34. Fortsetzung.
„Entsagung ist nichts Anderes, als das Zeichen des Kreuzes und der Abtödtung. Deßhalb mögest du am heutigen Tage erkennen, daß du dieser Welt und ihren Werken und Gelüsten abgestorben bist und nach dem Apostel1 du dieser Welt und diese Welt dir gekreuzigt ist. Erwäge das Leben des Kreuzes, unter dessen Fahne du von nun an kämpfen mußt; denn nicht mehr du selbst, sondern Er lebt in dir, der für dich gekreuzigt ist.2 In dieser Haltung und Gestalt also, in der Christus für uns am Kreuze hing, müssen auch wir in diesem Leben wandeln und nach dem Ausspruche Davids3 unser Fleisch aus Gottesfurcht kreuzigend alle unsere Wünsche und Gelüste nicht in die Knechtschaft unserer bösen Begierlichkeit verstrickt, sondern auf die Abtödtung dieser Begierlichkeit gerichtet halten. Denn so erfüllen S. 88 wir das Wort des Herrn:4 „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht werth.“ Doch du sagst vielleicht: Wie kann der Mensch sein Kreuz immer tragen, oder wie kann der leben, der gekreuzigt ist? Vernimm kurz den Sinn dieser Worte!“