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Werke Johannes Cassianus (360-435) De incarnatione Domini contra Nestorium Sieben Bücher über die Menschwerdung Christi (BKV)
Fünftes Buch

7. Wieder zeigt er aus der Verbindung der zwei Naturen zu einer Person in Christus, daß Das, was der göttlichen Natur zukomme, mit Recht auf den Menschen angewendet werde, und was der menschlichen, — auf Gott.

Wie ist nun aber Ebenderselbe, welcher vor Kurzem anfieng, vor dem Anfange der Welt? Weil eben gerade Derjenige in dem Menschen neulich angefangen hat, welcher vor dem Anfange aller Dinge war, nemlich Gott. Und deßhalb wird Christus Alles genannt, was Gott, weil die Einheit Christi und Gottes so groß ist, daß es durchaus Niemand vermöchte, entweder Christum nennend, Gott nicht in dem Namen Christi zu nennen, oder von Gott redend, Christum nicht in dem Namen Gottes zu bezeichnen. Dadurch also, daß durch die Majestät der hl. Geburt beide Substanzen geheimnißvoll sich vereinigten, wurde, was da war, nemlich Mensch und Gott, als Ganzes: Gott. Deßhalb ladet der Apostel Paulus, da er mit den eröffneten Augen des Glaubens das ganze Geheimniß unerklärlicher Majestät in Christo schaute, die Völker, welche die Wohlthaten Gottes erkennen, ein zur Danksagung vor Gott und spricht so:1 „Dank sagend dem Vater, der uns befähigt hat zum Antheile an dem Loose der Heiligen im Lichte, der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsterniß und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in welchem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Erlassung der Sünden, welcher ist Bild Gottes, des Unsichtbaren, S. 531 Erstgeborner vor aller Schöpfung, weil in ihm Alles ist geschaffen worden im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne, seien es Herrschaften, seien es Fürstenthümer, seien es Gewalten; Alles ist durch ihn und in ihm erschaffen worden, und er selbst ist vor Allen und Alles hat in ihm Bestand. Und er ist das Haupt des Leibes, der Kirche, der da ist Anfang, Erstgeborner aus den Todten, damit in Allem er die erste Stelle habe, weil es gefallen hat, daß in ihm die ganze Fülle wohne, und daß durch ihn Alles versöhnt werde mit ihm, sowohl was auf Erden als was im Himmel ist, indem er Friede machte durch das Blut seines Kreuzes.“ Braucht Dieß nun etwa auch noch einen erklärenden Zusatz, da es doch so ausführlich und deutlich dargestellt ist, daß es nicht nur den Glaubensinhalt in sich hat, sondern auch die Klarheit einer Auslegung? Er heißt uns also dem Vater Dank sagen und fügt wahrhaft einen mächtigen Grund für die Danksagung bei, weil er uns nemlich würdig gemacht habe des Antheiles der Heiligen, uns herausgerissen habe aus der Gewalt der Finsterniß und uns versetzt habe in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in welchem wir Erlösung hätten und Nachlassung der Sünden; der da sei Bild Gottes, des Unsichtbaren, Erstgeborener vor aller Schöpfung, weil in ihm und durch ihn Alles erschaffen sei, und er wie der Schöpfer, so auch der Regent von Allem sei. Und was dann? „Er ist“, sagt er, „das Haupt des Leibes, der Kirche, der da ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Todten.“ Die Schrift nennt die Auferstehung gleichsam eine Zeugung, weil wie die Zeugung Leben schafft, so die Auferstehung zum Leben erzeugt. Deßhalb wird auch die Auferstehung gerade Wiedergeburt genannt nach jenem Ausspruche des Herrn:2 „Wahrlich sage ich euch, daß ihr, die ihr mir gefolgt seid, bei der Wiedergeburt, wenn der Sohn des Menschen sich auf den Thron seiner Herrlichkeit gesetzt S. 532 haben wird, gleichfalls sitzen werdet auf zwölf Thronen, zu richten die zwölf Stämme Israels.“ So nennt er also Jenen den Erstgeborenen aus den Todten, welchen er oben als unsichtbaren Sohn und Bild Gottes ausgerufen hatte. Wer ist aber Bild des unsichtbaren Gottes, wenn nicht der Eingeborene, das Wort Gottes? Und wie kann von Demjenigen, der Bild und Wort des unsichtbaren Gottes genannt wird, die Auferstehung von den Todten ausgesagt werden? Und was wird nun doch noch beigefügt? Er sagt: „Damit Er in Allem die erste Stelle habe, weil es gefallen hat, daß in Ihm die ganze Fülle wohne, und durch Ihn zu versöhnen Alles zu Ihm hin, sowohl was auf Erden als was im Himmel ist, indem er Friede machte durch das Blut seines Kreuzes.“ Braucht nun vielleicht den Vorrang vor Allem der Schöpfer des Alls, oder Derjenige, welcher schuf, den Vorrang vor Dem, was von Ihm geschaffen wurde? Oder kann man etwa vom Worte sagen, daß es gefallen habe, es solle in Ihm, als dem Erstgebornen von den Todten, alle Fülle wohnen, da es ja doch als eingeborner Sohn Gottes vor allem Anfang der Dinge den unsichtbaren Vater in sich hatte, und so schon zuvor alle Fülle so umfaßte, daß es selbst die Fülle von Allem war? Und wie heißt es zuletzt? Er sagt: „Indem er Friede machte durch das Blut seines Kreuzes für Alles, sowohl was auf Erden, als was im Himmel ist.“ Er hat also doch auf das Deutlichste gezeigt, von wem er rede, und wen er den Erstgebornen aus den Todten nenne. Oder sind denn etwa durch das Blut des Wortes oder des Geistes alle Dinge versöhnt und zum Frieden gebracht worden? Durchaus nicht; denn es kann weder irgend Etwas von Leiden auf eine unsterbliche Natur fallen, noch auch Blut vergossen werden ausser von einem Menschen, noch kann ein Anderer sterben als ein Mensch; und doch wird Ebenderselbe, welcher im Folgenden ein Gestorbener genannt wird, weiter oben als Bild des unsichtbaren Gottes bezeichnet. Wie geht also Das zu? Es wurde eben von den Aposteln auf jede Weise vorgesorgt, daß in Christus keine S. 533 Trennung zu sein scheine, und daß nicht der mit dem Menschensohne geeinte Sohn Gottes durch irrige Auffassungen mit einem Male zwei Personen habe, und so Derjenige, der in sich Einer ist, durch verkehrte und gottlose Meinungen in uns zweifach werde. So steigt denn die apostolische Predigt schön und bewunderungswürdig von dem eingebornen Sohne Gottes zu dem mit dem Gottessohne vereinigten Menschensohne herab, damit das Lehrwort denselben Verlauf habe wie die thatsächliche Reihenfolge. Alle ist in so untrennbarer Verbindung, und wie durch eine Brücke vereint, daß man ohne irgend welche Theilungen oder Zwischenräume Ebendenselben, von welchem man am Anfange der Welt gelesen hat, auch am Ende der Zeit wieder findet, so daß man, weil durchaus keine Auseinanderzerrung in gottloser Trennung zugelassen ist, nicht einen andern Sohn Gottes im Fleische und einen andern im Geiste glauben kann; denn die apostolische Lehre hat Gott und den Menschen durch das Geheimniß der körperlichen Geburt so geeint, daß sie dir Ebendenselben als den Allversöhner am Kreuze zeigt, welchen sie vor dem Beginne der Welt als Bild des unsichtbaren Gottes gepredigt hatte.


  1. Koloss. 1, 12 ff. ↩

  2. Matth. 19, 28. ↩

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Sieben Bücher über die Menschwerdung Christi (BKV)

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