33. Mittel gegen die Krankheit der Hoffart.
Sind wir in einer solchen Verfassung, so wird ohne Zweifel jener wahrhaft ruhige und unwandelbare Zustand der Demuth bald folgen. Er besteht aber darin, daß wir uns geringer achten als Alle, daß wir Alles, was man uns zufügt, sei es auch beleidigend, unangenehm und schädlich, gleichsam von unsern Vorgesetzten uns angethan mit der größten Geduld ertragen. Doch Dieß werden wir nicht nur ganz leicht ertragen, sondern auch für gering erachten, wenn wir stets mit frommer Verehrung der Leiden unseres Herrn und aller Heiligen gedenken und erwägen, daß wir von um so geringeren Beleidigungen heimgesucht werden, je weiter wir von ihren Verdiensten und ihrem Wandel entfernt sind, und wenn uns endlich auch der Gedanke vorschwebt, daß wir nach kurzer Zeit aus dieser Welt wandern werden, um nach dem bald eintretenden Schlusse dieses Lebens ihre Genossen zu werden. Diese Betrachtung ist geeignet, nicht nur den Hochmuth, sondern auch alle übrigen Sünden zu tilgen. Alsdann wollen wir auch eben diese Demuth gegen Gott auf’s Festeste bewahren. Das aber werden wir nur so S. 271 erfüllen, daß wir inne werden, wie wir aus uns selbst nichts auf die vollkommene Uebung der Tugend Bezügliches ohne seine Gnadenhilfe vollbringen können, daß wir aber auch in Wahrheit glauben, eben Dieses, daß wir es einzusehen verdient haben, sei seine Gabe.