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Werke Johannes Cassianus (360-435) De incarnatione Domini contra Nestorium Sieben Bücher über die Menschwerdung Christi (BKV)
Siebentes Buch

31. Er beweint nun den Fall der Stadt Konstantinopel wegen des Schlages, den sie von diesem Häretiker erlitten, und ermahnt zugleich die Bewohner, sie sollen in der alten katholischen Religion ihrer Ahnen verharren.

So nehme denn auch ich den Eifer und die Liebe des Schülers für mich in Anspruch, da ich, nach Verdienst niedrig und unbekannt, mir nicht unter den ausgezeichneten Vorstehern der Stadt Konstantinopel einen Platz als Lehrer anmaßen kann. Denn von dem Bischofe Johannes (Chrysostomus) gottseligsten Andenkens in den hl. Dienst aufgenommen und Gott geweiht, bin ich der Liebe nach dort, wenn ich auch dem Leibe nach ferne weile. Und wenn ich auch nicht durch wirkliche Gegenwart unter diesem mir so lieben und verehrungswürdigen Volke Gottes wohne, so bin ich doch dem Geiste nach mit ihm vereinigt; daher kommt es, daß ich jetzt voll Theilnahme und Mitleid in den Weheruf über den allgemeinen Schmerz ausbrach und, was ich ja allein konnte, durch die thränenvolle Klage meiner Schriften dem Elende Jener meine Stimme lieh, die gleichsam Theile und Glieder von mir sind. Wenn nemlich nach dem Apostel, sobald ein kleinerer Theil des Körpers Schmerz empfindet, auch der größere mitleidet und mitfühlt: um wie S. 630 viel mehr muß der kleinere mitfühlen, wenn der größere leidet! Es wäre ja gegen alle menschliche Weise, wenn in einem und demselben Körper der kleinere Theil das Elend des größern nicht fühlen würde, da doch der größere mit dem kleinern mitleidet. Deßhalb bitte und beschwöre ich euch alle, die ihr innerhalb des Umfanges der Stadt Konstantinopel wohnet und durch die Liebe zur Vaterstadt meine Mitbürger, wie durch die Einheit des Glaubens meine Brüder seid, daß ihr euch, wie geschrieben steht, trennet von diesem räuberischen Wolfe, der das Volk Gottes verschlingt wie einen Bissen Brod. Rühret nicht an, kostet nicht, was immer von ihm kommt; denn Alles ist zum Verderben! Geht weg von ihm, trennet euch und rühret den Unreinen nicht an! Gedenket eurer alten Lehrer und Priester, des weltberühmten Gregorius, des durch seine Heiligkeit ausgezeichneten Nektarius, des Johannes in seiner wunderbaren Glaubenskraft und Reinheit! Des Johannes sage ich, jenes Johannes, der nach dem Vorbilde des Evangelisten Johannes wahrhaft ein Jünger Jesu und Apostel war und gleichsam immer an der Brust und Liebe des Herrn ruhte. Seiner, sage ich, seid eingedenk, ihm folget; seine Reinheit bedenket, seinen Glauben, seine Lehre und Heiligkeit! Ja dieses eures Lehrers und Vaters seid immer eingedenk, da ihr ja gleichsam auf seinem Schooße und in seinen Armen aufgewachsen seid! Er war für mich und euch der gemeinsame Lehrer, wir sind seine Jünger und seine Schüler. Seine Schriften leset, seine Unterweisung haltet fest, seinen Glauben, sein Verdienst umfasset! Wenn es auch etwas Großes und Schweres ist, Dieses zu erreichen, so ist es doch schön und erhaben, darnach zu trachten. Denn in den höchsten Dingen ist nicht nur das Erreichen, sondern auch schon das Streben lobenswerth, weil man fast nie ganz ohne Antheil an Dem ist, wonach man sich bemüht emporzusteigen und zu gelangen. Jener also soll euch immer im Sinne und gleichsam vor Augen sein; in eurem Fühlen und Denken soll er bleiben, und gerade er soll euch auch Das, was ich hier geschrieben habe, annehmbar machen; S. 631 denn er hat es mich gelehrt, und so sollt ihr es nicht sowohl als mein, sondern als sein Eigenthum ansehen, weil der Bach durch die Quelle besteht und, was immer dem Schüler zugeschrieben werden kann, auf die Ehre des Meisters zurückgeführt werden muß. Dich aber, o Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus bitte ich vor Allem und über Alles mit flehendem Munde und Herzen, daß du Das, was ich durch dein Gnadengeschenk geschrieben habe, durch die Gabe deiner Liebe wollest den Seelen nahe legen! Und weil du, wie uns der Herr, unser Gott, dein Eingeborener, selbst gelehrt hat, diese Welt so liebtest, daß du deinen Eingeborenen für ihr Heil hingabst, o so gib diesem deinem Volke, welches du erlöst hast, daß es in der Menschwerdung deines Eingeborenen deine Gabe und seine Liebe erkenne, und daß Alle die Geburt, das Leiden und die Auferstehung deines Eingeborenen, unseres Herrn und Gottes so einsehen und lieben, daß die Herablassung seiner Majestät eine Erhöhung unserer Liebe sei! Möge doch in keinem Gemüthe seine Erniedrigung eine Verminderung seiner Ehre zur Folge haben, sondern stets eine Vermehrung der Liebe bewirken! Mögen wir alle die Wohlthaten deiner hl. Barmherzigkeit mit solcher Frömmigkeit und Weisheit einsehen, daß wir erkennen, wie viel mehr wir unserm Gotte schulden, je mehr er uns zu Liebe von sich selbst herabgestiegen ist!

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Sieben Bücher über die Menschwerdung Christi (BKV)

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