10. Er beweist die Gottheit Christi sowohl aus der Treulosigkeit der judaisirenden Juden, als aus dem Bekenntnisse Jener, welche sich zum Glauben Christi bekehren.
Wenn du nun lieber willst, daß dir Ebendasselbe aus dem Beispiele der Juden bewiesen werde, so betrachte die Stämme der Juden, wie sie sich nach jener unseligen Unwissenheit und gottlosen Verfolgung zum Glauben bekehren und Gott erkennen, und siehe, ob sie mit Recht sagen können: „Du bist unser Gott, und wir wußten es nicht.“ Aber ich füge noch etwas Anderes hinzu, damit ich nicht nur von den bekennenden, sondern auch von den verläugnenden Juden einen Beweis für dich hernehme. Frage also jene Juden, welche noch in der Gottesschändung verharren, ob sie Gott kennen oder an ihn glauben. Sie werden sicher behaupten, daß sie erkennen und glauben. Frage sie dagegen, ob sie an den Sohn Gottes glauben, und sie werden gewiß S. 514 verneinen und lästern. Du siehst also, daß der Prophet Dieß von Jenem gesagt hat, welchen die Juden niemals kannten und noch nicht kennen; nicht aber von Jenem, den sie ganz sicher gläubig zu bekennen meinen. Und deßhalb können Diejenigen unter den Juden, welche nach der Unwissenheit zum Glauben kamen, ganz gut sagen: „Du bist unser Gott, und wir wußten es nicht.“ Ja mit Recht sagen Jene, welche nach der Unwissenheit glauben, daß sie Den nicht kannten, von welchem die noch Ungläubigen hehaupten, daß sie ihn nicht kennen; denn es ist offenbar, daß die nach der Unwissenheit gläubig Bekennenden sagen, sie hätten Den früher nicht gekannt, welchen die Widersprechenden noch nicht kennen.