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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) De Trinitate Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
FÜNFTES BUCH.

7. Kapitel. Eine Negation ändert die Kategorie einer Aussage nicht.

8. Das läßt sich durch Beispiele klarmachen. Zunächst muß man beachten, daß der Ausdruck gezeugt ganz dasselbe bedeutet wie der Ausdruck Sohn. Deshalb ist ja jemand Sohn, weil er gezeugt ist; und deshalb ist er gezeugt, weil er Sohn ist. Wenn also jemand ungezeugt heißt, so bedeutet das, daß er nicht Sohn ist. Gezeugt und ungezeugt sind gangbare Ausdrücke. Doch ist im Lateinischen zwar das Wort Sohn üblich, dagegen läßt der lateinische Sprachgebrauch das Wort Unsohn nicht zu. Es bleibt aber der Sinn der gleiche, wenn man Nichtsohn sagt, ebenso wie der Sinn der gleiche bleibt, wenn man statt ungezeugt nichtgezeugt sagt. So sind ja auch Nachbar und Freund beziehentliche Begriffe; man kann aber nicht Unnachbar sagen, wie man Unfreund (inimicus) sagen kann. Doch bei sachlichen Untersuchungen darf man sich nicht daran halten, was unser Sprachgebrauch zuläßt oder nicht zuläßt, sondern nur an den Sinn, der aus den Dingen selbst herausleuchtet. Wir wollen also weiterhin nicht mehr von ungezeugt sprechen, obwohl der lateinische Sprachgebrauch dies zuließe, sondern wollen dafür „nicht gezeugt“ sagen, was das gleiche bedeutet. Sagen wir nun mit „nicht gezeugt“ etwas anderes als mit „nicht Sohn“? Das Verneinungswort hat doch nicht die Wirkung, daß, was ohne es ein beziehentlicher Begriff ist, durch seine Voraussetzung ein substanzieller wird. Vielmehr wird mit ihm nur verneint, was ohne es bejaht wird, wie es bei sonstigen S. 197 Aussagen auch ist. Wenn wir zum Beispiel sagen: Er ist ein Mensch, so bezeichnen wir damit eine Substanz. Wenn man nun sagt: Er ist kein Mensch, so betrifft diese Aussage nicht eine andere Seinsweise, sondern verneint nur etwas in derselben Seinsweise. Wie es also die Substanz betrifft, wenn ich sage: Er ist ein Mensch, so betrifft es die Substanz, wenn ich sage: Er ist kein Mensch. Wenn man fragt, wie groß er ist, und ich sage: Er ist vierfüßig, das heißt: er hat vier Füße, dann betrifft meine Behauptung das Größenmaß. Wenn jemand sagt: Er ist nicht vierfüßig, so betrifft die Verneinung wiederum das Größenmaß. Sage ich: Er ist weiß, dann betrifft meine Behauptung die Beschaffenheit. Sage ich: Er ist nicht weiß, dann betrifft meine Verneinung wiederum die Beschaffenheit. Sage ich: Er ist nahe, so betrifft meine Behauptung eine Beziehung. Sage ich: Er ist nicht nahe, so betrifft meine Verneinung wiederum eine Beziehung. Wenn ich sage: Er liegt, so betrifft meine Behauptung die Seinsweise der Lage. Wenn ich sage: Er liegt nicht, so betrifft auch meine Verneinung die Seinsweise der Lage. Wenn ich sage: Er ist bewaffnet, so betrifft meine Behauptung die Seinsweise des Habens. Sage ich: Er ist nicht bewaffnet, so betrifft meine Behauptung ebenfalls die Seinsweise des Habens. Die gleiche Bedeutung hat es, wenn ich sage: Er ist unbewaffnet. Wenn ich sage: Er ist von gestern, so betrifft meine Behauptung die Zeit. Sage ich: Er ist nicht von gestern, so betrifft meine Verneinung wiederum die Seinsweise der Zeit. Sage ich: Er ist in Rom, so betrifft meine Behauptung die Seinsweise des Ortes. Sage ich: Er ist nicht in Rom, so betrifft meine Verneinung wiederum die Seinsweise des Ortes. Die Seinsweise des Tuns betrifft es, wenn ich sage: Er schlägt. Sage ich: Er schlägt nicht, dann betrifft auch meine Verneinung die Seinsweise des Tuns. Ich sage dann eben, daß er untätig ist. Sage ich: Er wird geschlagen, dann betrifft es S. 198 die Seinsweise des Leidens. Sage ich: Er wird nicht geschlagen, dann betrifft auch meine Verneinung die Seinsweise des Leidens. Wir können überhaupt hinsichtlich keiner Seinsweise eine Behauptung aufstellen, ohne daß es dieselbe Seinsweise beträfe, wenn wir das Verneinungswörtchen vor die Behauptung setzen wollen. Wenn ich demnach mit dem Worte Sohn die Substanz bejahte, so würde ich mit dem Worte Nichtsohn die Substanz verneinen. Weil es aber die Beziehung betrifft, wenn ich sage: Er ist Sohn — ich beziehe diese Aussage nämlich auf den Vater —, deshalb betrifft auch meine Verneinung die Beziehung, wenn ich sage: Er ist nicht Sohn. Ich beziehe nämlich auch diese Verneinung auf einen Vater. Ich will eben zeigen, daß er keinen Vater hat. Wenn nun aber, wie wir vorhin sagten, Sohn das gleiche bedeutet wie gezeugt, dann bedeutet auch nicht gezeugt das gleiche wie nicht Sohn. Nun betrifft aber unsere Verneinung die Beziehung, wenn wir sagen: Nicht Sohn. Also betrifft unsere Verneinung auch die Beziehung, wenn wir sagen: Nicht gezeugt. Was aber bedeutet ungezeugt anderes als nicht gezeugt? Man verläßt also die Seinsweise der Beziehung nicht, wenn man sagt: ungezeugt. Wie nämlich gezeugt kein absoluter Begriff ist, sondern besagt, daß jemand von einem Erzeuger ist, so ist ungezeugt kein absoluter Begriff, sondern besagt, daß jemand nicht von einem Erzeuger ist. Beide Begriffe bewegen sich jedoch innerhalb der Seinsweise der Beziehung. Eine beziehentliche Aussage aber betrifft keine Substanz. Wenn sonach gezeugt und ungezeugt auch Verschiedenes bedeuten, so betreffen sie doch nicht verschiedene Substanzen. Denn wie sich Sohn auf einen Vater, Nichtsohn auf einen Nichtvater bezieht, so bezieht sich notwendigerweise gezeugt auf einen Erzeuger, nicht gezeugt dagegen auf einen Nichterzeuger.

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