2. Kapitel
Vor allem also, teuerster Bruder, haben wir Vorsteher sowohl wie das Volk nichts anderes anzustreben, als daß wir, die wir Gott fürchten, in genauer Beobachtung der Zucht an den göttlichen Geboten festhalten und unsere Brüder nicht irren und nach eigenem Gutdünken und Geschmack leben lassen, sondern auf das Leben jedes einzelnen treu bedacht sind; wir dürfen auch nicht zulassen, daß Jungfrauen mit Männern zusammenwohnen, — ich sage nicht: zusammenschlafen, sondern auch nur zusammenleben! — Denn das schwache Geschlecht und das noch haltlose (jugendliche) Alter muß von uns in allem im Zaume gehalten und geleitet werden, damit sich dem Teufel, der uns nachstellt und zu wüten sucht, keine Gelegenheit bietet, Schaden anzurichten, da auch der Apostel sagt: „Gebet nicht Raum dem Teufel1!“ Mit aller Wachsamkeit gilt es, das Schiff von den gefährlichen Stellen loszubringen, damit es nicht inmitten der Klippen und Felsenriffe zerschellt. Rasch muß man seine Habseligkeiten aus dem Brande retten, bevor sie von den Flammen ergriffen und verzehrt werden. Niemand ist auf die Dauer in Sicherheit, solange er der Gefahr ganz nahe ist. Ebensowenig kann ein Diener Gottes dem Teufel entrinnen, wenn er sich einmal in seine Schlingen verstrickt hat. Schleunigst muß man solchen Leuten entgegentreten, (um sie zu trennen,) solange sie noch unschuldig sind und eine S. 12 Trennung möglich ist; denn nachher lassen sie sich durch unser Eingreifen nicht mehr auseinanderreißen, (wenn sie durch schwere Schuld miteinander verwachsen sind). Wie viele Männer sehen wir so schließlich dadurch in schwerem Falle stürzen, wie oft müssen wir es zu unserem größten Herzeleid mitanschauen, wie Jungfrauen durch derartige unerlaubte und gefährliche Verbindungen verdorben werden! Haben sie sich nun in treuem Glauben Christus geweiht, so mögen sie ohne irgendwelche üble Nachrede in Züchtigkeit und Keuschheit verharren und so mutig und standhaft den Lohn der Jungfräulichkeit erwarten; wollen oder können sie aber nicht ausharren, so sollen sie lieber heiraten, als daß sie durch ihre Sünden dem (ewigen) Feuer verfallen! Wenigstens dürfen sie den Brüdern und Schwestern kein Ärgernis geben, da geschrieben steht: "Wenn eine Speise meinen Bruder ärgert, so will ich in Ewigkeit kein Fleisch essen, damit ich meinen Bruder nicht ärgere2.“