9. Kapitel
Auch das ist eine alberne Meinung, daß es unnötig sei, zu fragen, wer die Taufe vorgenommen habe, weil der Getaufte schon durch die Anrufung des dreifachen Namens des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes die Gnade habe erlangen können. Dann wird dies wohl die Weisheit sein, die, wie Paulus schreibt, in den Vollkommenen wohnt1, daß der in der Kirche Vollkommene und Weise2 es verteidigt oder glaubt, daß diese bloße Anrufung der Namen schon zur Vergebung der Sünden und zur Heiligung der Taufe genügt. In Wirklichkeit jedoch nützen sie natürlich nur dann etwas, wenn auch der Taufende den Heiligen Geist hat, und auch die Taufe selbst ist nicht ohne den (Heiligen) Geist eingesetzt. Aber sie versichern: wer auf irgendeine Weise draußen getauft wird, könne durch seine Gesinnung und seinen Glauben die Taufgnade erlangen. Auch dies ist ohne Zweifel eine lächerliche Vorstellung, als ob eine verkehrte Gesinnung die Heiligung der Gerechten oder ein falscher Glaube die Wahrheit der Gläubigen vom Himmel zu sich herabziehen könnte. Daß jedoch nicht alle, die den Namen Christi anrufen, Gehör finden und durch ihre Anrufung irgendwelche Gnade erlangen können, das offenbart der Herr selbst mit den Worten: „Viele werden kommen in S. 379 meinem Namen und werden sprechen: Ich bin Christus, und sie werden viele täuschen3.“ Zwischen einem falschen Propheten jedoch und einem Ketzer ist überhaupt kein Unterschied. Denn wie jener im Namen Gottes oder Christi täuscht, so betrügt dieser im Sakrament der Taufe. Beide stützen sich auf eine Lüge, um die Gemüter der Menschen zu betören.