgende Hervorgang von beiden ohne irgendeinen zeitlichen Beginn das Wesen verleiht? Wenn wir sonach den Heiligen Geist auch nicht gezeugt nennen, so wagen wir es doch nicht, ihn ungezeugt zu heißen, damit niemand durch dies Wort auf die Vermutung komme, es gebe in dieser Dreieinigkeit zwei Väter oder zwei, die nicht von einem anderen sind. Es ist ja nur der Vater nicht von einem anderen. Deshalb wird er allein ungezeugt genannt, nicht zwar in der Schrift, wohl aber in der Gewohnheit der darüber Redenden und derer, die über einen so bedeutungsvollen Gegenstand ein ihrer Fähigkeit entsprechendes Wort vorbringen. Der Sohn aber ist vom Vater geboren, und der Heilige Geist geht urgrundhaft vom Vater und, da dieser es ohne irgendeinen zeitlichen Abstand verleiht, von beiden gemeinsam hervor. Er würde aber der Sohn des Vaters und Sohnes heißen, wenn ihn — jeder gesunde Sinn erschrickt vor einer solchen Aussage — beide gezeugt hätten. Nicht also ist beider Geist von beiden gezeugt, sondern er geht von beiden hervor.


  1. Gal. 4, 6. ↩

  2. Matth. 10, 20. ↩

  3. Joh. 15, 26. ↩

  4. Joh. 14, 26. ↩

  5. Joh. 15, 26. ↩

  6. Joh. 20, 22. ↩

  7. Luk. 6, 19. ↩

  8. Joh. 20, 22. ↩

  9. Apg. 2, 4. ↩

  10. Röm. 5, 5. ↩

  11. Matth. 22, 37―40. ↩

  12. Matth. 28, 19. ↩

  13. Apg. 8, 19. ↩

  14. Apg. 8, 18. ↩

  15. Joh. 1, 14. ↩

  16. Luk. 2, 52; 4, 1. ↩

  17. Apg. 10, 38. ↩

  18. Matth. 3, 16. ↩

  19. Joh. 1, 14. ↩

  20. Luk. 3, 21―23. ↩

  21. Luk. 1, 15. ↩

  22. Apg. 2, 33. ↩

  23. Joh. 5, 26. ↩

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (408.86 kB)
  • epubEPUB (408.56 kB)
  • pdfPDF (1.48 MB)
  • rtfRTF (1.29 MB)
Les éditions de cette œuvre
De Trinitate Comparer
Traductions de cette œuvre
De la trinité Comparer
Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
The Fifteen Books of Aurelius Augustinus, Bishop of Hippo, on the Trinity Comparer
Commentaires sur cette œuvre
Einleitung
On the Trinity - Introductory Essay

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité