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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Trinitate Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
ZWEITES BUCH.

16. Kapitel. Wie Moses Gott sah.

S. 90 27. Auf manche macht die Tatsache großen Eindruck, daß es heißt: „Der Herr aber redete mit Moses von Angesicht zu Angesicht, so wie jemand mit seinem Freunde spricht“,1 während doch gleich darauf eben Moses sagt: „Wenn ich also Gnade gefunden habe vor dir, so zeige dich mir unverhüllt, auf daß ich dich sehe, damit ich daran erkenne, daß ich Gnade gefunden habe vor dir, und sehe, daß dieses Volk wirklich dein Volk ist“,2 und ein wenig später Moses wiederum zum Herrn sagt: „Zeige mir deine Herrlichkeit!“3 Was soll es bedeuten, daß bei all den früher erzählten Vorgängen die Meinung erweckt wurde, Gott werde in seiner Substanz gesehen — deshalb glaubten ja Nichtswürdige, der Sohn sei in seiner eigenen Natur, nicht nur durch das Medium eines Geschöpfes sichtbar —, und daß Moses in das dunkle Gewölk eintrat anscheinend zu dem Zwecke, damit die Augen des Volkes zwar die dunkle Wolkenwand sähen, er aber drinnen gleichsam in das Antlitz Gottes schaue und so seine Worte höre? Was für einen Sinn hat denn das Wort: „Der Herr aber sprach zu Moses von Angesicht zu Angesicht, so wie man zu einem Freunde spricht?“ Und das andere Wort, das er sprach: „Wenn ich Gnade vor dir gefunden habe, dann zeige dich mir unverhüllt?“ Moses wußte offenbar, daß er Gott in leiblicher Gestalt sah. Aber er verlangte eine wirkliche Schau Gottes in seinem geistigen Wesen. Jenes Reden, das in Stimmen erfolgte, erhielt eine solche Gestaltung, daß es wie das Reden des Freundes zum Freunde war. Indes, wer sieht Gott Vater mit leiblichen Augen? Wer sieht das Wort, das im Anfang war und das bei Gott war und das Gott war4 und durch das alles geworden ist,5 mit leiblichen Augen? Wer sieht den Geist der S. 91 Weisheit mit leiblichen Augen? Was aber bedeutet das Wort: „Zeige dich mir unverhüllt, damit ich dich sehe“ anderes als: Zeige mir deine Substanz! Hätte Moses das nicht gesagt, dann könnte man allenfalls einigermaßen jene Dummköpfe ertragen, die glauben, bei den vorher geschilderten Stimmen und Vorgängen sei Moses die Substanz Gottes sichtbar gewesen. Da nun aber hier ganz klar gezeigt wird, daß ihm auch auf seine Bitte hin das Schauen Gottes nicht gewährt wird, wer möchte da die Behauptung wagen, daß durch solche Gebilde, wie sie auch Moses sichtbar erschienen sind, Gottes Wesen selbst und nicht vielmehr ein Gott zu Diensten stehendes Geschöpf den Augen eines Sterblichen erschienen sei?

28. Das ist es ja, was Gott nachher zu Moses sagt: „Du kannst mein Angesicht nicht schauen und leben. Denn kein Mensch sieht mein Angesicht und bleibt am Leben.“ Weiter sagteder Herr: „Siehe, bei mir ist Platz. Da magst du dich auf den Felsen stellen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorüberzieht, werde ich dich in die Höhlung des Felsens stellen und meine Hand über dich decken, bis ich vorüber bin. Wenn ich dann meine Hand zurückziehe, wirst du meinen Rücken schauen, denn mein Angesicht darf niemand schauen.“6


  1. Exod. 33, 11. ↩

  2. Exod. 33, 13. ↩

  3. Exod. 33, 18. ↩

  4. Joh. 1, 1. ↩

  5. Joh. 1, 3. ↩

  6. Exod. 33, 20―23. ↩

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