3. Von den Prädikaten, die Gott nach menschlichem Sprachgebrauch beigelegt werden.
Wenn man diese Aussagen von Gott im fleischlichen, groben und buchstäblichen Sinne nehmen muß, so schläft also auch Gott, wenn es1 heißt: „Erhebe dich; warum schläfst du, o Herr?“ und wenn an einer andern Stelle2 gesagt wird: „Sieh’, er schlummert nicht, er schläft nicht, der Israel hütet.“ Und er steht und sitzt, wenn er3 sagt: „Der Himmel ist mein Thron, die Erde aber der Schemel meiner Füße;“ und doch „mißt er den Himmel mit seiner Hand und umschließt die Erde mit seiner hohlen Hand.“4 Und er wird vom Weine berauscht, wenn es heißt:5 „Und es erwachte wie ein Schlafender der Herr, wie ein Held, trunken vom Wein,“ er, „der allein Unsterblichkeit besitzt und in unzugänglichem Lichte wohnt.“6 Ich übergehe das Nichtwissen und Vergessen, das wir an verschiedenen Stellen der heiligen Schrift oft von ihm ausgesagt finden, ferner die Gestalt der Glieder, die gleichsam von einem Menschen mit körperlicher Form und Zusammensetzung hergenommen ist, nämlich von den Haaren, dem Haupte, der Nase, den Augen, dem Antlitze, von den Händen und Armen und Fingern, dem Schooße und den Füßen. Wenn wir Dieß alles in dem gewöhnlichen buchstäblichen Sinne nehmen wollten, müßte man — was auszusprechen ein Frevel ist S. 178 und uns ferne liegt — meinen, Gott sei aus Gliedern und einer körperlichen Gestalt zusammengesetzt.