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Dialog Octavius (BKV)
XXXIII.
1. Auch wollen wir uns nicht wegen unserer großen Zahl schmeicheln. Uns erscheint unsere Zahl groß, in den Augen Gottes ist sie verschwindend klein. Wir unterscheiden Völker und Stämme: für Gott ist die ganze Welt nur eine Familie. Könige kennen den Zustand ihres Reiches durch die Dienste ihrer Beamten; Gott braucht keine Berichte. Leben wir doch nicht bloß unter seinen Augen, sondern in seinem Schoße.
2. Aber „den Juden hat es nichts genutzt, daß auch sie einen einzigen Gott mit Altären und Tempeln aufs ängstlichste verehrt haben“. Du irrst aus Unkenntnis, indem du die Vergangenheit vergessen hast oder unkundig nur der späteren Zeit gedenkst. 3. Denn auch sie wurden, solange sie unseren Gott -- er ist ja derselbe Gott für alle -- [ihn nämlich] in S. 194 Reinheit, Unschuld und Ehrfurcht verehrten, solange sie seinen heilsamen Geboten gehorchten, aus wenigen eine zahllose Schar, aus Armen reich, aus Knechten zu Herrschern. In kleiner Zahl haben sie viele, wehrlos haben sie einen wohlgerüsteten Feind, auf der Flucht ihre Verfolger auf Gottes Geheiß und mit Hilfe der Elemente überwältigt. 4. Lies nur ihre Schriften oder forsche, um ältere Schriftsteller zu übergehen, bei Flavius Josephus oder, wenn du Römer bevorzugst, bei Antonius Julianus über die Juden nach. Dann wirst du einsehen, daß sie durch ihre Verworfenheit sich ihr Schicksal zugezogen und daß nichts geschehen ist, was ihnen nicht für den Fall fortgesetzter Verstockung schon vorausverkündet war. 5. So wirst du begreifen, daß sie zuerst Gott verlassen, bevor er sie verlassen hat, und daß sie nicht, wie du freventlich sagst, samt ihrem Gott in Gefangenschaft gerieten, sondern von Gott als Verräter an seinem Gesetz preisgegeben wurden.
Edition
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Marci Minucii Felicis Octavius
Caput XXXIII
ARGUMENTUM. — Quod si tamen. Deus Judaeis nihil profuisse dicatur, certe judaicorum annalium scriptores testes locupletissimi sunt, illos prius Deum deseruisse, quam ab ipso fuisse desertos.
Nec nobis de nostra frequentia blandiamur: multi nobis videmur, sed Deo admodum pauci sumus. Nos gentes nationesque distinguimus: Deo una domus est mundus hic totus. Reges tantum regni sui per officia ministrorum universa novere; Deo indiciis opus non est: non in solum oculis ejus, sed et in sinu vivimus. Sed Judaeis nihil profuit quod unum et ipsi Deum aris atque templis maxima superstitione coluerunt. Ignorantia laberis si, priorum aut oblitus aut inscius, posteriorum recordaris. Nam et ipsi Deum nostrum, idem enim omnium Deus est: quamdiu enim eum caste, innoxie religioseque coluerunt, quamdiu praeceptis salubribus obtemperaverunt, de paucis innumeri facti, de egentibus divites, de servientibus reges; modici multos, inermi armatos, dum fugiunt insequentes, Dei jussu et elementis adnitentibus obruerunt. Scripta eorum relege, vel, si Romanis magis gaudes, ut transeamus veteres, Flavi Josaepi vel Antonini Juliani de Judaeis require: jam scies nequitia sua hanc eos meruisse fortunam; nec quidquam accidisse quod non sit his, si in contumacia perseverarent, ante praedictum. Ita prius eos deseruisse comprehendes, quam esse desertos: nec, ut impie loqueris, cum Deo suo captos, sed a Deo, ut disciplinae transfugas, deditos.