31. Wie man den Stolz besiegen und zur Demuth gelangen kann.
Wollen wir daher, daß sich die Zinne unseres Gebäudes als eine vollkommene und Gott wohlgefällige erheben soll, so laßt uns eilen, sein Fundament nicht nach dem Willen unserer Begierde, sondern nach der Zucht evangelischer Strenge zu legen. Dieß aber kann kein anderes sein als Gottesfurcht und Demuth, welche aus der Sanftmuth und Einfalt des Herzens entspringt. Die Demuth aber kann nimmer ohne gänzliche Entsagung erlangt werden. S. 269 Wohnt diese nicht in uns, so werden wir weder das Gut des Gehorsams noch die Kraft der Geduld noch die Vollkommenheit der Liebe je erreichen können. Ohne diese Tugenden kann unser Herz durchaus kein Tempel des heiligen Geistes sein; denn also spricht der Herr durch den Propheten:1 „Auf wem wird mein Geist ruhen, wenn nicht auf dem Demüthigen und Ruhigen, welcher zittert vor meinen Worten?“ oder nach den Ausgaben, welche den hebräischen Text wiedergeben: „Auf wen werde ich schauen, wenn nicht auf den Armen und im Geiste Gebeugten und auf Den, welcher vor meinen Worten zittert?“
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Is. 66, 2. ↩