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Œuvres Sulpice Sévère (363-429) Vita sancti Martini Leben des heiligen Bekennerbischofs Martinus von Tours (BKV)

17.

Zur selben Zeit wurde ein Knecht des Prokonsuls Tetradius1 vom Teufel ergriffen und zum Erbarmen gequält. Martinus wurde gebeten, er möge ihm die Hand auflegen. Er gab den Auftrag, den Unglücklichen zu ihm zu führen. Allein der böse Geist war auf keine Weise aus dem Zimmer zu bringen, das der Besessene bewohnte. Gegen alle, die ihm nahen wollten, fletschte S. 40er so wütend die Zähne. Da warf sich Tetradius dem Heiligen zu Füßen und drang in ihn, er möge doch ins Haus kommen, wo der Besessene war. Martinus erklärte, er könne das Haus eines Heiden nicht betreten. Tetradius lebte nämlich damals noch im Irrwahne des Heidentums; aber jetzt versprach er, Christ zu werden, wenn sein Knecht vom Teufel befreit würde. Martinus legte nun dem Knecht die Hand auf und trieb den unreinen Geist aus. Als Tetradius das sah, glaubte er an den Herrn Jesus, ließ sich sogleich unter die Katechumenen aufnehmen und wurde bald darnach getauft. Er brachte von da an Martinus, dem er sein Heil verdankte, grenzenlose Verehrung entgegen.

In der gleichen Stadt besuchte Martinus zur selben Zeit das Haus eines Mannes. Er blieb schon an der Türschwelle stehen und sagte, er sehe im Vorraum des Hauses einen abscheulichen Teufel. Als Martinus diesem befahl zu weichen, fuhr er in den Koch jenes Herrn2 , während er gerade in einem Gemach im Innern des Hauses weilte. Der Arme biß um sich und zerfleischte alle, die in seine Nähe kamen. Das ganze Haus geriet in Bestürzung, das Gesinde ward ganz verstört, das Volk stob auseinander. Da trat Martinus dem Wütenden entgegen und hieß ihn zunächst stille stehen, Dieser knirschte mit den Zähnen, riß den Rachen weit auf und drohte zu beißen. Martinus legte ihm seine Finger in den Mund. „Vermagst du etwas“, sprach er, „so verschlinge sie,“ Da war's, als wäre ihm ein glühend Eisen in den Rachen gesteckt worden — er sperrte die Kiefer weit auseinander und hütete sich, die Finger des Heiligen zu berühren. Durch diese qualvolle Strafe wurde der Teufel gezwungen, den Besessenen zu verlassen. Da er aber durch den Mund den Ausweg nicht nehmen konnte, fuhr er im Unrat des Leibes aus und ließ schmutzige Spuren zurück.


  1. Es ist nicht bekannt, wo er Statthalter war. Vielleicht ist es derselbe, von dem Sidonius Carm. XXIV, 81 s. redet ↩

  2. Lese mit Huber 37 f. „coquum patris familias“, weil die Parallelstelle bei Paulin von Perigueux es so verlangt; vgl auch Zellerer 58 ff. ↩

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Leben des heiligen Bekennerbischofs Martinus von Tours (BKV)
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