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Œuvres Jean Cassien (360-435) Sieben Bücher über die Menschwerdung Christi (BKV)
Fünftes Buch

4. Welcher Unterschied sei zwischen Christus und den Heiligen.

In der That, zwischen ihm und allen Heiligen ist derselbe Unterschied wie zwischen der Wohnung und dem Bewohner. Es kommt doch sicherlich nicht auf die Wohnung an, daß sie bewohnt werde, sondern auf den Bewohner, in dessen Belieben ja sowohl die Erbauung der Wohnung steht als der Gebrauch derselben, so daß er je nach seinem Willen die Wohnung errichten und die errichtete bewohnen kann. „Oder verlangt ihr“, sagt der Apostel,1 „einen Nachweis Dessen, der in mir redet, Christus?“ Und anderswo:2 „Wisset ihr nicht, daß Christus Jesus in euch ist, wenn ihr nicht etwa Verworfene seid?“ Und wieder heißt es:3 „Daß Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen.“ Siehst du nun, welch ein Unterschied sei zwischen der apostolischen Lehre und deiner Gotteslästerung? Du sagst, daß Gott in Christus wie in einem Menschen wohne, Jener aber bezeugt, daß Christus selbst in den Menschen wohne. Das kann in der That, wie du sagst, Fleisch und Blut nicht thun, so daß also Christus gerade in Dem sich als Gott bewährt, wegen Dessen du läugnest, daß er Gott sei. Denn da du nicht läugnest, daß Derjenige, welcher in dem Menschen wohnt, Gott sei, so müssen wir glauben, daß Jener, welcher unserer Erkenntniß gemäß in dem Menschen wohnt, ganz offenbar Gott sei. Alle Patriarchen also oder Propheten, alle Apostel oder Martyrer, kurz alle Heiligen hatten zwar Gott in sich und waren Gotteskinder und Gottes Empfänger, aber in einer ganz verschiedenen und S. 524 sehr unähnlichen Weise. Denn Alle, die an Gott glauben, sind Kinder Gottes durch Annahme, aber nur der eingeborene Sohn ist es durch die Natur. Er ist nicht aus irgend einer Materie vom Vater gezeugt, da ja jedes Ding und jeder Stoff der Dinge durch den eingeborenen Sohn ist; er ist nicht aus Nichts gezeugt, weil aus dem Vater; nicht wie herausgeboren, da ja in Gott Nichts leer und veränderlich ist, sondern unaussprechlich und unbestimmbar hat Gott der Vater in Dem, was ungezeugt in ihm war, seinen Eingeborenen erzeugt; und so ist von dem ungezeugten höchsten und ewigen Vater der eingeborene, höchste und ewige Sohn. Er muß für den Gleichen gehalten werden im Fleische wie im Geiste, für den Gleichen im Leibe wie in der Majestät, weil er bei seiner Geburt im Fleische nicht eine Trennung und Zerreissung seiner selbst bewirkte, so daß, während er zum Theile nicht geboren wurde, ein anderer Theil von ihm wäre geboren worden; oder daß nachher Etwas von der Gottheit auf ihn herabgekommen wäre, was nicht in ihm aus der Jungfrau wäre geboren gewesen. Denn nach dem Apostel „wohnt in Christo die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“,4 nicht als ob sie einmal in ihm gewohnt hätte und einmal nicht, und auch nicht, als ob sie nachher dagewesen wäre und vorher nicht. Sonst würden wir in jene Gottlosigkeit der pelagianischen Häresie gestürzt, so daß wir sagen, der von einer bestimmten Zeit an in Christus wohnende Gott sei dann auf ihn herabgekommen, als er durch sein Leben und seinen Wandel es verdient habe, daß die Kraft der Gottheit in ihm wohne. Bei den Menschen also, bei den Menschen ist Dieß so, nicht bei Gott, daß sie, soweit die menschliche Gebrechlichkeit es vermag, sich vor Gott demüthigen, sich ihm unterwerfen, sich zur Wohnung Gottes machen und durch Glaube und Frömmigkeit es verdienen, Gott als Gast und als Inwohner zu haben. Wie nemlich jemand für die Gabe S. 525 Gottes geeignet ist, so beschenkt ihn die göttliche Gnade. Wenn also Einer als Gottes würdig erachtet wird, so erfreut er sich der Ankunft Gottes nach jener Verheissung des Herrn:5 „Wenn mich Jemand liebt, so wird er mein Wort halten, und ich und mein Vater werden kommen zu ihm und Wohnung bei ihm nehmen.“ Aber weit anders ist die Sache und das Verhältniß bei Christus, in welchem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt, und der ebendiese Fülle so in sich hat, daß er Allen von ihr mittheilt; der, während in ihm die volle Gottheit wohnt, selbst in den einzelnen Heiligen so weilt, wie er sie seiner Einwohnung würdig hält; und der Allen so von seiner Fülle mittheilt, daß er selbst beständig in derselben bleibt. Wohnte er ja sicherlich auch, so lange er in seinem Leibe auf Erden war, den Seelen aller Heiligen ein, erfüllte Himmel, Erde, Meer, kurz das ganze Universum mit der Unendlichkeit seiner Macht und Majestät, und war so ganz in sich selbst, daß ihn das Weltall nicht fassen konnte; denn so groß und unaussprechlich das Erschaffene auch sein mag, so ist es doch nie so weit und unermeßlich, daß es den Schöpfer selbst fassen könnte.


  1. II. Kor. 13, 3. ↩

  2. II. Kor. 13, 5. ↩

  3. Eph. 3, 17. ↩

  4. Koloss. 2, 9. ↩

  5. Joh. 14, 23. ↩

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