12. Beispiel eines lauen und in die Schlingen des Geizes verwickelten Mönches.
[Forts. v. S. 159 ] Ich kenne Jemanden, der sich selbst für einen Mönch hält und, was noch schlimmer ist, sich mit dem Besitze vollkommener Tugend schmeichelt. Bei seiner Aufnahme in’s Kloster ermahnte ihn der Abt, nicht in Das zurückzufallen, dem er eben entsagt habe; besonders solle er sich von der Wurzel alles Uebels, dem Geize, und den Schlingen der Welt frei halten. Und als ob er lieber von den früheren Leidenschaften sich reinigen wolle, von denen ihn der Abt jeden Augenblick sehr heftig bedrängt sah, und als ob er aufhöre nach den Gütern zu streben, die er vorher gar nicht besessen, deren Besitz ihn aber stets gefangen halten und ihn ohne Zweifel an der Austilgung seiner Fehler hindern könnte, scheute er sich nicht, dem Abte mit trotziger Miene zu entgegnen: „Wenn du die Mittel hast, gar Viele zu ernähren, willst du mich hindern, sie ebenfalls zu besitzen?“