6. Kapitel
Daß man aber in Rom nicht in allen Punkten die ursprüngliche Überlieferung beobachtet und sich vergeblich auf das Zeugnis der Apostel beruft, kann man auch daraus erkennen, daß man in der Feier des Osterfestes1 und in vielen anderen Geheimnissen des Gottesdienstes bei ihnen gewisse Abweichungen bemerkt und daß man nicht alles, was in Jerusalem beobachtet wird, auch dort in gleicher Weise hält. So wird ja auch in den meisten anderen Provinzen gar manches je nach der verschiedenen Gegend und Bevölkerung anders gemacht, aber dennoch hat man sich deswegen von dem Frieden und der Einheit der katholischen Kirche noch niemals getrennt. Das hat aber Stephanus jetzt zu tun S. 376 gewagt, indem er den Frieden mit euch brach, den seine Vorgänger stets in wechselseitiger Ehrerbietung und Liebe zu euch bewahrt haben, und auch noch die seligen Apostel Petrus und Paulus in den Verdacht brachte, als ob auch sie dies überliefert hätten, die doch die Ketzer verflucht und uns gemahnt haben, sie zu meiden2. Daraus geht deutlich hervor, daß dies nur eine menschliche Überlieferung ist, die die Ketzer in Schutz nimmt und behauptet, sie hätten die Taufe, die doch nur der Kirche allein eigen ist.