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Dialog Octavius (BKV)
XXXV.
S. 197 1. Und doch werden die Menschen durch die Bücher der gelehrtesten Männer und die Gesänge der Dichter an jenen feurigen Strom und jene Glut erinnert, welche immer wieder vom Stygischen Sumpf aus ihren Umlauf beginnt. Beides haben sie als ewige Peinigungsmittel aus den Mitteilungen der Dämonen und den Aussprüchen der Propheten erkannt und gelehrt. 2. Und deshalb schwört nach ihnen sogar Jupiter selbst, der Götterkönig, bei den versengenden Gestaden und dem finsteren Schlund in heiliger Scheu: er weiß eben die Strafe, die ihm und seinen Anbetern harrt, voraus und erschaudert davor. 3. Und für diese Martern gibt es weder Maß noch Ende. Dort brennt ein klug berechnendes Feuer die Glieder und heilt sie wieder, zerfrißt sie und nährt sie wiederum. Und wie das Feuer des Blitzes den Körper berührt, aber nicht verzehrt, wie die Feuer des Ätnaberges und des Vesuvs und sonstiger Erdbrände lodern, ohne sich zu verbrauchen, so wird jenes strafende Feuer nicht durch Verzehrung der brennenden Körper genährt, sondern durch deren unaufhörliche Zerfleischung erhalten. 4. Daß aber diejenigen, welche Gott nicht kennen, mit Recht gemartert werden, als Ruchlose, als Ungerechte, das kann nur ein Gottloser bezweifeln; ist es ja gewiß kein geringerer Frevel, den Vater des Alls und Herrn des Alls nicht zu kennen, als ihn zu beleidigen. 5. Es reicht nun zwar schon die Unkenntnis Gottes zur Strafwürdigkeit hin, wie seine Erkenntnis zur Aussicht auf Verzeihung beiträgt. Indessen werden wir Christen im Vergleich mit euch, wenn auch bei einigen unsere Vorschriften zu wenig ausgeprägt sind, viel besser als ihr befunden. 6. Denn ihr verbietet den Ehebruch und begeht ihn; wir sind als Ehemänner nur für unsere Ehefrauen auf der Welt. Ihr straft Vergehen, die ihr zulaßt; bei uns gilt schon der bloße Gedanke daran als Sünde. Ihr fürchtet die Mitwisser, wir sogar das Gewissen allein schon, ohne das wir nicht sein können. Von euren Leuten endlich wimmeln die Gefängnisse; Christ ist dort keiner, es sei denn, er ist wegen seiner Religion angeklagt oder abtrünnig geworden.
Edition
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Marci Minucii Felicis Octavius
Caput XXXV
ARGUMENTUM. — Ostendit deinde Octavius justos piosque homines sempiterna felicitate donandos, injustos vero poenis afficiendos aeternis. Tum luculenter demonstrat multo sanctiores esse Christianorum mores quam ethnicorum.
Et tamen admonentur homines, doctissimorum [impr. libris] et carminibus poetarum, illius ignei fluminis, et de Stygia palude saepius ambientis ardoris, quae cruciatibus aeternis praeparata, et daemonum indiciis et de oraculis Prophetarum cognita tradiderunt. Et ideo apud eos etiam ipse rex Jupiter per torrentes ripas et atram voraginem jurat religiose; destinatam enim sibi cum suis cultoribus poenam, praescius, perhorrescit. Nec tormentis aut modus ullus, aut terminus. Illic sapiens ignis membra urit et reficit; carpit et nutrit, sicut ignes fulminum corpora tangunt, nec, absumunt; sicut ignes Hennei montis et Lesui montis [impr. Aetnae et Vesuvii montis], et ardentium ubique terrarum flagrant, nec erogantur: ita poenale illud incendium non damnis ardentium pascitur, sed inexesa corporum laceratione nutritur. Eos autem merito torqueri qui Deum nesciunt, ut impios, ut injustos, nisi profanus, nemo deliberat, cum Parentem omnium et omnium Dominum non minoris sceleris sit ignorare quam laedere. Et quamquam imperitia Dei sufficiat ad poenam, ita ut notitia prosit ad veniam, tamen, si vobiscum Christiani comparemur, quamvis in nonnullis disciplina nostra minor est, multo tamen vobis meliores deprehendemur. Vos enim adulteria prohibetis, et facitis; nos uxoribus nostris solummodo viri nascimur: vos scelera admissa punitis; apud nos et cogitare, peccare est: vos conscios timetis, nos etiam conscientiam solam, sine qua esse non possumus. Denique de vestro numero carcer exaestuat: Christianus ibi nullus, nisi aut reus suae religionis, aut profugus.