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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Cyprian of Carthage (200-258) Epistulae Briefe (BKV)
59. Brief

13. Kapitel

Wir haben eben diese Frage schon in der Zeit der Verfolgung in Briefen1 behandelt, aber kein Gehör gefunden. In einer zahlreich besuchten Versammlung2 haben wir nicht nur einmütig, sondern auch unter Drohungen beschlossen, die Brüder sollten Buße tun und niemand dürfe so ohne weiteres den Unbußfertigen den Frieden gewähren. Und was tun sie? In ihrer Ruchlosigkeit gegen Gott, in ihrer gottlosen Vermessenheit und Raserei gegen die Bischöfe Gottes kehren sie der Kirche den Rücken, erheben gegen sie die hochverräterischen Waffen und arbeiten darauf hin, daß des Teufels Bosheit ihr Werk vollenden kann, Gottes Milde hingegen die Verwundeten in seiner Kirche nicht zu heilen vermag. Die Buße der Unglücklichen ersticken sie durch ihre trügerischen Lügen, damit ja nicht dem zürnenden Gott Genugtuung geleistet werde, damit ja nicht derjenige, der sich zuerst geschämt oder gefürchtet hat, ein Christ zu sein, nachher wieder Christus, seinen Herrn suche und wieder zur Kirche zurückkehre, die er verlassen hat. Man gibt sich Mühe, daß ja nicht die Missetaten durch entsprechende Genugtuung und Wehklagen wieder gutgemacht und die Wunden durch Tränen abgewaschen werden. Durch die Vorspiegelung eines falschen Friedens wird der wahre Friede vereitelt, und durch das Dazwischentreten einer Stiefmutter der S. 232 heilbringende Schoß der Mutter verschlossen, damit das Weinen und Seufzen aus dem Herzen und dem Munde der Gefallenen nicht vernehmbar ist. Ja, man treibt die Gefallenen sogar noch dazu an, mit der Zunge und den Lippen, mit denen sie vorher auf dem Kapitol3 sich versündigten, die Bischöfe zu beschimpfen und die Bekenner und Jungfrauen und alle Gerechten, die durch ihre Glaubenstreue sich hohes Lob erwarben und in der Kirche Ruhm genießen, mit Schmähungen und Lästerreden zu verfolgen. Dennoch wird von ihnen nicht so sehr die Bescheidenheit, Demut und Schamhaftigkeit der Unsrigen vernichtet als vielmehr ihre eigene Hoffnung und ihr eigenes Leben zerstört. Denn nicht wer Schmähungen zu hören bekommt, sondern wer sie ausstößt, ist bedauernswert; und nicht wer von seinem Bruder mißhandelt wird, sondern wer seinen Bruder schlägt, ist nach dem Gesetze ein Sünder; und wenn Schuldige Unschuldigen ein Unrecht antun, so trifft in Wirklichkeit diejenigen das Unrecht, die es anderen zuzufügen glauben. Daher ist denn auch ihr Geist zerrüttet, ihr Gemüt abgestumpft und ihr Sinn verblendet. Der Zorn Gottes ist es, der sie die Sünden nicht erkennen läßt, damit keine Buße sich einstellt, wie geschrieben steht: „Und Gott hat ihnen einen Geist der Verblendung gegeben4“, damit sie nämlich nicht zurückkehren und geheilt werden und durch ihr Flehen und entsprechende Genugtuung nach ihren Sünden wieder gesunden. Der Apostel Paulus schreibt und sagt in seinem Briefe: „Die Liebe zur Wahrheit haben sie nicht angenommen, um selig zu werden; und deshalb wird ihnen Gott das Wirken des Irrtums schicken, damit sie der Lüge glauben, auf daß gerichtet werden alle, die nicht der Wahrheit geglaubt haben, sondern sich in der Ungerechtigkeit gefallen5.“ Die erste Stufe zur Glückseligkeit ist es, nicht zu sündigen, die zweite, die Sünden zu erkennen. Dort eilt die unbefleckte und unversehrte Unschuld dahin, die erhält, hier folgt das S. 233 Heilmittel nach, das Gesundung bringt. Diese beiden Möglichkeiten haben jene durch die Beleidigung Gottes verscherzt; dahin ist die Gnade, die man durch die Heiligung der Taufe empfängt, und es fehlt auch die Buße, durch die man die Schuld sühnt. Oder glaubst du, mein Bruder, es seien nur leichte Vergehungen gegen Gott, nur kleine und unbedeutende Sünden, wenn man durch ihre Schuld die Majestät des zürnenden Gottes nicht um Verzeihung anfleht, wenn man den Zorn und das Feuer und den Tag des Herrn nicht fürchtet, wenn man angesichts des nahenden Antichrists den Glauben des kämpfenden Volkes entwaffnet, indem man die Strenge Christi und die Furcht vor ihm ausschaltet? Mögen die Laien zusehen, wie sie diesen Schaden wieder heilen! Auf uns Bischöfen lastet die größere Aufgabe, die Majestät Gottes zu verteidigen und zu vertreten, damit wir nicht in dieser Beziehung irgendwie nachlässig erscheinen, da der Herr mahnt und spricht: „Und nun, ihr Priester, dieses Gebot gilt für euch: Wenn ihr es nicht hört und wenn ihr es nicht zu Herzen nehmt, daß ihr meinem Namen die Ehre gebt, spricht der Herr, so werde ich meinen Fluch auf euch schleudern und werde verfluchen euren Segen6.“ Nachdem also der Herr den Opfernden seinen Unwillen und Zorn in Aussicht stellt und ihnen mit immerwährender Pein und ewigen Strafen droht, wird dann etwa Gott Ehre erwiesen, wenn man Gottes Majestät und Strenge so verachtet, daß Gotteslästerer dazu auffordern und sagen, man solle nicht an Gottes Zorn denken, man solle das Gericht des Herrn nicht fürchten und an die Kirche Christi nicht anklopfen, ja, wenn Presbyter die Buße aufheben und jedes Schuldbekenntnis erlassen und unter gröblicher Mißachtung der Bischöfe in trügerischen Worten den Frieden verkünden, wenn man den aus der Gemeinschaft Ausgeschiedenen die Gemeinschaft anbietet, damit ja nicht die Gefallenen sich erheben oder die draußen Stehenden zur Kirche zurückkehren?


  1. z. B. Brief 43. ↩

  2. Frühjahr 251. ↩

  3. Vgl. Band I, S. XIV. ↩

  4. Is. 29, 10. ↩

  5. 2 Thess. 2, 10-12. ↩

  6. Mal. 2, 1. 2. ↩

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