• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Sulpicius Severus (363-429) Vita sancti Martini

Edition ausblenden
Vita Sancti Martini

23.

(1) Clarus quidam, adulescens nobilissimus, mox presbyter, nunc felici beatus excessu, cum relictis omnibus se ad Martinum contulisset, breui tempore ad summum fidei uirtutumque omnium culmen enituit. (2) Itaque cum haut longe sibi ab episcopi monasterio tabernaculum constituisset multique apud eum fratres commorarentur, iuuenis quidam ad eum Anatolius nomine, sub professione monachi omnem humilitatem adque innocentiam mentitus, accessit habitauitque aliquamdiu in commune cum ceteris. (3) Dein procedente tempore angelos apud se loqui solere dicebat. Cum fidem nullus adhiberet, signis quibusdam plerosque ad credendum coartabat. Postremo eo usque processit, ut inter se ac Deum nuntios discurrere praedicaret, iamque se unum ex profetis haberi uolebat. (4) Clarus tamen nequaquam ad credendum cogi poterat. Ille ei iram Domini et praesentes plagas, cur sancto non crederet, comminari. (5) Postremum in hanc uocem erupisse fertur: ecce hac nocte uestem mihi candidam Dominus de caelo dabit, qua indutus in medio uestrum diuersabor: idque uobis signum erit, in me Dei esse uirtutem, qui Dei ueste donatus sim. (6) Tum uero grandis ?mnium ad hanc professionem expectatio. Itaque ad mediam fere noctem fremitu terram insultantium commoueri omne monasterium loco uisum est: cellulam autem, qua idem adulescens continebatur, crebris cerneres micare luminibus, fremitusque in ea discurrentium et murmur quoddam multarum uocum audiebatur. (7) Dein facto silentio egressus unum de fratribus [Sabatium nomine] ad se uocat tunicamque ei, qua erat indutus, ostendit. (8) Obstupefactus ille conuocat ceteros, ipse etiam Clarus adcurrit, adhibitoque lumine uestem omnes diligenter inspiciunt. Erat autem summa mollitie, candore eximio, micanti purpura, nec tamen, cuius esset generis aut uelleris, poterat agnosci: curiosis tamen oculis aut digitis adtrectata non aliud quam uestis uidebatur. Interea Clarus fratres admonet orationi insistere, ut manifestius eis Dominus quidnam id esset ostenderet. (9) Itaque reliquum noctis hymnis psalmisque consumitur. Ubi inluxit dies, adprehensum dextera ad Martinum trahere uolebat, bene conscius inludi illum diaboli arte non posse. (10) Tum uero reniti ac reclamare miser coepit, interdictumque sibi esse dicebat, ne se Martino ostenderet. Cumque inuitum ire conpellerent, inter trahentium manus uestis euanuit. (11) Unde quis dubitet hanc etiam Martini fuisse uirtutem, ut fantasiam suam diabolus, cum erat Martini oculis ingerenda, dissimulare diutius aut tegere non posset.

Übersetzung ausblenden
Leben des heiligen Bekennerbischofs Martinus von Tours (BKV)

23.

Clarus1 , ein vornehmer junger Mann, nachmals Priester, der jetzt schon selig im Herrn entschlafen ist, hatte alles verlassen und sich zu Martinus begeben. Schon nach kurzer Zeit erstrahlte er im hellsten Glänze des Glaubens und aller andern Tugenden. Unweit vom Kloster des Bischofs hatte er sich seine Zelle erbaut und viele Brüder schlössen sich ihm an. Auch ein Jüngling namens Anatolius kam zu ihm; er trug im Mönchsgewand die größte, demütigste Unschuld heuchlerisch zur Schau. Er wohnte eine Zeitlang mit den andern zusammen. Im Verlauf der Zeit gab er an, Engel pflegten Zwiesprache mit ihm. Niemand wollte ihm Glauben schenken. Doch er wußte es den meisten durch einige auffallende Zeichen glaubhaft zu machen. Schließlich verstieg er sich zu der Behauptung, zwischen ihm und Gott gingen Boten hin und her. Schon wollte er für einen Propheten gehalten werden. Indes Clarus ließ sich nicht bewegen, das zu glauben. Jener drohte ihm mit dem Zorne Gottes und augenblicklichen Strafen, weil er ihm, dem Heiligen, nicht traue. Zu guter Letzt soll er ausgerufen haben: „Heute Nacht wird mir Gott ein weißes Gewand vom Himmel geben, und ich werde S. 48mit diesem Gewand in eurer Mitte weilen. Dieses Gewand, das ich aus der Hand Gottes empfange, soll euch zum Zeichen sein, daß ich eine Kraft Gottes2 bin.“ Auf diese Beteuerung hin waren alle voll Spannung. Ungefähr um Mitternacht entstand ein Getöse; es war, als ob das ganze Kloster unter dem Gestampfe vieler von der Stelle gerückt würde. In der Zelle, wo jener Jüngling sich aufhielt, konnte man häufig Lichtblitze aufleuchten sehen; ein lärmendes Hin- und Herlaufen und ein wirres Durcheinanderreden vieler Stimmen war vernehmbar. Dann wurde es still. Anatolius trat heraus, rief einen von den Brüdern, Sabatius mit Namen, zu sich und zeigte ihm das Gewand, das er anhatte. Voll Staunen rief dieser die andern herbei, auch Clarus selbst eilte herzu. Man brachte Licht, und jetzt besahen alle sorgfältig das Gewand. Es war ungemein weich, blendend weiß und purpurrot; doch ließ sich Stoff und Webart nicht genau bestimmen. Das forschende Auge und der fühlende Finger konnte auf nichts anderes als auf ein Gewand schließen. Indessen mahnte Clarus die Brüder zu eifrigem Gebet, auf daß der Herr ihnen dieses Rätsel kläre. So verstrich der übrige Teil der Nacht unter Hymnen- und Psalmengebet. Sobald der Tag graute, nahm ihn Clarus bei der Hand und wollte ihn zu Martinus bringen; denn er wußte wohl, daß diesen keine Teufelskunst hintergehen könne. Mit lautem Geschrei wehrte sich der Unglückliche dagegen; er erklärte, es sei ihm verwehrt, sich vor Martinus zu zeigen. Man zwang ihn gegen seinen Willen zu gehen. Da verschwand das Kleid unter den Händen der Brüder, die ihn fortzerrten. Sicherlich ist auch dies der Wunderkraft des Martinus zuzuschreiben, daß der Teufel sein Blendwerk nicht länger verheimlichen und verbergen konnte, sobald es Martinus unter die Augen kommen sollte.


  1. Starb nach Sulpic. Sev. Ep. II, 5 kurz vor Martinus und wurde nach Paulin. Ep. XXXII, 6 in der Kirche zu Primuliacum begraben, Paulin dichtete die Grabinschrift für ihn. Er stellt ihn mit Martinus auf gleiche Tugendlinie Ep. XXIII, 3 ; XXVII, 3. Im Martyrologium Romanum wird er am 8. November als Heiliger aufgeführt. ↩

  2. Vgl. Apg. 8, 10, vgl. Zellerer 61 f. ↩

  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Editionen dieses Werks
Vita Sancti Martini
Übersetzungen dieses Werks
Leben des heiligen Bekennerbischofs Martinus von Tours (BKV)
Vie de Saint Martin vergleichen

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung