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S. 134 Den zweiten Kampf haben wir nach der Überlieferung der Väter gegen den Geist der Unreinheit zu bestehen, ― einen Kampf, länger als die übrigen und täglich entbrennend und nur von Wenigen vollkommen gewonnen, einen überaus großen Krieg, der schon mit den ersten Jahren der Jugendreife das Menschengeschlecht anzugreifen beginnt und nicht eher erlischt, als bis die übrigen Laster überwunden sind. Denn ein zweifacher Angriff ist es, der, mit einem doppelten Laster bewaffnet, sich zum Streite erhebt, weßhalb man ihm auch auf ähnliche Weise mit einer zweifachen Schlachtlinie Widerstand leisten muß. Wie nämlich nach überstandener Krankheit Leib und Seele in ihrer gegenseitigen Verbindung wieder Kräfte erlangen, so kann nur, wenn beide zusammen kämpfen, dieser Streit ausgefochten werden. Denn nicht das körperliche Fasten allein genügt, um die Reinheit vollkommener Keuschheit zu erwerben oder zu besitzen, wenn nicht Zerknirschung des Herzens und beharrliches Gebet gegen diesen unreinen Geist, verbunden mit Betrachtung der heiligen Schrift und göttlicher S. 135 Wissenschaft, sowie Handarbeit vorausgeht, welche die unstäten Zerstreuungen zügelt und zur Pflicht ruft, und wenn nicht vor Allem der feste Grund wahrer Demuth gelegt ist, ohne welche man über gar keine Sünde jemals einen Triumph erringen kann.
